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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1895 |
Grundlage Datierung: | Literatur |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bankgebäude |
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Dokumentation |
Würdigung: | Breitgelagerter neoklassizistischer Mauerbau, der zusammen mit dem Gemeindehaus im Westen (Bauinventarobjekt REI901) und dem Hotel „Bären“ im Norden (Bauinventarobjekt REI902) den Lindenplatz definiert und durch seine zentrale Stellung eine hohe ortsbildprägende Wirkung entfaltet. Das repräsentative Gebäude erhielt seine heutige Gestalt bei einem Umbau von 1937/38. Wesentliche Elemente der Fassadengestaltung wie die Dreigliedrigkeit gehen jedoch auf den Ursprungsbau von 1870, eine Seifenfabrik mit zwei seitlich angebauten Wohn- und Geschäftshäusern, zurück. Das Gebäude, das seit 1895 eine Bank beherbergt, ist ein vielschichtiger Bauzeuge von grosser lokalhistorischer Bedeutung. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | An der Stelle des heutigen Gebäudes befand sich im frühen 19. Jh. ein kleiner Gewerbebau (Nebengebäude zum südlich anschliessenden, 1952 abgebrochenen „Seifenhüsli“), in welchem Jakob Merz eine Seifensiederei betrieb. Sein Enkel und Nachfolger Johannes Hunziker ersetzte diesen 1870 durch ein wesentlich grösseres, 30 Meter langes Gebäude mit vier gewölbten Kellern, das bereits die für die Nachfolgebauten bestimmende Dreiteilung aufwies [1]. Es bestand aus einem dreiachsigen traufständigen Mittelbau mit der eigentlichen Seifensiederei, flankiert von zwei ebenfalls dreiachsigen, giebelständigen Wohn- und Geschäftshäusern (siehe Stich um 1875 in der Fotodokumentation). 1894 konnte die 1888 gegründete „Volksbank in Reinach“, welche in den ersten Geschäftsjahren im 1846 von Heinrich Hauri erbauten sog. „Kappenmacher-Haus“ (Hauptstrasse 81) untergebracht war, die zentral gelegene Liegenschaft vis-à-vis des Gemeindehauses aus dem Nachlass des Seifenfabrikanten erwerben [2]. Diese umfasste das nördliche Wohnhaus mit Verkaufsladen sowie den Fabrik- und Magazintrakt in der Mitte. Der südliche Quergiebelbau mit der Wirtschaft "Zur Waag" gehörte noch nicht dazu. 1895 liess die Bank ihre Gebäudeteile nach Plänen von Karl Moser durch das Reinacher Baugeschäft Gautschi umbauen. Entscheidende Veränderungen erfuhr die mittlere Gebäudepartie, die in neugotischen Formen mit Staffelfenstern und einem bekrönenden Treppengiebel mit Türmchen wiederaufgebaut wurde (siehe Fotodokumentation). Beim Umbau des nördlichen Seitentrakts wurde die dreiachsige Gliederung samt Ecklisenen beibehalten. Die Parterreräume des Mittelbaus dienten fortan dem Bankbetrieb. Im 1. Obergeschoss wohnte der Bankdirektor. 1920 erwarb die Bank die südlich angebaute Liegenschaft "Zur Waag" zwecks Erweiterung der Geschäftsräume. Anlässlich eines umfassenden Um- und Ausbaus (Aufstockung) erhielt das Bankgebäude 1937/38 sein heutiges neoklassizistisches Aussehen, wobei der mittlere Erdgeschossbereich mit dem Haupteingang in den 1950er- und 80er-Jahren eine erneute Umgestaltung erfuhr. Die rückseitige Erweiterung des Mittelbaus fand in den 1970er Jahren statt. Innen wurde das Gebäude im Zuge diverser Umbauphasen mehrfach verändert und 1986 weitgehend ausgekernt. Heute beherbergt es eine Filiale der Valiant-Bank. |
Beschreibung: | Langgestreckter, traufständiger Mauerbau unter schwach geneigtem Vollwalmdach. Lisenen gliedern den dreigeschossigen Baukörper in einen etwas breiteren Mittelbau, der von einem Dreieckgiebel mit Lünette akzentuiert wird, und zwei flankierende, ebenfalls drei Achsen zählende Gebäudeabschnitte. Das als Sockelgeschoss aufgefasste hohe Erdgeschoss setzt sich durch einen Putz mit horizontalem Fugenstrich und ein Gurtgesims vom Oberbau ab. Der unterste Bereich ist bis auf Höhe der Fenstergesimse mit Muschelkalkplatten verkleidet. Wo diese die Funktion der Brüstung übernehmen, sind sie leicht zurückversetzt und mit einem schlichten Band- und Ringornament geschmückt. Die Fensteröffnungen sind hier segmentbogig geschnitten und mit Muschelkalk eingefasst. Aus Stein gehauen sind auch die Fenstergewände am ersten Obergeschoss der beiden seitlichen Gebäudeteile. Sie weisen am Sims eine feine Kassettierung auf und dürften noch auf den Ursprungsbau von 1870 zurückgehen, während die Zementgewände darüber Zutaten der Aufstockung von 1937/38 sind. Die zwei- und dreiteiligen Fensterformen im ersten Geschoss des Mitteltrakts lassen sich bis zum Umbau von 1895 zurückverfolgen. Im Dachgeschoss rückseitig und seitlich jüngere Ausbauten. |
Anmerkungen: | [1] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0261-0264: Brandkataster Gemeinde Reinach 1850-1938. [2] Gautschi/Leutwiler 1988. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung. |
Literatur: | - Peter Steiner, Reinach. Die Geschichte eines Aargauer Dorfes, Reinach 1964, S. 322-323, Taf. XVII. - Peter Steiner, Reinach. 1000 Jahre Geschichte, Reinach 1995, S. 364-365 (Abb.), 389 (Abb.). - Karl Gautschi/Willy Leutwiler, 100 Jahre Bank in Reinach 1888-1988, Reinach 1988. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0261-0264: Brandkataster Gemeinde Reinach 1850-1938. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=121945 |
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