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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1903 |
Grundlage Datierung: | Brandkataster |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Profane Wohnbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Repräsentatives Wohnhaus, Villa |
Epoche / Baustil (Stufe 3): | Historismus |
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Dokumentation |
Würdigung: | Schlössliartig gestaltete, malerische Historismusvilla von 1903, welche für den in der Gemeinde tätigen Textilfabrikanten Rudolf Müller-Glatthaar erstellt wurde. Das mit einem markantem Turm und einer Säulenloggia ausgestattete Gebäude ist in seinem äusseren Erscheinungsbild intakt erhalten und in eine grosszügige Parklandschaft eingebettet. Die „Villa Bianca“ bildet mit der unmittelbar benachbarten „Villa Walti“ (Kantonales Denkmalschutzobjekt SEO000) eine wertvolle Baugruppe, der als „grüne Ortsmitte“ eine wesentliche orts- und landschaftsprägende Wirkung zukommt. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Gemäss Brandkataster wurde die Villa Bianca 1903 durch den Flawiler Textilfabrikanten Rudolf Müller-Glatthaar erbaut [1]. Dieser hatte 1895 die in Konkurs gegangene Weberei J.J. Widmer in Seon (ehemalige Baumwoll-Buntweberei Siebenmann; Bauinventarobjekt SEO929) übernommen und das Unternehmen zur neuen Blüte gebracht [2]. Das Baujahr des Fabrikantenhauses ist an der Windfahne dokumentiert, während sich die Initialen „RM“ des Bauherrn im mittleren Bogen der oberen Treppenturm-Fenster auszumachen sind. Der Architekt des für ländliche Verhältnisse ausgesprochen stattlichen Wohngebäudes konnte bislang nicht eruiert werden. In den Jahren 1946/47 und wiederum 1981 haben umfassende Innenrenovationen stattgefunden, weshalb heute keine originalen Ausstattungsteile mehr vorhanden sind (gemäss Kurzinventar von 1998). |
Beschreibung: | Die nordwestlich des Bahnhofs leicht erhöht gelegene „Villa Bianca“ ist eingebettet in eine grosszügige, gartenarchitektonisch differenziert gestaltete Parkanlage mit Rasenflächen und prächtigem Baumbestand. Zusammen mit der unmittelbar benachbarten „Villa Walti“ (Kantonales Denkmalschutzobjekt SEO008) macht das ehemalige Fabrikantenwohnhaus die sehr spezielle Struktur des Seoner Ortsbilds aus, indem diese Gebäude mit den zugehörigen Villengärten die "grüne" Ortsmitte zwischen dem historischen Siedlungsbogen von Oberdorf, Mitteldorf und Unterdorf bilden. Der grosszügige zweigeschossige Baukörper ist in zeittypischer Art kubisch stark aufgelöst und mit einer entsprechend differenzierten Dachlandschaft ausgestattet. In der Hauptform handelt es sich um ein über dem Kniestock ansetzendes, mit glasierten Ziegeln gedecktes Walmdach. Dieses ist oben gekappt und mit einer Zinne (Dachterrasse) versehen, deren Brüstung noch über das originale schmiedeeiserne Gitterwerk verfügt. Gequaderte Ecklisenen sowie schmale Sohlbank- und Sturzgesimse gliedern den Hauskörper, dessen sämtliche Hausteinpartien mit Ausnahme des Granitgesimses über dem Gebäudesockel in gelblichem (Savonnière?)-Sandstein ausgeführt sind. Das Kranzgesims hat die Form eines Blattkonsolfrieses. Die gartenseitige Fassade beherrscht ein polygonaler Turm mit bekrönender Laterne und Zwiebelhaube (Windfahne mit dem Baudatum 1903). Das gänzlich aus Haustein aufgeführte Turmobergeschoss zeigt eine sorgfältige Pilastergliederung und skulptierte Bogenfelder als Bekrönung der rechteckigen Fensterlichter. Jagdmotive (Gewehr und Füllhorn) weisen den Bauherrn, dessen Initialen „RM“ sich im mittleren Bogen finden, als passionierten Weidmann aus. In der Südfassade fällt die doppelgeschossige Säulenloggia auf, die über einen separaten Eingang verfügt. Die erdgeschossigen Fensteröffnungen mit Pilasterrahmung, Dreieckgiebel-Bekrönung und Volutenkonsolen als Rahmung der Hausteinbrüstungen sind von der Formensprache der Renaissance inspiriert. In der Westfassade tritt der mit einem Krüppelwalmdach versehene Treppenhausrisalit hervor. Von den grossflächigen Fenstern zeigt das obere einen Rundbogenschluss. Der unter einer Arkade geborgene Haupteingang ist mit einer eingeschossigen Loggia mit üppigem steinernem Balustergeländer kombiniert (Loggia nachträglich verglast). Der Haupteingang wie auch der ebenerdige, direkt ins Treppenhaus führende Dienstboteneingang bewahren die originalen vergitterten Türblätter; erhalten sind auch die bauzeitlichen Schmiedeeisenarbeiten. Hausinneres. Um das zentrale, in der Mitte der Rückfront gelegene Treppenhaus (bleigefasste Farbverglasung nicht original) mit geräumigem Vorplatz gruppieren sich im Erdgeschoss die Wohnräume und die Küche. Nach durchgreifenden Innenrenovationen von 1946/47 und 1981 sind nur noch wenige historische Ausstattungsteile vorhanden. Erhalten geblieben ist der originale Treppenaufgang mit schmiedeeisernem Geländer und geschwungenem hölzernem Handlauf (Kurzinventar 1998). |
Anmerkungen: | [1] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0450-0453: Brandkataster Gemeinde Seon 1850-1938. [2] Vgl. Müller 1983, S. 51; Windfelder/Müller/Wyrsch/Lenzin 1992, S. 135; 182-185. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung. - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), Einzelelement, Erhaltungsziel A. |
Literatur: | - Günter Windfelder/Felix Müller/Willi Wyrsch/René Lenzin, Seon – eine Dorfgeschichte, Seon 1992. - Rudolf Müller-Gimmel, R. Müller & Cie. AG, Seon, in: Seener Spiegel 1983, S. 49-57. - Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 57. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0450-0453: Brandkataster Gemeinde Seon 1850-1938. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=126441 |
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