INV-UEN911 Alte Surbtalstrasse 21, 1822 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-UEN911
Signatur Archivplan:UEN911
Titel:Alte Surbtalstrasse 21
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Norden (2013)
Bezirk:Zurzach
Gemeinde:Endingen
Ehem. Gemeinde:Unterendingen (bis 31.12.2013)
Ortsteil / Weiler / Flurname:Unterendingen
Adresse:Alte Surbtalstrasse 21
Versicherungs-Nr.:21
Parzellen-Nr.:57
Koordinate E:2664169
Koordinate N:1266623
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2664169&y=1266623

Chronologie

Entstehungszeitraum:1822
Grundlage Datierung:Inschrift (Kellereingang)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Schutz / Status

Status Bauinventar:Neuaufnahme Bauinventar 2013

Dokumentation

Inschriften:1822 (Kellereingang); 1876 (Hauseingang)
Würdigung:1822 erbautes und 1876 teilweise umgeformtes Bauernhaus mit sorgfältiger Detailgestaltung. Bedingt durch seine Stellung im stark ansteigenden Gelände, besitzt das Gebäude eine eigenwillige Nutzungsorganisation mit Wohn- und Ökonomieteil auf verschiedenen Niveaus (gestelzte Bauweise). In unmittelbarer Nähe des Kirchenbezirks und exponiert an der Alten Surbtalstrasse gelegen, ist der markante Baukörper prägender Bestandteil des historischen Ortsbildes. Als erste Postablage im Dorf kommt dem Haus auch lokalgeschichtliche Bedeutung zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Gemäss Inschrift am rückwärtigen Kellereingang wurde das Bauernhaus 1822 erstellt. Im Brandkataster von 1850 ist es als "Wohnhaus mit Scheune und Schopf, von Mauer unter Ziegeldach" verzeichnet [1]. Damaliger Eigentümer war Heinrich Leonz Senn, 1871 ging die Liegenschaft an Friedensrichter Johann Jakob Senn über. 1872 ist ein "Anbau mit Zimmer und Laube" vermerkt, bei dem es sich um den südlichen Quergiebelanbau handeln dürfte. 1876 fand eine teilweise Umgestaltung der nördlichen Eingangsfront statt, indem die Erdgeschossfenster wie auch der Hauseingang mit Sandsteingewänden neu eingefasst wurden. Die Inschrift "18 JJ S 76" (=Johann Jakob Senn) am Türsturz belegt diese Bautätigkeit.
Mit der Eröffnung des Postkurses Oberendingen-Döttingen-Klingnau 1907 wurde an der Alten Surbtalstrasse 26 die erste Postablage eingerichtet, betrieben vom damaligen Hauseigentümer Pius Senn. Dabei führte der Weg ins Postbüro durch die Privatstube des Posthalters [2]. Mit dem Rücktritt von Pius Senn als Posthalter und Briefträger wurde 1942 das Postbüro ins Haus seines Nachfolgers Karl Hauenstein an der Alten Surbtalstrasse 52 verlegt. 1966 erfolgte die Aussiedlung des Bauernbetriebes, seither wird das Gebäude zu Wohnzwecken genutzt.
Beschreibung:Das giebelständig an die Alte Surbtalerstrasse gestellte Bauernhaus bildet einen auffälligen Querriegel am südlichen Dorfeingang, in der Nähe der auf einer kleinen Anhöhe thronenden Pfarrkirche (Kantonales Denkmalschutzobjekt UEN001). Ins stark abfallende Gelände eingepasst, tritt der bäuerliche Vielzweckbau als grossvolumiger Baukörper mit zweigeschossigem gemauertem Wohnteil und überaus hohem Ökonomietrakt unter durchlaufendem Satteldach in Erscheinung. Der strassenseitige Wohntrakt hat die repräsentative Stubenfront nordwärts zum Dorf und zur Kirche gewandt. Diese weist vier unregelmässige, auf die innere Raumnutzung abgestimmte Fensterachsen auf. In der äussersten Achse befindet sich der ebenerdige Hauseingang. Das Sandsteingewände mit spätklassizistisch profilierter Verdachung und Inschrift "18 JJ S 76" ist gleich wie das vierteilige gestemmte Türblatt mit Oberlicht aus einer Fassadenumgestaltung im fortgeschrittenen 19. Jh. hervorgegangen. Der gleichen Umbauphase sind die sorgfältig gearbeiteten Sandsteingewände der unteren Fensteröffnungen und die akzentuierten Putzquader an den Hausecken zuzuordnen. Demgegenüber dürften die hölzernen Fenstergewände mit stichbogig ausgeschnittenem Sturz im Obergeschoss noch aus der Bauzeit des Hauses 1822 stammen. Die Fassade, wo zu Zeiten des Postbetriebs noch "Post-Ablage Unterendingen" zu lesen war, ziert heute eine Inschriftentafel mit dem bäuerlichen Sinnspruch: "Wer stets in Treuen schafft sein Sach / darf stolz sein auf sein Tor und Dach. / Es sitzt kein Fürst so hoch im Land / ernährt sich durch des Bauern Hand".
Von der Haustür führt ein Stichgang in den rückwärtigen Bereich mit Küche und Kammer. Der vordere Teil umfasst eine Stube und eine schmale Kammer, in der das Postbüro eingerichtet war. Daran erinnert ein eingebauter Wandschrank mit aufklappbarem Pult. An historischer Ausstattung wohl aus der Bauzeit hat sich in der Stube eine Balkendecke mit gefelderten Füllungen erhalten. Der crèmefarbene Kachelofen mit Ährenmustern stammt von 1957. Unter dem Wohnteil erstreckt sich ein hoher tonnengewölbter Keller, der vorderseitig über einen Vorkeller erschlossen ist (spitzbogiger Ausseneingang mit eingemeisselter Jahreszahl "1822" als Neukreation). Die Verbindung vom Kellerzugang zum wesentlich höher gelegenen Hauseingang erfolgt über eine entlang der Hausmauer geführte Treppe aus behauenen Kalksteinstufen. Auf der Hausrückseite führt ein weiterer Abgang in einen kleinen Keller mit Balkendecke und von dort in den tiefer gelegenen Gewölbekeller. Am rückwärtigen Kellereingang ist das vermutete Baudatum des Hauses 1822 in den hölzernen Türsturz eingekerbt.
Westlich an den Wohnteil schliesst der grösstenteils gemauerte Scheunentrakt mit Stall und Tenn auf deutlich tieferem Geländeniveau an. Erwähnenswert ist hier das grosse Tennportal, dessen hölzerne Umrahmung mit dem elegant geschweiften Jochbalken und den gebogenen Kopfhölzern zu einer Rundbogenform gestaltet ist. Der geräumige Heuraum zeigt ein Innenständergerüst mit liegendem Dachstuhl aus der Bauzeit sowie nachträglich aufgesetztem Kniestock. Eine historische Aufnahme aus der Zeit des Postbetriebs (nach 1907) zeigt noch die ursprünglichen Verhältnisse mit geknicktem Steilgiebeldach (vgl. Fotodokumentation).
Anmerkungen:[1] Zur Postablage vgl. Mathis 2009, S. 59-60.
[2] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0758-0760: Brandkataster Gemeinde Unterendingen 1851-1937.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Literatur:- Thomas Mathis, Dorfchronik Unterendingen, Zofingen 2009.
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Unterendingen, XI-21/4.
- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0758-0760: Brandkataster Gemeinde Unterendingen 1851-1937.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=122397
 

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