INV-MDE933 Marienkirche, 1967-1969 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-MDE933
Signatur Archivplan:MDE933
Titel:Marienkirche
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Süden (2012)
Bezirk:Rheinfelden
Gemeinde:Magden
Adresse:Brüelstrasse 7
Versicherungs-Nr.:513, 513.1 (Glockenturm)
Parzellen-Nr.:2856
Koordinate E:2627731
Koordinate N:1264225
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2627731&y=1264225

Chronologie

Entstehungszeitraum:1967 - 1969
Grundlage Datierung:Schriftliche Quelle

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Sakrale Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Kirche (röm.-kath.)

Schutz / Status

Status Bauinventar:Neuaufnahme Bauinventar 2012

Dokumentation

Würdigung:1967-69 nach Plänen des Basler Architekten Leo Cron erstellte Zeltkirche mit markantem freistehendem Glockenturm. Es handelt sich um eine der seltenen Kirchenbauten im Aargau, bei denen die originale materialsichtige Betonkonstruktion noch unverändert erhalten ist. Der klar strukturierte und durch den Bildhauer Albert Schilling sorgfältig detaillierte Kirchensaal ist nach der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils mit dem Altar als Mittelpunkt konzipiert. Mit seinem abgetreppten hölzernen Pyramidendach entfaltet das Innere eine stimmige Raumwirkung. Die Magdener Marienkirche liegt im Trend einer innovativen Epoche katholischer Kirchenarchitektur, die mit dem Bau der Basler Antoniuskirche begann und landesweit verschiedene interessante Bauwerke hervorgebracht hat.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Am 29. Dez. 1872 beschloss die Magdener Bevölkerung mit grosser Mehrheit, sich von der katholischen Kirche loszulösen und der im gleichen Jahr gegründeten christkatholischen Kirche beizutreten [1]. Die wenigen verbliebenen röm.-kath. Familien besuchten fortan den Gottesdienst im benachbarten Rheinfelden. Im Laufe der Zeit aber wurde der Wunsch nach einem eigenen Gotteshaus immer grösser. So wurde 1953 der „Kapellenbauverein“ gegründet und 1956 ein Bauplatz erworben. Eine grosszügige Privatspende von 100‘000 Franken machte es möglich, statt der ursprünglich vorgesehenen Kapelle eine geräumige Kirche zu planen. Aus einem Wettbewerb ging der Basler Architekt Leo Cron als Sieger hervor und wurde mit der Projektierung beauftragt [2]. Für die Gestaltung des Innenraumes war der Arlesheimer Bildhauer Albert Schilling (1904-1987) verantwortlich. Am 17. Aug. 1967 erfolgte der erste Spatenstich, am 2. Febr. 1969 wurde die Kirche durch Bischof Anton Hänggi eingeweiht. Die ursprüngliche Idee eines eigenen Pfarrhauses, wie es auf Projektplänen noch dargestellt ist, wurde wegen dem sich abzeichnenden Priestermangel nicht realisiert [3].
Obwohl die Kosten für den Kirchenbau mit 980‘000 Franken vergleichsweise bescheiden ausfielen, verzichtete man vorerst auf eine fest installierte Orgel und begnügte sich mit einem Harmonium. Die bestehende Orgel wurde 2000 durch den international bekannten Orgelbauer Mathis aus Näfels eingebaut.
An neueren Veränderungen sind die Entfernung der Beichtstühle aus dem Kirchenraum (2005), die Installierung einer neuen Tonanlage (2006), der Einbau von Pendelleuchten anstelle von Scheinwerfern (2006/2007) sowie die Schaffung einer behindertengerechten WC-Anlage im Untergeschoss anzuführen [4].
Beschreibung:Die Marienkirche ist am nordwestlichen Dorfrand von Magden ins ansteigende Gelände gestellt. Sie erhebt sich über quadratischem Grundriss von 25 x 25 m als auffälliger Pyramidenbau mit freistehendem Glockenturm aus Sichtbeton. Auf der dorfzugewandten Ostseite führt eine breite Freitreppe zum bergseitigen Kirchenvorplatz. Der Haupteingang befindet sich an der Südwestecke und ist durch das Zurückspringen der Fassaden als L-förmiger offener Vorbereich ausgebildet. Bedingt durch die Geländesituation, tritt talseitig die Sockelzone als Vollgeschoss in Erscheinung. Der Eingang ist hier ebenfalls von der Hauptfassade zurückversetzt, so dass sich eine kleine überdachte Vorzone ergibt.
Das mächtige, mit dunklen Eternitplatten eingedeckte Dach ruht selbsttragend auf vier Betonpfeilern. Am Hauptgeschoss bilden weiss verputzte, nur spärlich befensterte Wandflächen zwischen den Beton-Eckpfeilern eine nahezu geschlossene Fassadenfront, welche durch dünne vertikale Holzstäben gegliedert und durch ein schmales Lichtband von der Dachfläche getrennt ist. Demgegenüber zeigt der Unterbau durch die Verzahnung von Sichtbetonteilen und grösseren Fensterflächen ein auffälliges, lebendiges Fassadenbild.
Den Raumeindruck des Kirchensaals bestimmt das mächtige abgestufte Pyramidendach, das von vier sichtbaren Bindern getragen wird. Die Auflager der im Innern verputzten Beton-Eckpfeiler sind ebenfalls sichtbar belassen. In die Dachflächen eingelassen sind schachtartige Oberlichter, ebenso tragen die horizontalen Lichtbänder zwischen den weiss verputzten Wandflächen und dem Dach zur natürlichen Belichtung bei. Vom offenen Kirchenraum ausgeschieden sind der L-förmige Zugangsbereich und die zweiteilige, als weisse Mauerfläche hervortretende Sakristei. Der Altarbereich davor ist als leicht erhöhte hölzerne Plattform ausgebildet und dreiseitig von Bankreihen umgeben, was die Nähe der liturgischen Handlung zu den Gläubigen im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils verdeutlicht. Der restliche Raum ist mit dunklem Bitumen (Flintkote-Boden) ausgelegt.
Die liturgische Ausstattung ist mit beweglichen Möbelstücken ausgesprochen schlicht gehalten. Rechts des Altars ist eine ältere Madonnenstatue aufgestellt, links davon befindet sich die nachträglich eingebaute Orgel. In die grösstenteils fensterlosen Wandflächen sind in regelmässigen Abständen rechteckige Kerzennischen eingelassen. Zur künstlichen Beleuchtung dienen holzverkleidete Deckenleuchten und vereinzelt angebrachte Pendellampen aus Metall.
Neben der Sakristei führt ein Innenabgang ins Untergeschoss, wo ein helles Foyer den Kirchgemeindesaal, einen ehemaligen Kindergartenraum, ein Sitzungszimmer und weitere Nebenräume erschliesst. Im Gebäude sind auch Luftschutzräume untergebracht.
In der Südostecke des mit Zementsteinen ausgelegten Vorplatzes ragt der Glockenturm als schlanker Sichtbetonbau auf rechteckigem Grundriss auf. Auf der dorfzugewandten Seite ist die obere Hälfte mit vertikalen Holzlatten verkleidet. Das aus vier Glocken bestehende Geläut von der Giesserei Rüetschi in Aarau ist auf e – gis – h – cis gestimmt.
Anmerkungen:[1] Vgl. Magden 2004, S. 266-267; www.magden.ch
[2] Leo Cron, geb. 15. Juni 1920 in Basel. Lehre als Bauzeichner bei Burckhardt und Wenk in Basel. Studium am kantonalen Technikum in Burgdorf und an der ETH Zürich. Eigenes Architekturbüro seit 1951 (vgl. Das Werk, Band 45, 1958).
[3] Projekt abgebildet in: Das Werk Band 54, 1967.
[4] Mündliche Auskünfte Urs Hahn, Sigrist (2009).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Kurzinventar Sakralbauten ab dem 20. Jahrhundert (Kantonale Denkmalpflege Aargau 2009).
- ICOMOS Liste historischer Gärten und Anlagen der Schweiz, Kanton Aargau, Magden, 4253-03.
- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Literatur:- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 170.
- Fabrizio Brentini, Bauen für die Kirche, Katholischer Kirchenbau des 20. Jahrhunderts in der Schweiz, Luzern 1994, S. 195, 197.
- Das Werk, Bd. 54 (1967), S. 246.
- Magden (Ortsgeschichte), Magden 2004, S. 266-268.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=119481
 

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