INV-STI906 Dorfstrasse 22, 24, Stilli, 17. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-STI906
Signatur Archivplan:STI906
Titel:Dorfstrasse 22, 24, Stilli
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Südwesten (2012)
Bezirk:Brugg
Gemeinde:Villigen
Ehem. Gemeinde:Stilli (bis 31.12.2005)
Ortsteil / Weiler / Flurname:Stilli
Adresse:Dorfstrasse 22, 24
Versicherungs-Nr.:1039, 1038
Parzellen-Nr.:3166, 3170
Koordinate E:2659789
Koordinate N:1263335
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2659789&y=1263335

Chronologie

Entstehungszeitraum:17th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Würdigung:Baugeschichtlich und typologisch interessantes Gebäude, das im 17./18. Jahrhundert als strohgedeckter Ständerbau – vermutlich von Beginn weg in der Konstellation eines Doppelbauernhauses – entstanden ist. Von der ursprünglichen Konstruktion hat sich im Scheunentrakt des südlichen Hausteils die für Strohdachhäuser charakteristische rauchgeschwärzte Hochstudkonstruktion erhalten. Aus einem grösseren Umbau im frühen 19. Jahrhundert hervorgegangen sind die gemauerten Fassade, die stehende Stuhlkonstruktion, die innere Raumstruktur und der 1812 datierte grüne Kachelofen des südlichen Wohnteils. Der Wechsel von Stroh- auf Ziegeldach fand aber erst 1865 statt. Der nördliche Hausteil hat um 1890 eine tiefgreifende Umgestaltung erfahren. Das hohe Alter und die wechselvolle Baugeschichte verleihen dem langgestreckten Gebäude einen bedeutenden Stellenwert im historischen Baubestand von Stilli.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Aus den bestehenden Verhältnissen darf rückgeschlossen werden, dass das Gebäude im 17./18. Jh. als spiegelbildlich angelegtes Doppelbauernhaus mit aussenliegenden Wohnteilen und dazwischen gesetztem Ökonomieteil errichtet wurde. Die beiden Liegenschaften werden im ersten Brandkataster von 1809 jeweils als "einstöckiges hölzernes mit Stroh gedecktes Haus und Scheune" beschrieben [1]. Der südliche Hausteil (Dorfstrasse 22) befand sich damals in den Händen von Heinrich Lehner; der nördliche Teil (Dorfstrasse 24) gehörte Heinrich Finsterwald, wobei Johann und Jakob Müller vom benachbarten „Stillihaus“ hier noch Stallanteile besassen. Bei der nächstfolgenden Erhebung 1829 ist bereits von einem „zweistöckigen Wohnhaus mit 2 Wohnungen samt doppelter Scheune und 3 Ställen und Wagenschopf, von Stein, Riegel und Holz, mit Strohdach“ die Rede, was auf bauliche Veränderungen (Teilaufmauerung) schliessen lässt. Einen Anhaltspunkt für diese Bauphase liefert die Jahreszahl "1812" am Kachelofen in der südlichen Stube.
1863 fand eine eigentumsrechtliche Zusammenlegung statt, als der Besitzer des nördlichen Hausteils, Samuel Finsterwald, „Stüssis“ (1806-1886), den südlichen Wohnteil hinzukaufte und für seine Söhne umgestaltete [2]. Ein Brandkatastereintrag von 1865 erwähnt einen "Umbau samt Umdeckung auf Ziegel". Die nördliche Liegenschaft (Dorfstrasse 24) wurde 1889 "wegen drohender Einsturzgefahr" aus dem Brandkataster gestrichen. Im folgenden Jahr hat man den Wohnteil vermutlich gänzlich erneuert (1890).
Beschreibung:Der in Nord-Süd-Ausrichtung traufständig an die Strasse gestellte, lang gestreckte Baukörper besteht in der Grundanlage aus zwei spiegelbildlich aneinandergereihten Mittertennhäusern mit aussenliegenden Wohnteilen, vereint unter einem durchlaufenden Satteldach.
Der authentischer erhaltene südliche Hausteil (Dorfstrasse 22) hat in der Scheune nebst vereinzelten alten Bohlenwänden insbesondere die rauchgeschwärzte Hochstudkonstruktion aus der Entstehungszeit des Hauses im 17./18. Jh. bewahrt. Diese besteht aus zwei beidseits des Tenns aufragenden Firstständern (Hochstüden) mit First, Unterfirst, Windstreben und teils noch vorhandenen Sperrrafen. Ein dritter, abgesägter Firstständer steht auf der Grenze zum nördliche Hausteil (Dorfstrasse 24). Über dem südlichen Wohnteil schliesst eine ebenfalls noch rauchgeschwärzte Konstruktion mit stehendem Stuhl an, welche wohl dem Umbau im frühen 19. Jh. zuzuschreiben ist. Im nördlichen Hausteil (Dorfstrasse 24) besteht die alte Hochstudkonstruktion nicht mehr; vermutlich wurde sie 1890 bei der Erneuerung des Wohnteils entfernt.
Am südlichen Hausteil (Dorfstrasse 22) dürfte die Ummauerung der alten Holzwände etappenweise, im Verlauf des 19. Jh., vor sich gegangen sein. So sind die 50 bis 60 cm starken Bruchsteinmauern zum Teil auf den alten Schwellenkranz gesetzt, und auch innerhalb des Mauerwerks finden sich noch Reste der früheren Holzkonstruktion. Heute präsentieren sich die gemauerten Fassaden mit breiten Rechteckfenstern in unregelmässiger Anordnung. Mehrheitlich weisen die Öffnungen Sandsteingewände, im Erdgeschoss teils auch Holzrahmungen auf.
Die stockwerkweise angelegten Wohnungen verfügen über einen vierteiligen Grundriss mit Stube, Küche und zwei Zimmern. In die Parterrewohnung gelangt man durch einen stirnseitigen Eingang direkt in die Küche, während das Obergeschoss auf der westlichen Traufseite über eine Aussentreppe erschlossen ist.
Die ältesten Ausstattungselemente des südlichen Hausteils (Dorfstrasse 22) dürften aus der ersten Umbauphase im frühen 19. Jh. stammen: gefaste Sichtbalkendecke mit eingeschobenem Bretterboden und Deckleisten, an den Wänden stehendes Brettertäfer mit Deckleisten sowie Brettertüren mit aufgedoppeltem Rahmenwerk. Genau datiert ist die grüne, mit Ritzzeichnungen dekorierte Sitzkunst in der unteren Stube, welche laut Inschrift von "Jo. Heinrich Märky Hafner in Villigen 1812" geschaffen wurde. Der zugehörige grüne Kastenofen dürfte aus dem späten 19. Jh. stammen, ebenso die geschweiften Eisenherde in beiden Küchen. Unter der rückwärtigen Hälfte des südlichen Hausteils erstreckt sich in Längsrichtung ein kleiner Gewölbekeller.
Der 1890 erneuerte nördliche Wohnteil (Dorfstrasse 24) weist ebenfalls einen vierteiligen Grundriss auf. An bauzeitlicher Ausstattung hat sich in einem Zimmer das schlichte gefelderte Wand- und Deckentäfer erhalten (gemäss Kurzinventar von 1992).
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, Bezirksamt Brugg Zw 1936.0001/4524-4525: Brandkataster Gemeinde Stilli 1809-1850; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0189-0191: Brandkataster Gemeinde Stilli 1850-1938.
[2] Baumann 1977, S. 287.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Literatur:- Max Baumann, Stilli, von Fährleuten, Schiffern und Fischern im Aargau, Windisch 1977.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, Bezirksamt Brugg Zw 1936.0001/4524-4525: Brandkataster Gemeinde Stilli 1809-1850; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0189-0191: Brandkataster Gemeinde Stilli 1850-1938.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=121686
 

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