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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 18th cent. |
Grundlage Datierung: | Schätzung |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerlicher Vielzweckbau |
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Dokumentation |
Würdigung: | Als Mauerbau errichtetes behäbiges Bauernhaus aus dem späten 18. Jahrhundert, das sein äusseres Erscheinungsbild sowie wesentliche Teile der inneren Raumstruktur und der historischen Ausstattung bewahrt hat. Seine Stellung am südlichen Dorfeingang, zwischen dem Schulhaus und ehemaligen Gasthof "Bären" (kantonales Denkmalschutzobjekt STI001) und dem schmucken klassizistischen Wohnhaus Steigstrasse 9 (kantonales Denkmalschutzobjekt STI002) verleiht dem Gebäude eine besondere ortsbauliche Bedeutung. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Aufgrund seines äusseren Erscheinungsbildes dürfte das Haus aus dem späten 18. Jh. stammen. Angeblich wurde es an der Stelle eines Vorgängerbaus errichtet, welcher als „Stammhaus“ der Familie Strössler zumindest bis ins 17. Jh. zurückging [1]. Im ersten Brandkataster von 1809 ist die Liegenschaft als „zweistöckiges steinernes, mit Ziegeln gedecktes Haus und Scheune“, in den Händen von Heinrich Strössler, „Chorrichters“, verzeichnet [2]. 1825 werden in den Akten „bauliche Verbesserungen“ angeführt, welche am Haus selbst mit einer über dem Tenntor in die Fassade eingeritzten Jahreszahl „1824“ belegt sind. Möglicherweise fand damals eine geschossweise Aufteilung der Liegenschaft statt, sind doch im nächstfolgenden Brandkataster von 1829 zwei Stockwerkwohnungen, im Besitz von Johannes Strössler, Gemeinderat, und Heinrich Strössler, verzeichnet. Zur unteren Wohnung gehörten die vordere Hälfte der Scheune, ein gewölbter Keller, Anteil Estrich und der „Rechenboden“ über dem Haus. Die obere Wohnung umfasste die hintere Hälfte der Scheune, ebenfalls einen gewölbten Keller, Anteil Estrich und den „Rechenboden“ über der Scheune [3]. Die gehobene wirtschaftliche und gesellschaftliche Stellung der damaligen Bewohner äussert sich dahingehend, als die Gebrüder Strössler, „Chorrichters“, Mitte des 19. Jh. zu den besten Steuerzahlern in der Gemeinde gehörten [4]. |
Beschreibung: | Am südlichen Dorfeingang unmittelbar beim klassizistischen Wohnhaus Steigstrasse 9 Kantonales Denkmalschutzobjekt STI002) steht das Bauernhaus in einem schmalen Spickel zwischen Steigstrasse und Haldenstrasse. Der traufständige, leicht abgewinkelte Baukörper vereint Wohnteil, Tenn und Stall unter einem steilen, stark geknickten Satteldach (Sparrendach mit Aufschieblingen und liegendem Stuhl). Der Wohnteil ist vollumfänglich aus Kalkbruchsteinen aufgemauert, der Ökonomietrakt in Mischbauweise aus Bruchstein und Holz erstellt. Die nach Osten zur Steigstrasse ausgerichtete Stubenfront zeigt vier Fensterachsen in leicht versetzter, auf die innere Raumordnung abgestimmter Anordnung. Breite Fensterformate mit rechteckigen Muschelkalk-Gewänden, welche auf der Innenseite teils stichbogig ausgeschnitten sind, verleihen dem Haus einen grosszügigen Charakter. Die mit einer Obergeschosslaube versehene Rückfront weist drei Fensterachsen auf, während die stirnseitigen Lichtöffnungen von unterschiedlicher Grösse und Anordnung sind. Die beiden Stockwerkwohnungen verfügen über einen dreiraumtiefen Grundriss mit innerer Längsküche, an der östlichen Schaufront angeordneten Hauptwohnräumen (Stube und Nebenstube) sowie rückwärtigen Nebenräumen. Die innere Erschliessung erfolgt über einen längs dem Tenn durchlaufenden Korridor mit traufseitigen Eingängen. Im Parterre führt ein dritter Zugang stirnseitig direkt in die Küche (durch jüngeren Schopfanbau verdeckt). Quer zur Firstrichtung des Hauses erstreckt sich ein grosser Gewölbekeller, der von beiden Traufseiten her über Aussenzugänge erschlossen ist. An originalen Ausstattungselementen sind in der Parterrewohnung noch Sichtbalkendecken mit eingeschobenen Bretterböden und profilierten Deckleisten erhalten. Die aus grünen Kacheln aufgesetzte, zweistufige Sitzkunst dürfte aus dem früheren 19.Jh. zu stammen, während der ebenfalls grüne Kastenofen wohl etwas jünger ist. Obergeschoss im Laufe der Zeit stärker modernisiert (Inneres gemäss Kurzinventar von 1992). Südlich schliesst an den Wohnteil der unter dem First geteilte Ökonomietrakt mit Tenn und Stall an (Mittertennhaus). Der Stallbereich und die Giebelfront sind wie der Wohnteil massiv gemauert. Namentlich die aus kräftigen Bruchsteinblöcken gefügte rückwärtige Stallmauer mit der kleinformatigen liegenden Fensteröffnung zeigt sich noch in einer ursprünglichen, heute selten mehr anzutreffenden Form. Dasselbe gilt für die innere Trennwand zwischen Tenn und Stall, welche als Bohlenständerkonstruktion auf einem Mauersockel aus sorgfältig behauenen Kalksteinblöcken erhalten ist. Die Heubühnenwand zeigt als vertikale Bretterschalung mit integrierten grossflächigen Tenntoren eine gängige schlichte Ausprägung. |
Anmerkungen: | [1] Zur Familie Strössler vgl. Baumann 1977, S. 344-345. [2] Staatsarchiv Aargau, Bezirksamt Brugg Zw 1936.0001/4524: Brandkataster Gemeinde Stilli 1809. – Der Zuname „Chorrichters“ leitet sich von einem Ehrenamt ab, welches die Vorfahren der Eigentümer zur Zeit der Berner Herrschaft bekleideten (freundliche Auskunft Max Baumann, Stilli). [3] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0189-0191: Brandkataster Gemeinde Stilli 1850-1938. [4] Vgl. Baumann 1977, S. 361: Zusammenstellung der steuerpflichtigen Einkommen in Stilli 1856. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung. |
Literatur: | - Max Baumann, Stilli, von Fährleuten, Schiffern und Fischern im Aargau, Windisch 1977. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, Bezirksamt Brugg Zw 1936.0001/4524-4525: Brandkataster Gemeinde Stilli 1809-1850; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0189-0191: Brandkataster Gemeinde Stilli 1850-1938. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=121682 |
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