INV-REI908 Villa Schorenstrasse 18, 1908-1909 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-REI908
Signatur Archivplan:REI908
Titel:Villa Schorenstrasse 18
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Süden (2011)
Bezirk:Kulm
Gemeinde:Reinach (AG)
Ortsteil / Weiler / Flurname:Schoren
Adresse:Schorenstrasse 18
Versicherungs-Nr.:682
Parzellen-Nr.:1158
Koordinate E:2656810
Koordinate N:1233584
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2656810&y=1233584

Chronologie

Entstehungszeitraum:1908 - 1909
Grundlage Datierung:Brandkataster; Inschrift (Glasmalerei Treppenhausfenster)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Repräsentatives Wohnhaus, Villa

Dokumentation

Autorschaft:Baugeschäft Gautschi, Reinach
Würdigung:In der Art eines kleinen Schlösschens errichtete Fabrikantenvilla von 1908-09. Der vom Reinacher Baugeschäft Gautschi erstellte Bau zeichnet sich durch eine zeittypische malerische Gesamterscheinung aus, die von einer bewegten Dachlandschaft und einem aufgelockerten, gestaffelten Fassadenbild bestimmt wird. Der in den Einzelformen auf den Jugendstil und Barock zurückgreifende Bau ist aussen samt Wand- und Deckenmalereien in der nordwestlichen Obergeschossloggia intakt erhalten und bewahrt im Innern wertvolle Teile der Originalausstattung. Die Villa, die noch von einem Teil der ursprünglichen Parkanlage umgeben ist, gehört zu den prägenden Bauten, welche Anfang 20. Jahrhundert dem neu entstehenden Wohnquartier Schoren den Charakter gaben.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Villa wurde 1908-09 als einer der ersten reinen Wohnbauten im damals noch bäuerlich geprägten Schoren errichtet [1]. Auftraggeber war Oskar Hauri, ein Fabrikant und Nachfahre von Heinrich Hauri (1819-91), dem Mitbegründer der Zigarrenfabrik Gautschi, Hauri & Cie. Für die Pläne und Ausführung war das Reinacher Baugeschäft Gautschi verantwortlich. Die Villa und der vordere Teil des Parks wurden von den Nachkommen weitgehend unverändert bis in die heutige Zeit überliefert.
Beschreibung:Die inmitten eines Parks gelegene Villa trägt mit ihren zwei Türmen, der durch Bogen, Stützen und Brüstungen aufgelösten Fassade sowie der malerischen Gesamterscheinung Züge eines kleinen Lustschlosses. Mit der bewegten Dachlandschaft und dem von Vor- und Rücksprüngen geprägten Fassadenbild greift sie wichtige Merkmale und Anliegen des Heimatstils auf. Sie ist zugleich typisch für den Baumeister Adolf Gautschi, der in und um Reinach wiederholt verschiedene Volumen unter Walm- und Satteldächern mit Turmvorbauten und Ziergiebeln kombinierte [2]. Der Baukörper setzt sich aus zwei versetzt ineinander greifende Kuben unter geknicktem Walmdach zusammen. Die Nahtstellen kaschieren an der gartenseitigen Hauptfront ein dreigeschossiger Turmerker in der Art eines "bow-window" mit polygonalem Oberbau und Spitzhelm samt Wetterfahne (mit Jahreszahl "1909"), auf der Eingangsseite ein stark vortretender Treppenturm mit Kegeldachabschluss. Auf der nordseitigen Walmfläche sitzt ein giebelförmiger Dachaufbau. In der Nordost- und der Nordwestecke befinden sich die zweigeschossig angelegten und von durchbrochenen Brüstungen gesäumten Loggien, welche von Säulen, gefugten Eckpfeilern und teilweise Arkaden umschlossenen werden. Den Mauersockel des Gebäudes betont eine Rustikaquaderung aus Jurakalk. Sämtliche Gliederungselemente wie Kranz- und Gurtgesims, gefugte Ecklisenen, aber auch Brüstungen, Säulen, Tür- und Fenstergewände sind aus gelblichem Kunststein gefertigt. Letztere sind fein profiliert, mit wulstigen Gesimsen und teilweise mit "Ohren" versehen. Das in der Verlängerung des Treppenturms liegende Entrée kann über zwei Eingänge erreicht werden, wobei der frühere Haupteingang wahrscheinlich nicht über die Veranda, sondern in den Turm führte. Dieser ist mit einem bekrönenden Dreiecksgiebel als Portal ausgezeichnet. Beide Eingänge bewahren die bauzeitlichen Eichentüren mit vergittertem Ochsenauge. Vom grosszügig angelegten Eingangsbereich erschliessen sich die übrigen Räume: das Wohnzimmer mit Turmerker in der Mitte der gartenseitigen Front, zwei Zimmer auf der Südseite und die zwischen einem Wintergarten und der Eingangsloggia gelegene Küche auf der Nordseite.
Im Innern hat sich das zum Entrée offene, komplett in Eiche gefertigte Treppenhaus mit halbseitig gewendelter Holztreppe und bleiverglasten Jugendstilfenstern erhalten. Die mit Draperien sowie Lorbeergirlanden und –kränzen geschmückten Glasmalereien verweisen mit den Initialen "OH" (im mittleren Lorbeerkranz), dem Hauri-Wappen und der Jahreszahl "1908" auf den Bauherrn und das Baujahr der Villa. Besonders umfangreich ist die originale Ausstattung noch im Wohnzimmer mit zweifarbigem Decken- sowie Wandtäfer samt Einbaubuffet und -sekretär. Bei den Aussenräumen sticht die Loggia im nordöstlichen Obergeschoss durch ihren gemalten Jugendstildekor hervor. Decke und Rückwand sind hier luftig mit ornamentartig ausgebreitetem Rosengeäst und einer Vedute versehen, welche eine Landschaft mit zwei Hirschen zeigt.
Der Park ist nach dem Vorbild eines englischen Landschaftsgartens angelegt und weist einen kleinen gemauerten Teich mit grottenähnlichen Elementen sowie teilweise ältere Baumpflanzungen auf. Gegen die Schorenstrasse besteht noch die bauzeitliche Umfriedung samt Einfahrt, bestehend aus einer Rustika-Kalksteinmauer mit Lattenzaun. In der östlichen Ecke des Grundstücks steht eine etwas jüngere Garage.
Anmerkungen:[1] Vgl. Jahreszahl "1908" in Glasmalerei am Treppenhaus. - Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0261-0264: Brandkataster Gemeinde Reinach 1850-1938.
[2] Vgl. dazu die ebenfalls von Adolf Gautschi gebauten und auf einem ähnlichen Konzept beruhende Villa "Friedmatte" in Menziken (Bauinventarobjekt MEN918, 1897-98) und die Villa an der Spitalstrasse 17 in Reinach (Denkmalschutzobjekt REI004, 1902).
Erwähnung in anderen Inventaren:- ICOMOS Liste historischer Gärten und Anlagen der Schweiz, Kanton Aargau, Reinach 4141-3.
- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, hg. v. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2005, S. 52.
Literatur:- Peter Steiner, Reinach. 1000 Jahre Geschichte, Reinach 1995, S. 403-404 (zur Zigarrenfabrik Gautschi, Hauri & Cie.).
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0261-0264: Brandkataster Gemeinde Reinach 1850-1938.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=121950
 

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