INV-REI940 Schorenstrasse 9, 1823-1824 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-REI940
Signatur Archivplan:REI940
Titel:Schorenstrasse 9
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Süden (2011)
Bezirk:Kulm
Gemeinde:Reinach (AG)
Ortsteil / Weiler / Flurname:Schoren
Adresse:Schorenstrasse 9
Versicherungs-Nr.:533
Parzellen-Nr.:1161
Koordinate E:2656818
Koordinate N:1233640
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2656818&y=1233640

Chronologie

Entstehungszeitraum:1823 - 1824
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Inschriften:"18 IA HA R 24" (Türsturz Hintereingang)
Würdigung:Der bäuerliche Vielzweckbau von 1823-24 mit später erweitertem Scheunentrakt ist eines der ältesten Häuser im Schoren und mit seiner mächtigen ungestörten, strassenseitig mit alten Biberschwanzziegeln eingedeckten Dachfläche ein wichtiges Strukturelement des ehemals bäuerlich geprägten Ortsteils. Insbesondere der in Mischbauweise aus Stein und Fachwerk erstellte Wohnteil weist mit der Eichenschwelle sowie dem Sparrendach mit stehendem Stuhl und verblatteten Kopfhölzern wesentliche konstruktive Teile aus der Bauzeit auf. Im Innern ist die ehemals vierteilige Raumstruktur noch immer ablesbar, an historischen Ausstattungen haben sich Balkendecken, teilweise die alten Bretterböden und in der Stube ein Kachelofen von 1910 erhalten. Obwohl die Umnutzung und Modernisierung des Bauernhauses bereits weitgehend erfolgt ist, hat das Gebäude seinen Charakter und Zeugenwert bewahren können.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das "Wohnhaus mit Bescheuerung von Holz, mit Ziegeldach" wurde 1823-24 von Jakob Hauri, Tischmachers, als eines der ersten Bauernhäuser im Schoren errichtet [1]. Bereits 1842 wurden Verbesserungen vorgenommen. 1848 gehörte das "zweistöckige[s] Wohnhaus & Scheune von Mauer, Rieg und Holz mit Tremkeller unter Ziegeldach" Heinrich Jakob Fuchs, von dem es 1866 an dessen Söhne Jakob und Johann Fuchs überging. Von diesen wechselte es 1879 an den Schuster Johann Hediger und zehn Jahre später an dessen Nachkommen Friedrich & Arnold Hediger. Diese nahmen 1890 und 1898 erneut Verbesserungen vor, wodurch der Schätzwert von 3'800 Franken auf 4'200 und schliesslich auf 6'000 Franken erhöht wurde. Spätestens 1899 war Arnold Hediger, der als Schuster und Siegrist tätig war, alleiniger Eigentümer des Hauses [2]. Gemäss Bauernhausforschung wurde noch unter ihm 1909 das Haus renoviert und der Kleinviehstall zum Kuhstall vergrössert [3]. Im Jahr darauf musste der Kachelofen ersetzt werden. 1928 wurde das Haus an den Sohn Fritz, Landwirt und jüngstes von neun Kindern, überschrieben. Mit der Erneuerung der Dachkonstruktion über dem Ökonomietrakt und dem rückwärtigen Anbau eines Pferdestalls erfolgten zwei Jahre später die nächsten grossen baulichen Massnahmen. 1950 baute Fritz Hediger in der östlichen Verlängerung des Scheunenteils eine Schreinerwerkstatt an.
Beschreibung:Das mit dem First in West-Ost-Richtung orientierte Bauernhaus markiert genau die Stelle, wo die Schorenstrasse in einer engen Kurve nach Südosten abbiegt. Es tritt hinter einem teils als Garten, teils als Vorplatz gestalteten Landstreifen zurück und wird auf den anderen Seiten von Wiesland, Sträuchern und kleineren Bäumen umgeben. Sein gerades Teilwalmdach bildet eine grosse ruhige Fläche, die strassenseitig noch die alte Einfachdeckung aus Biberschwanzziegeln bewahrt hat. Es birgt im Westen einen fünfachsigen, in Fachwerkbauweise erstellten Wohnteil und im Osten einen grosszügigen Scheunentrakt, bestehend aus Tenn, Stall und Futtertenn, der Anfang 20. Jh. in Backstein teilweise neu aufgeführt wurde. Die westliche Stirnfront, welche bis und mit Obergeschoss als Bruchsteinmauer aufgeführt ist und zwischen Fusswalm und abgewalmtem Giebel eine Bretterverschalung zeigt, kragt an der südlichen Stubenfront als Wetterschutz bis zur Traufe vor. Zur Strasse sind die Fenster in fünf, nach Westen an der Stirnfront in zwei gleichmässig verteilten Achsen angeordnet, während die rückseitige Befensterung spärlich und unregelmässig ausgefallen ist. Die Fenster sind mit Ausnahme der unteren Gewände in der gemauerten Stirnfront alle mit hölzernen Einfassungen versehen, welche einen Ladenfalz und teilweise eine rahmende Profilleiste aufweisen.
Der Hauseingang ist auf der Rückseite neben dem Tenn angelegt. Unter der einfachen Füllungstür aus Tannenholz ist noch die bauzeitliche Eichenschwelle mit dem Schwellenschloss sichtbar. Zwischen Türblatt und Sturz verläuft ein Querholz mit Zahnschnitt und Inschrift "18 I A HAR 24", welche auf den überlieferten Bauherrn Jakob Hauri und das Baujahr verweist [4]. Eine einläufige Holztreppe führt der Fassade entlang zu einem zweiten, darüber befindlichen Eingang zu den Wohnräumen im Obergeschoss, welche früher eine eigene Wohneinheit bildeten.
Vom unteren Eingang gelangt man über einen Stichgang rechts in die Küche und geradeaus in die drei Achsen breite, südseitige Stube. Der Grundriss entspricht dem üblichen vierteiligen Muster, wobei die Wände zwischen Stube, Nebenstube und Hinterkammer bis auf wenige gliedernde Elemente entfernt worden sind. Erhalten hat sich die Feuerwand mit den Feuerungsöffnungen, welche küchenseitig mit alten grünen Ofenkacheln verkleidet ist. In der Stube steht der in klassizistischer Manier gestaltete, hellblau-weisse Kachelofen mit Kunst von 1910. Im Obergeschoss sind teilweise nicht nur die Balkendecken, sondern auch die alten Bretterböden noch sichtbar. Das ehemalige Tenn dient heute als grosszügiger innerer Erschliessungsbereich: Eine einläufige Holztreppe führt der Stallwand entlang zu einem Zwischenboden in der hinteren Hälfte des Tenns, von wo aus Zugänge zu den Wohnräumen im Obergeschoss sowie zum Dachboden und ehemaligen Heubergeraum existieren. Im Stall befinden sich heute ein Büro und eine Nasszelle.
Das Dach ist eine Sparrenkonstruktion auf stehendem Stuhl. Der Teil über dem Wohntrakt, der sich von 1824 erhalten hat, weist verblattete und mit Holznägeln fixierte Verbindungen auf, während die Hölzer im 1930 erneuerten Scheunenteil durchwegs verzapft sind.
Unter der Nebenstube und Hinterkammer erstreckt sich ein Balkenkeller, der über einen verdeckten steinernen Treppenabgang in der Küche sowie über einen Aussenzugang in der Südwestecke erschlossen ist.
Anmerkungen:[1] Steiner 1995, S. 642 (Vers.Nr. 533).
[2] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0262-0263: Brandkataster Gemeinde Reinach 1876-1938.
[3] Bauernhausforschung Aargau, Materialien 1965.
[4] Sowohl die Art und Weise, wie das Holz in das Türgericht eingefügt ist, als auch seine Bearbeitung machen jedoch eher den Eindruck einer Neuanfertigung oder Rekonstruktion.
Literatur:- Peter Steiner, Reinach. 1000 Jahre Geschichte, Reinach 1995, S. 642 (Vers.Nr. 533).
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0262-0263: Brandkataster Gemeinde Reinach 1876-1938.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Materialien 1965.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=121995
 

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