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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1843 |
Grundlage Datierung: | Brandkataster |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Baugruppe |
Weitere Teile der Baugruppe: | MEN943 |
Nutzung (Stufe 1): | Profane Wohnbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Repräsentatives Wohnhaus, Villa |
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Schutz / Status |
Status Bauinventar: | Neuaufnahme Bauinventar 2012 |
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Dokumentation |
Würdigung: | Herrschaftliches Wohnhaus, das aus einem spätklassizistisch-biedermeierlichen Baukubus mit Vollwalmdach von 1843 hervorging und im späten 19. Jahrhundert für den Fabrikanten Carl Weber-Landolt um einen Anbau mit Treppenhausturm erweitert wurde. Das Gebäude vereint am Äusseren Stilelemente des Klassizismus und Louis XVI mit historistischen Bauformen und besitzt vor dem mittig angelegten Eingang an der Ostflanke einen Vorbau mit repräsentativem Treppenaufgang. Aufgrund ihrer Baugeschichte stellt die Villa das Pendant zur gegenüberliegenden, kontinuierlich gewachsenen Anlage der Herkules-Fabrik (Bauinventarobjekt MEN943) dar, mit der sie ein Ensemble von hohem Situationswert sowie lokal- und wirtschaftsgeschichtlicher Bedeutung bildet. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Gemäss Brandlagerbuch wurde das Gebäude mit Ziegeldach 1817 für Jakob Sager, Hansen, erstellt. Aufgrund des bescheidenen Schätzwertes muss es sich dabei anfänglich um ein einfaches Wohnhaus gehandelt haben. 1840 ging das Haus an den Grossrat und Schneidermeister Heinrich Weber über, der es 1843 einem ersten grossen Umbau unterzog. Damals erhielt das Gebäude die kubische Grundform mit Vollwalmdach und giebelbekröntem Mittelrisalit zur Strasse. Auch die aus Muschelkalk gehauenen Fenstergewände sowie das Girlandenrelief auf der Nordseite stammen aus dieser Bauphase. Eine weitere "Verbesserung" ist 1885 unter Webers Sohn Gottlieb Heinrich Weber-Fischer, dem Vater von Carl Weber-Landolt, vermerkt. Bereits vor 1890 besteht jedenfalls der ostseitige Zwerchgiebel mit Rundbogenfenster und eventuell auch schon der darunter liegende Hauszugang. Einen Hinweis auf die ursprüngliche Eingangssituation gibt der Türsturz mit zierlichem Girlandenrelief am strassenseitigen Mittelrisalit. Das unter beiden Erdgeschossfenstern durchgezogene Sohlbankgesims deutet ebenfalls auf eine nachträgliche Veränderung in diesem Bereich hin. Der zweite grosse Umbau erfolgte in den späteren 1890er Jahren unter Carl Weber-Landolt, der 1895 auch in die Vergrösserung der Fabrik investierte. Er liess das Wohnhaus im Westen um eine weitere Schicht mit integriertem Treppenturm erweitern und veränderte mit dieser Massnahme die innere Raumstruktur und Erschliessung. Den portikusartigen Vorbau vor dem ostseitigen Eingang erhielt das Haus vermutlich erst im frühen 20. Jh. [1]. |
Beschreibung: | Der drei auf vier Achsen zählende, zweigeschossige Mauerbau trägt ein gerades Vollwalmdach und ist mit einem giebelbekrönten Risalit, der die mittleren beiden Fensterachsen umfasst, nach Norden auf die Herkulesstrasse orientiert. Talwärts öffnet sich das Dach mit einem Zwerchhaus, südseitig ist eine kleine Giebellukarne angebracht. Auf der Westseite schliesst in Verlängerung der Firstlinie ein Treppenhausturm mit schwach geneigtem Pyramidendach an. Dieser wird beidseitig von flach gedeckten, zweigeschossigen Seitenflügeln flankiert, von welchen der südliche stark durchfenstert ist. Gefugte Putzlisenen mit Gesimsabschlüssen unter der Traufe fassen den Baukörper. Das Kellergeschoss setzt sich durch eine mit Grobputz beworfene und gefugte Sockelzone von der übrigen Fassade ab. Die hochrechteckigen Fenster werden von gefalzten Muschelkalkgewänden gerahmt und am Mittelrisalit sowie über dem ostseitig angelegten Haupteingang im Obergeschoss durch ein profiliertes Kranzgesims betont. Am Zwerchhaus und Giebel sind Lünetten und eine Rundbogenöffnung eingelassen. Das kurz vor 1900 ergänzte Treppenhaus wird von einem gekuppelten Rechteckfenster und einem überhohen Rundbogenfenster belichtet. Der Hauszugang liegt spätestens seit dem frühen 20. Jh. auf der von der Hauptstrasse her gut sichtbaren Ostseite. Er zeichnet sich durch einen portikusartigen Vorbau mit Freitreppe und darüberliegendem Balkon aus. Hinter der schützenden Verglasung befindet sich eine eichene Eingangstür, deren Fenster rautenförmige Holzgitter aufweisen. Das Gebäude verfügt laut Brandkataster von 1850 über zwei Tremkeller. Das Innere ist stark verändert (Treppenhaus und Obergeschoss nicht gesehen). Das Haus war bis ins 20. Jh. von einer Parkanlage umgeben, von der sich nur ein kleiner Teil erhalten hat. |
Anmerkungen: | [1] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0252-0255: Brandkataster Gemeinde Menziken 1850-1938. - Lanz 1996, S. 73, 78 (Abb.), 82 (Abb.). - Freundliche Auskunft Peter Steiner, Historische Vereinigung Wynental (Besitzergeschichte vor 1850). |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung. |
Literatur: | - Ernst Lanz, Carl Weber-Landolt, der Aargauer Autopionier, in: Jahresschrift der Historischen Vereinigung Wynental 1995/96, Menziken 1996, S. 73-85. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0252-0255: Brandkataster Gemeinde Menziken 1850-1938. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=118990 |
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