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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1923 - 1925 |
Grundlage Datierung: | Bildquelle; Brandkataster |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Fabrikgebäude, Manufakturgebäude |
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Schutz / Status |
Status Bauinventar: | Neuaufnahme Bauinventar 2013 |
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Dokumentation |
Würdigung: | Stattlicher Gebäudekomplex, der 1923-25 für die von Jean Kappeler gegründete Geflechtfabrik an der Strasse nach Stetten, auf der Grossmatte errichtet wurde. Während sich das vorangestellte Wohn- und Bürogebäude mit einem zweigeschossigen Turmerker und einem neubarock gestalteten Eingangsportal zur Strasse hin als Schlösschen präsentiert, erinnert der angebaute dreigeschossige Fabriktrakt mit einem Dachaufbau und zinnengesäumter Dachterrasse eher an die Befestigungs- und Burgenarchitektur und greift mit den Treppengiebeln ein Motiv auf, dass sich am Alten Rathaus jenseits der Reuss wiederfindet. Der äusserlich intakt erhaltene Industriezeuge bezeugt die einst regional verbreitete Stroh- und Geflechtindustrie und nimmt – von weither sichtbar – eine prägende Stellung am östlichen Ortsausgang ein. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Der Fabrikkomplex mit angebautem, auf die Stetterstrasse orientiertem Wohn- und Bürohaus wurde zwischen 1923 und 1925 für die Strohgeflechtfabrik Jean Kappeler & Cie. errichtet (vgl. historische Flugaufnahmen, Fotodokumentation). Laut Brandkataster entstand zuerst ein massiv gemauertes Fabrikgebäude mit Vorbau und Veloschopf, das unter der Versicherungsnummer 299 für 102'000 Franken versichert wurde. Hinter dem Fabrikgebäude folgte noch 1923 eine zur Strohmanufaktur gehörende Mechanische Werkstätte aus Stein, "Rieg" und Eternit mit einem Versicherungswert von 17'000 Franken. 1925 war auch der mit der Rückseite an die Fabrik angebaute zweigeschossige Kopfbau an der Stetterstrasse fertiggestellt. Das typologisch als Wohnhaus gestaltete "Bureaugebäude & 2 Verbindungsbauten" wurde unter der Nummer 307 für 80'000 Franken versichert [1]. Jean Kappeler war Erfinder von Textilmaschinen und hatte 1904 die "Schmid, Kappeler & Co.", ab 1917 Argovia AG, mitbegründet, die sich der maschinellen Fabrikation von Hanfgeflechten widmete (später auch textile Kleidung) und nur rund hundert Meter weiter stadtauswärts stand. Bei der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft 1910 trennte sich Jean Kappeler von seinem Geschäftspartner und liess sich auszahlen. Die von ihm gegründete Strohmanufaktur wurde schon 1924 in "Geflechtfabrik und Zwirnerei AG" und 1928 in "Geflechtfabrik Mellingen AG" umbenannt. Die Firma, die etwa bis um 1940 bestand, war unter anderem für ihre Klöppelspitzen bekannt [2]. Der Fabrikkomplex hat sich seither äusserlich nur wenig verändert. Die Fabrikräume werden heute zu Lagerzwecken genutzt. Der Kopfbau enthält im Erdgeschoss noch immer Büroräume, während in den Obergeschossen Wohnungen untergebracht sind. |
Beschreibung: | Der Baukomplex der ehemaligen Geflechtfabrik steht rund hundert Meter vor der Abzweigung nach Rohrdorf oberhalb der Stetterstrasse und blickt mit seiner schlösschenartig gestalteten Schaufassade auf die linksufrige Altstadt hinunter. Er setzt sich aus einem zweigeschossigen Wohn- und Bürogebäude und einem hangwärts anschliessenden winkelförmigen Fabrikbau mit drei Vollgeschossen zusammen. Die Fassaden weisen einen einheitlichen groben Kellenwurfputz auf. Der Baukörper des Wohn- und Bürohauses ist traufständig zur Stetterstrasse gerichtet. Er trägt ein geknicktes Satteldach mit Gehrschilden und verschalten Freibünden. Die Mittelachse betont ein Zwerchhaus, das an der Fassade als zweigeschossiger polygonaler Erker mit geschweiftem Helm abschliesst. Auf der Rückseite geht das Dach in einen die ganze Breite einnehmenden Quergiebelanbau über, welcher den Verbindungstrakt zum Fabrikgebäude bildet. An der nordwestlichen Fassade ist dieser an einem speziell breiten Wareneingang ablesbar. Das Erdgeschoss besitzt strassenseitig einen direkten Zugang. Das tiefe, üppig profilierte und mit Blattwerk und einer Kartusche geschmückte Stichbogengewände wirkt unter dem Erker wie von der Last gedrückt. Die oberen Geschosse sind über einen zweiten Seiteneingang neben der Warenannahme erschlossen, der in das bauzeitliche Treppenhaus führt. Die teils einfachen, teils gekuppelten Rechteckfenster sind im Erdgeschoss mit einem blockartigen Kranzgesims versehen. Im Dachgeschoss reihen sich zwei bzw. drei stichbogig ausgeschnittene Fenster aneinander. Die dreiseitigen Fensterfronten des Erkers sind durch gefugte Gewände mit mehrfach profilierten Gesimsen akzentuiert. Der rückwärtig anschliessende Fabrikbau ist ein winkelförmig ausgebildeter Baukörper mit unterschiedlich hohen Quergiebeln und einer lebendigen Dachlandschaft. Nach Südosten und Südwesten – und somit bei der Durchfahrt gut sichtbar - wird das Dach von zwei Treppengiebeln abgeschlossen. Ein Zinnenkranz säumt auch die Brüstungsmauer der südwestgerichteten Dachterrasse, hinter der sich ein turmartiger Quergiebel in Fachwerkbauweise mit schwach geneigtem Walmdach erhebt. Auf die Dachflächen sind in regelmässigen Abständen Giebellukarnen mit rundbogig abschliessenden Fenstern gesetzt. Einfache axial angeordnete Rechteckfenster mit Blockgesimsen überziehen die Fassaden des Baukörpers, dazwischen verlaufen längsseitig Lisenen. Nur in die Giebelfelder und in das "Turmgeschoss" sind stichbogenförmige Öffnungen eingelassen. Der Fabrikbau besitzt an der Auffahrt einen eigenen Eingang sowie in der nördlichen Ecke ein Treppenhaus. Die ehemaligen Fabrikräume, welche jeweils fast das ganze Geschoss einnehmen, weisen eine Deckenkonstruktion aus Eisenträgern auf, die von einer Reihe Metallpfeilern gestützt werden. Der Wohn- und Bürobau bewahrt im Innern die ursprüngliche räumliche Struktur und innere Erschliessung. Eine Besonderheit ist das kleine Fenster in der Binnenwand, welches den Blick in die Fabrikhalle freigibt. Neben dreiteiligen Füllungstüren mit neubarocker Profilierung hat sich zwischen dem Erschliessungstrakt und dem übrigen Erdgeschoss eine zweiflüglige Schwingtür mit Riffelglas und Bügelgriffen erhalten. Im rückwärtigen Arealbereich befinden sich weitere kleinere Anbauten sowie ein eingeschossiger Zweckbau mit Satteldach, in dem sich ehemals die Mechanische Werkstätte befand. |
Anmerkungen: | [1] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0051: Brandkataster Gemeinde Mellingen 1899-1938. [2] www.vamus.ch/Industriekultur. - Freundliche Mitteilung Rainer Stöckli. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0051: Brandkataster Gemeinde Mellingen 1899-1938. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=120171 |
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