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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1889 |
Grundlage Datierung: | Brandkataster |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Kleinbauernhaus, Taglöhnerhaus |
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Dokumentation |
Würdigung: | Kleinbäuerlicher Vielzweckbau von 1889, der den leicht abgewinkelten Verlauf der später angelegten Titlisstrasse mitbestimmt haben dürfte und seither die Ecke an der Strasse nach Pfeffikon prägt. Das Gebäude ist sowohl am Wohn- als auch am Scheunentrakt intakt erhalten und bewahrt ein erstaunliches Mass an Zierwerk im Schweizer Holzstil, wie es aufgrund seiner Fragilität nur selten in dieser Vollständigkeit erhalten ist. Es handelt sich um einen mittlerweile raren Bauzeugen des kleinbäuerlichen Lebens, der im vorliegenden Fall mit Quergiebel, Fensterbekrönungen und Laubsägewerk zu einer besonders sorgfältigen Gestaltung gefunden hat. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Das "Wohnhaus mit Scheune von Stein, Rieg & Holz" mit "2 Eisenbalken-, 1 Tremkeller", wurde 1889 für Josef Xaver Troxler-Bauhofer auf einem freien Grundstück an der nach Pfeffikon führenden Strasse errichtet. Zur selben Zeit liefen Planungsarbeiten, um die bislang von der Dreizelgenwirtschaft geprägte Breite neu zu parzellieren und durch zusätzliche Strassen zu erschliessen. Mit dem Bau der neuen Titlisstrasse ergab sich 1893 für das Gebäude eine neue Ecksituation. Obwohl als Kleinbauernhaus mit Ökonomietrakt konzipiert, dürfte die Bedeutung der Landwirtschaft für die Eigentümer von Anfang an kaum über die Selbstversorgung hinausgereicht haben. Im frühen 20. Jh. ging das Haus an den Lehrer Rudolf Fischer-Troxler [1]. Während die äussere Erscheinung des Gebäudes auf keine baulichen Veränderungen schliessen lässt, kam im nördlichen Teil der Parzelle nach 1940 ein neues Wohnhaus hinzu [2]. |
Beschreibung: | Traufständiges Kleinbauernhaus an der Verbindungsstrasse zwischen den Dorfzentren von Reinach und dem luzernischen Pfeffikon. Das Gebäude vereint unter einem durchlaufenden First einen eingeschossigen Wohnteil aus verputztem Fachwerk und einen hölzernen Scheunentrakt mit teilweise gemauerter Stirnfront. Die Wohnräume, verteilen sich über das leicht erhöhte Erdgeschoss und das untere Dachgeschoss, welches sich mit einem breiten Zwerchgiebel nach Süden auf die Pfeffikerstrasse öffnet. Die Fassaden des mit grobem Putz beworfenen Wohnteils sind achsensymmetrisch gegliedert. Die südseitig vier, ostseitig zwei Fenster werden wie die Eingangstür von hölzernen Rahmen eingefasst und im Erdgeschoss sowie in der Mitte des Zwerchhauses von profilierten Kranzgesimsen bekrönt. Sie weisen noch hölzerne Jalousieläden sowie die alten sechsteiligen Sprossenfenster mit Lüftungsflügeln und Vorfenster auf. Die bauzeitliche Haustür, die über eine mehrstufige Freitreppe mit Schmiedeeisengeländer zu erreichen ist, zeigt ein zeittypisches gusseisernes Fenstergitter mit Rad- und Volutenmotiven. Eine Besonderheit stellen die filigranen, aus Holz gesägten und geschnitzten Zierelemente im Schweizer Holzstil dar, die sich am ganzen Gebäude in einem Umfang erhalten haben, wie er nur noch selten vorzufinden ist. So wird das auf Pfetten mit beschnitzten Balkenköpfen ruhende gerade Satteldach entlang der Traufe sowie am Zwerchgiebel von hölzernen Lambrequins mit Lilien- und Wellenmotiv gesäumt. Kunstvolles Laubsägedekor mit Rankenornamenten schmückt auch den oberen Teil des von beschnitzten Flugrafen und einer zapfenförmig abschliessenden Hängesäule gebildeten Dreiecks am Zwerchgiebel. Der dazugehörende Firstaufsatz hat sich immerhin zur Hälfte erhalten. Am Ökonomietrakt gibt sich der Schweizer Holzstil in den dekorativ ausgesägten Lüftungsschlitzen des bretterverschalten Heubergeraums zu erkennen. Die hölzerne Fassade ist hier samt dem rechteckigen Tenntor und der Stallwand mit Oberlichtfenstern vollständig erhalten. Nur die nach Westen gewandte Stirnfront ist im Stallbereich als Mauerwerk aufgeführt. Der von einem Dachvorschermen geschützte Vorplatz bewahrt vor dem Tenntor noch einen Teil der bauzeitlichen Pflästerung. Die äussere Disposition von Tür und Fenstern lässt einen vierteiligen Wohnungsgrundriss vermuten mit einem dem Tenn entlang führenden Mittelgang, Stube und Nebenstube auf der sonnenbeschienenen Strassenseite sowie Küche und Hinterkammer im rückwärtigen Bereich. Spätestens seit 1899 führt der Hinterausgang über eine rückwärtige Laube [3]. Hausinneres nicht besichtigt. |
Anmerkungen: | [1] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0262-0263: Brandkataster Gemeinde Reinach 1876-1938. Steiner 1995, S. 499. [2] Auf der Siegfriedkarte von 1940 noch nicht eingezeichnet. [3] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0262-0263: Brandkataster Gemeinde Reinach 1876-1938. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung. - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), Einzelelement, Erhaltungsziel A. |
Literatur: | - Peter Steiner, Reinach. 1000 Jahre Geschichte, Reinach 1995. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0262-0263: Brandkataster Gemeinde Reinach 1876-1938. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=121994 |
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