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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1847 |
Grundlage Datierung: | Inschrift (Hauseingang) |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Profane Wohnbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Wohnhaus |
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Dokumentation |
Inschriften: | "RG 1847" (Hauseingang) |
Würdigung: | Das 1847 errichtete "Walti-Haus", welches seit 1965 das Heimatmuseum beherbergt, ist ein herrschaftliches spätklassizistisches Bürgerhaus mit zeittypischer axialer Fassadengestaltung, Walmdach und rückwärtigem Treppenhausrisalit. Die nach Osten auf die zentrale Strassenkreuzung gerichtete Vorderfront des intakten Mauerbaus hat ihren Hauptakzent im sorgfältig instrumentierten Muschelkalkportal, zu dem eine doppelläufige Steintreppe emporführt. Zur markant im Dorfzentrum stehenden Anlage gehört eine schlichte, in Mischbauweise aus Stein und Holz errichtete Scheune von 1873, welche heute ebenfalls zu Museumszwecken dient. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Gemäss der Inschrift am Türsturz wurde das "Walti-Haus" 1847 durch den Sternenwirt Rudolf Gruner errichtet. Im Brandkataster von 1850 wird das Gebäude als "2-stöckiges Wohnhaus mit drei Gewölbekellern" bezeichnet [1]. Zusammen mit dem benachbarten Gasthof "Sternen" (Bauinventarobjekt SEO915) ging die Liegenschaft 1873 an Samuel Fischer über. Im selben Jahr wurde die rückwärtige freistehende Scheune erstellt. 1885 gelangte das Haus in die Hände von Lehrer Rudolf Walti, dem es auch seine volkstümliche Bezeichnung verdankt. Seit 1965 befindet sich hier das Heimatmuseum, in dem Einrichtungen und Gegenstände des ländlich-bäuerlichen Alltagslebens ausgestellt sind [2]. Die zugehörige freistehende Stallscheune wird seit 1991 als Ausstellungsraum für landwirtschaftliche Geräte genutzt. 1996 fand eine Innenrenovation des Hauses statt. 1998 folgte die Sanierung der Dachhaut, wobei neu Spitzgauben zur Belichtung des Dachraums eingesetzt und der obere Teil der Dachfläche leicht angehoben wurden. |
Beschreibung: | Als nordwestliche Begrenzung des "Sternen"-Platzes kommt dem "Walti-Haus" eine wichtige platzdefinierende Bedeutung bei der zentralen Strassenkreuzung im Mitteldorf zu. Das schmucke spätklassizistische Bürgerhaus präsentiert sich als zweigeschossiger, aus verputztem Bruchsteinmauerwerk aufgeführter Baukörper mit rückwärtigem Mittelrisalit und schwach geneigtem Walmdach, welches mit doppelt verlegten Biberschwanzziegeln eingedeckt ist. Die dem Dorfplatz zugewandte fünfachsige Schaufront wird vom zentral gelegenen Eingangsportal beherrscht, zu dem eine doppelläufige Muschelkalktreppe mit originalem schmiedeeisernem Geländer führt. Das von Pilastern gefasste Türgericht wird durch eine profilierte Gesimsbekrönung mit Blumengitter überhöht. Der Türsturz trägt das Baudatum 1847 nebst den Initialen "RG" des Bauherrn Rudolf Gruner. Ebenfalls aus der Bauzeit stammt das zweiflüglige Türblatt mit sorgfältig gearbeiteten Füllungen und holzvergittertem Oberlicht. Wie das Eingangsportal sind auch die mit Ladenfalz und kantigem Blockgesims versehenen Fenstergewände aus Muschelkalk gearbeitet, ebenso die Verkleidung des hohen Gebäudesockels. Als charakteristisches Merkmal des spätklassizistischen Bauens sind der Zahnschnittfries am Dachgesims, die getäferte Dachuntersicht mit Rosettenmotiven in den Ecken sowie die Lünette am rückwärtigen Treppenhausrisalit anzusprechen. Das Hausinnere erschliesst sich über einen grosszügigen Mittelkorridor, welcher in den rückwärtigen Treppenhausrisalit mündet und einen Innenabgang zu den Kellerräumen aufweist. Auf den Zwischenpodesten im Treppenhaus sind Toiletten und kleine Abstellräume eingerichtet. In der Nordwestecke des Erdgeschosses befindet sich die Küche, von wo aus die östlich anschliessende Wohnstube mittels Kachelofen und Sitzkunst beheizt wurde. Die südliche Haushälfte nehmen zwei weitere Wohnräume ein, welche über einen gemeinsamen, vom Gang her beschickten Kastenofen verfügen. Der Grundriss des Obergeschosses mit den ehemaligen Schlafräumen ist heute leicht abgeändert. Der Dachraum wird heute ebenfalls zu Ausstellungszwecken genutzt. Mit Ausnahme der Stube, deren einfaches Feldertäfer eine Holzimitationsmalerei aus der Zeit um 1900 zeigt, sind die meisten Oberflächen in jüngerer Zeit neu gestrichen worden. Zur älteren Ausstattung gehören ein grüner Kastenofen samt Sitzkunst, ein hellblauer Biedermeierofen mit weissem Kranzgesims sowie verschiedene Tafelparkette. Die historische Wohnungseinrichtung ist durch museale Ausstattungsstücke ergänzt worden. Unter der vorderen Haushälfte erstreckt sich auf der gesamten Gebäudebreite ein Gewölbekeller, rückwärtig schliessen zwei kleinere, ebenfalls gewölbte Kellerräume an. Bei der westlich gelegenen freistehenden Scheune (Vers.-Nr. 92) handelt es sich um einen schlichten hölzernen Zweckbau, der als einziges Zierelement laubsägeartig verzierte Ortbretter aufweist. Wie auf einer älteren Aufnahme zu erkennen ist, war der Vorplatz beim Haupteingang früher als von einem Eisengeländer umfasste Gartenanlage mit Spalierbäumen gestaltet (vgl. Fotodokumentation). Im Zusammenhang mit der Neugestaltung des "Bärenplatzes" wurde die Anlage mit radialen Kieswegen und buchsumrandeten Zierbeeten neu gestaltet. Der halbrunde Wandbrunnen aus Kunststein dürfte aus dem früheren 20. Jh. stammen. |
Anmerkungen: | [1] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0450-0453: Brandkataster Gemeinde Seon 1850-1938. [2] Holstein 1966, S. 23-25. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung. - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), Einzelelement, Erhaltungsziel A. |
Literatur: | - August Guido Holstein, Das neue Heimatmuseum in Seon, in: Heimatkunde im Seetal 39, 1966, S. 23-25. - Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 57. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0450-0453: Brandkataster Gemeinde Seon 1850-1938. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=126435 |
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