INV-MWI937 Schulhaus Dorf, 1931-1932 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-MWI937
Signatur Archivplan:MWI937
Titel:Schulhaus Dorf
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Süden (2013)
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Möriken-Wildegg
Ortsteil / Weiler / Flurname:Möriken
Adresse:Schulhausstrasse 1
Versicherungs-Nr.:262
Parzellen-Nr.:338
Koordinate E:2655774
Koordinate N:1252126
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2655774&y=1252126

Chronologie

Entstehungszeitraum:1931 - 1932
Grundlage Datierung:Inschrift (Hintereingang); Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Öffentliche Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Schulhaus

Dokumentation

Autorschaft:Emil Wessner, Aarau; Kehrer & Co., Zürich (Ursprungsbau)
Inschriften:"19 BAUJAHR 01 / RENOV. 1931 / RENOV. 1976" (über Hinterausgang)
Würdigung:Imposante zweiflüglige Schulanlage mit angebauter Turnhalle, welche durch ihre Riegelbildung zwischen Dorf und Kulturland von Wildegg her gesehen eine fantastische Fernwirkung entfaltet. Das Schulhaus, das 1931-32 aus einer Erweiterung des Vorgängerbaus von 1901-02 hervorging, zeigt eine für den Übergang zur Moderne charakteristische Fassaden- und Dachgestaltung. Während die seitlichen Flügel die gemässigt historisierende Befensterung weiterführen, setzt der neu nach Osten orientierte zentrale Erschliessungsbereich mit monumentaler Treppenanlage, offener Arkadenstellung und flach abschliessendem Dach einen deutlichen Akzent in Richtung Neues Bauen. Das Schulhaus Möriken ist aufgrund seiner interessanten Baugeschichte und der prominenten Lage am Eingang des Dorfes ein wichtiger Bauzeuge der Gemeinde.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Bis 1803 fand der Schulunterricht in einem Privathaus statt. Ein erstes Schulhaus, das auch den Gemeindeversammlungen diente, wurde bereits 1832 durch ein neues ersetzt. Die beiden je für 100 Kinder geplanten Schulräume waren nach Süden ausgerichtet, während nordseitig eine Trotte eingerichtet war [1].
Als Folge des stetigen Bevölkerungsanstiegs wurde schon im Verlauf der 1880er Jahre an einen Schulhausneubau gedacht. 1900 beantragte die gewählte Kommission "a) Die Erstellung eines neuen Schulhauses mit sechs Schulzimmern und Turnhalle; b) den Umbau des alten Schulhauses in ein Gemeindehaus; c) den Erwerb des Bauplatzes auf der obern Seite der Unteräschstrasse mit 10'000 Quadratmetern von Frl. Effinger auf Schloss Wildegg mit einem Angebot von Fr. 1.20 pro Quadratmeter und, wenn einen Einigung nicht möglich werde, mit Expropriation; d) die Anfertigung der Pläne und der Kostenberechnung durch das Architekturbureau Kehrer & Co. in Zürich" [2]. Im Frühling 1902 war das neue Schulhaus bezugsbereit.
Schon nach zehn Jahren wurde die Erweiterung des Schulhauses diskutiert, verschiedene Pläne gelangten vorerst jedoch nicht zur Ausführung. 1929 liess die Gemeinde das aus dem Wettbewerb für die Erweiterung mit Turnhalle hervorgegangene, erstprämierte Projekt von Emil Wessner, Aarau, überarbeiten, so dass die Bausumme gesenkt werden konnte und das Vorhaben vom Erziehungsrat genehmigt wurde. Nach eineinhalb Jahren war das Schulhaus fertig, wobei der Gemeinde trotz verschiedener Beiträge eine Schuld von Fr. 510'000 blieb. Das stattliche Schulhaus, das über schöne Turn- und Spielplätze verfügte und im Innern sogar einen Baderaum und ein Kochschullokal besass, war von Anfang an der Stolz der ganzen Gemeinde.
Aus Platzgründen musste 1991 der Dachstock ausgebaut werden, was die Ergänzung mehrerer Gauben zur Folge hatte.
2007-08 fand eine umfassende Sanierung und Modernisierung im Innern statt. Grössere Veränderungen ergaben sich im Eingangsbereich, wo mit der Aufhebung einiger Wände ein grosszügiger offener Raum geschaffen wurde. Sämtliche Fenster wurden ersetzt, die stellenweise schadhaften Sandsteingewände der der ersten Bauetappe von 1901-02 konnten dank Reparatur erhalten werden.
Beschreibung:Sich über 15 Achsen erstreckender, riegelartiger Schulhausbau, der das Dorf Möriken zum angrenzenden Kulturland gegen Westen abschliesst und nordseitig durch einen angebauten Zwischentrakt mit abgewinkelter Turnhalle ergänzt wird. Das über einem hohen Kellergeschoss zweigeschossig errichtete Schulgebäude gliedert sich in einen zentralen Walmdachbau und zwei seitlich angefügte, ebenfalls abgewalmte Flügel, welche die Flucht der Eingangsfassade übernehmen. Da sie eine geringere Tiefe aufweisen, liegt ihr First tiefer als jener des Mittelteils, wodurch sich eine gestaffelte Dachlandschaft ergibt. Der in der Mitte angelegte Erschliessungsbereich tritt sowohl auf der Vorder- als auch auf der Rückseite als Risalit hervor. Dieser überragt Richtung Dorf als dreigeschossiger, flach gedeckter Kubus die Traufe und öffnet sich im Erdgeschoss mit drei Arkaden auf eine offene Vorhalle. Eine ausschwingende Treppenanlage vermittelt über die ganze Breite zum Schulhausplatz. Die ehemals als Eingangsfassade konzipierte Nordwestfront zeichnet sich durch eine geschossübergreifend zusammengefasste Mittelachse aus, die über der Tür als Rundbogenfenster mit Schlusssteinbekrönung abschliesst. Unter dem Kranzgesims zum Eingang sind die Baudaten eingemeisselt: " 19 BAUJAHR 01 / RENOV. 1931 / RENOV. 1976".
Grosse, dreiteilige Fenster überziehen die Fassaden in den beiden Hauptgeschossen. Die gekehlten Gewände schliessen im Hochparterre mit Segmentbögen, im Obergeschoss gerade ab. Letztere sind nordseitig im Mittelteil mit Kranzgesimsen ausgezeichnet. Den schmaleren Kellerfenstern wird mit einem kräftigen Fenstersturz und seitlichen Einfassungen mit radialen Fugen Gewicht verliehen. Darüber verläuft ein Gurtgesims. Den Abschluss der Fassaden bildet oben ein umlaufendes Kranzgesims. Leicht gewölbte Gauben und liegende Dachfenster zeugen vom Ausbau des Walmdachs.
Die Erweiterung von 1931-32 führt das bestehende Konzept des dreissig Jahre älteren Vorgängerbaus weiter (vgl. Grundriss Bilddokumentation). Um je ein zusätzliches Schulzimmer aufnehmen zu können, sind die Flügel um drei Achsen verlängert und um Korridortiefe verbreitert worden. Trotz der damit erforderlichen Eingriffe in die Dachkonstruktion wurde die gestaffelte Form des Walmdachs beibehalten. Die Fassaden erscheinen mit der Entfernung des Fugenputzes, der Lisenen und der Sohlbankgesimse purifiziert. Übernommen wurde jedoch die Gestaltung der Fenstergewände, so dass sich die alten Gebäudeabschnitte von 1902 mit Einfassungen aus Granit und Sandstein und die jüngeren mit solchen aus Kunststein zu einem einheitlichen Bild zusammenfügen. Mit der Neuausrichtung der äusseren Erschliessung nach Südosten in Gestalt eines flachgedeckten Kubus wurde hingegen ein klarer Akzent gesetzt, in dem die funktionale Auffassung des Neuen Bauens zum Ausdruck kommt. Dieses Nebeneinander von eher konservativen, historistisch geprägten Motiven und neuen, modernen Elementen ist für den Schulhausbau der späten 1920er und frühen 30er Jahren charakteristisch.
Im Innern hat sich die Raumordnung mit Schulzimmern im Südosten und Nebenräumen im Nordwesten im Wesentlichen erhalten. Teilweise sind neue oder andere Nutzungen hinzugekommen, so die Gemeindebibliothek im Keller. Aus der Bauzeit der ersten Etappe von 1901-02 stammt noch die grosszügige, zweiläufige Treppenanlage mit Granitstufen und einem kunstvoll geschmiedeten Eisengeländer mit hölzernem Handlauf.
Anmerkungen:[1] Geschichtliche Angaben gemäss Möriken-Wildegg 1992, 43-49; Gemeinde-Jahrbuch 1955/56, S. 63-83.
[2] Zitat: Gemeinde-Jahrbuch 1955/56, S. 74.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Literatur:- Chronik von Möriken-Wildegg, Möriken-Wildegg 1992, S. 43-49.
- Gemeinde-Jahrbuch Möriken-Wildegg 1955/1956, hg. v. Karl Hartmann, Möriken-Wildegg 1957, S. 63-83.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=121726
 

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