INV-VIN915 Dorfstrasse 3, 1846 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-VIN915
Signatur Archivplan:VIN915
Titel:Dorfstrasse 3
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Nordwesten (2014)
Bezirk:Brugg
Gemeinde:Villnachern
Ortsteil / Weiler / Flurname:Unterdorf
Adresse:Dorfstrasse 3
Versicherungs-Nr.:25
Parzellen-Nr.:49
Koordinate E:2654571
Koordinate N:1257880
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2654571&y=1257880

Chronologie

Entstehungszeitraum:1846
Grundlage Datierung:Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Würdigung:Stattlicher bäuerlicher Vielzweckbau, der 1846 als Doppelwohnhaus mit Doppelscheune in spätklassizistisch-biedermeierlichem Stil erstellt wurde. Der unter einem durchlaufenden Satteldach ruhende, solide Mauerbau setzt mit seiner imposanten, von zwei Korbbogenportalen gerahmten Scheune einen wichtigen Akzent im Unterdorf. Abgesehen von einem vorderseitigen Anbau hat der Baukörper auch am Wohnteil sein Fassadenbild mit den axial angeordneten Muschelkalkgewänden bewahrt. Im Innern kommt vor allem der Erdgeschosswohnung mit ihrer räumlichen Struktur und einigen Ausstattungsteilen historischer Zeugenwert zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Gemäss Brandkataster geht das stattliche Bauernhaus mit Doppelscheune auf die Brüder Isa[a]k und Heinrich Hartmann zurück, welche kurz vor 1846 von ihrem Vater Abraham Hartmann, Müller, am gleichen Standort „ein zweistöckiges Wohnhaus samt Scheuer und Stall, von Stein, Rieg und Holz, mit Strohdach, nebst einem gewölbtem Keller“ übernommen hatten. Dieses trugen sie vollständig ab und erstellten stattdessen ein „neues zweistöckiges Wohnhaus von Stein mit Ziegeldach, 2 Wohnungen, 2 Ställen, 2 Dreschtennen und 2 gewölbten Kellern“ [1].
Mit dem Anbau einer Waschküche 1925 und deren Aufstockung 1958 vor der östlichen Ecke der Hauptfassade erfuhr das Haus eine unvorteilhafte, den Gesamteindruck störende Veränderung. 1978/79 wurde das Dach erneuert, wobei die alten Binder (Stuhljoche) beibehalten wurden [2]. Während die Wohnung im Erdgeschoss historische Ausstattungsteile aus dem 19. und dem frühen 20. Jh. bewahrt hat, wurde die obere Wohnung bei der jüngsten Renovation unter Einbezug von Teilen des Dachgeschosses durchgreifend modernisiert. Seither weist die Dachfläche einige liegende Dachfenster auf, die teils einzeln, teils zu Zweiergruppen angeordnet sind. Über dem Hintereingang befindet sich ein nachträglich angefügter zweiachsiger Balkon zur oberen Wohnung.
Beschreibung:Stattliches, vollständig aus mächtigem Bruchsteinmauerwerk aufgeführtes Doppelbauernhaus, welches einen Wohnteil mit zwei Stockwerkswohnungen und eine nach Westen anschliessende Doppelscheune unter durchlaufendem Satteldach umfasst. Der Wohntrakt zeigt eine zeittypische axiale Gliederung mit zwei Fensterachsen an der Stirnseite, vier Achsen an der nach Südwesten zeigenden Rückfassade und drei an der strassenseitigen Vorderfront. Die mit Ladenfalz und Blockgesims ausgestatteten Gewände sind sorgfältig aus gelblichem Muschelkalk gehauen, ebenso die Einfassungen der Lünette zuoberst im Giebelfeld und der beiden Hauseingänge. Als handwerkliche Besonderheit sind die unmittelbar nebeneinander liegenden Türpfosten des strassenseitigen Hauseingangs und des Tennportals aus einem Werkstück gearbeitet.
Die imposante Scheune ist mit zwei Tennen und zwei mittig gelegenen Ställen symmetrisch gestaltet. Die Tennportale weisen für die Entstehungszeit typische Korbbogen mit Bogenanfängern und Schlusssteinen aus Muschelkalk auf. Auch die hölzernen Rahmentore stammen noch aus dem 19. Jh. In die Mauer des Heubergeraums sind schartenartige Lüftungsschlitze eingelassen, welche neben einer Lünette direkt unter dem First auch im Giebelfeld der Stirnfront zu finden sind. Der ausladende Vorschermen der Scheune ruht auf einer jüngeren Zangenkonstruktion. Im rückwärtigen Bereich schliesst ein 1958 angebauter Stall an.
Durch den Vorder- und Hintereingang gelangt man in einen dem Tenn entlang laufenden Flur, von dem eine einfache Treppe ins Obergeschoss führt. Die Wohnung im Erdgeschoss zeigt – abgesehen vom jüngeren Anbau - noch den bauzeitlichen vierteiligen Grundriss mit Küche und Nebenkammer im nordseitigen Vorderhaus sowie Stube und Nebenstube/Schlafzimmer im südseitigen Hinterhaus. In der Küche erstreckt sich über der Einfeuerung des Kachelofens und dem kombinierten Holz-/Elektroherd ein mittlerweile verschlossener Hurd. Insbesondere in der Stube und Nebenstube haben sich mit Sichtbalkendecken, Wandtäfer und Rahmentüren ältere Ausstattungsteile erhalten. Der grosszügig dimensionierte, grün glasierte Kachelofen dürfte ebenso wie der Dielenboden aus Pitch Pine (Pechkiefer) einem Umbau im frühen 20. Jh. entstammen [3].
Wohnung im Obergeschoss durchgreifend modernisiert.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0210-0212: Brandkataster Gemeinde Villnachern 1850-1938; Staatsarchiv Aargau, ZwA 1942.0001: Brandkataster Gemeinde Villnachern 1809-1850.
[2] Gemäss Auskunft Eigentümer.
[3] Evtl. 1921, Werterhöhung von 7500 auf 15'000 Fr. - Pitch Pine wurde besonders um 1900 und im frühen 20. Jh. Jh. nach Europa eingeführt. Es stammt aus den USA (v.a. Südwesten) und gilt als qualitativ wertvollstes Nadelholz, da es reich an hartem, schwerem Kernholz und aufgrund des hohen Harzgehalts sehr dauerhaft ist.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0210-0212: Brandkataster Gemeinde Villnachern 1850-1938.
- Staatsarchiv Aargau, ZwA 1942.0001: Brandkataster Gemeinde Villnachern 1809-1850.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=125508
 

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