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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1836 |
Grundlage Datierung: | Inschrift (Türsturz) |
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Typologie |
Nutzung (Stufe 1): | Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Mühle |
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Dokumentation |
Inschriften: | "SHB" (= Samuel Huggenberger) Türsturz |
Würdigung: | Die "Obere Mühle" ist ein 1836 errichteter klassizistisch-biedermeierlicher Mauerbau mit zeittypisch axialer Gestaltung der hofseitigen Hauptfassade und rückwärtigem Radhausanbau. Der geräumige Mühlekeller nimmt das gesamte Sockelgeschoss ein, während die ehemalige Müllerwohnung im Obergeschoss eingerichtet ist. Der urkundlich bereits 1470 erwähnte Mühlenstandort steht in einer Reihe vielfältiger gewerblich-industrieller Nutzungen, welche im aargauischen Seetal entlang dem Aabach angesiedelt wurden. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Die bereits 1470 urkundlich erwähnte "Obere Mühle" muss im Laufe des 16.Jh. aufgegeben worden sein; weiterhin aber existierte auf der zinspflichtigen Mühlehofstatt das Recht, eine Mühle zu betreiben [1]. 1823 erstellte Jakob Gruner westlich des heutigen Mühlengebäudes eine Tabakstampfe, die er 1832 an den in Wildegg wohnhaften Ludwig Bourquin aus Corcelles verkaufte [2]. 1835 gelangte die Liegenschaft an Jakob Urech und Samuel Huggenberger, die in der Folge den Mühlenneubau realisierten. Um die Zufahrt zur Mühle mit Fuhrwerken sicherzustellen, mussten die beiden Bauherren eine steinerne Bogenbrücke über den Aabach errichten (Bauinventarobjekt SEO933A). Der Muschelkalkpfeiler über dem Brückenscheitel trägt denn auch die Initialen "SHB" für Samuel Huggenberger und "IVR" für Jakob Urech. Im Brandkataster von 1850 ist die Obere Mühle als "2-stöckiges Wohnhaus und Getreidemühle mit Radhaus, Anbau mit Keller, 2 Wasserrädern und Getriebe, 3 Mahlgängen, Röndle und Griessstäube" verzeichnet [3]. Stampfe und Mühle erhielten das Wasser über einen vom Aabach abgezweigten Kanal. Diesen hat man im Zuge der Aabachkorrektion zwischen Schloss Hallwil und Seon im Jahr 1942 trockengelegt. Das Wasserrecht wurde noch im Dezember desselben Jahres gelöscht. Die fortan mit Elektrizität betriebene Mühlenanlage wurde schliesslich 1955 stillgelegt. |
Beschreibung: | Die nördlich des Aabachs gelegene "Obere Mühle" ist ein zweigeschossig aufragender, klassizistisch-biedermeierlicher Mauerbau mit Satteldach. Die südliche Trauffassade ist als Hauptfront ausgebildet und mit fünf Fensterachsen regelmässig gegliedert. Demgegenüber zeigt die rückwärtige Längsseite mit dem nachträglich unter einem Schleppdach aufgestockten Radhaus nur spärliche Öffnungen. Die Stirnfronten sind im Bereich des zu Wohnzwecken genutzten Obergeschosses und im Giebelfeld ebenfalls mit Einzelfenstern besetzt. Strassenseitig findet sich ein jüngerer Eingang mit vorgelagerter Rampe, welche für den An- und Abtransport des Mahlguts bestimmt war. Sämtliche original erhaltenen Tür- und Fenstergewände bestehen aus Muschelkalk. Der Haupteingang in den Mühlenraum nimmt eine zentrale Stellung an der hofseitigen Hauptfassade ein. Er ist als schlichtes ebenerdiges Rechteckportal mit abgetrenntem halbkreisförmigem Oberlicht ausgebildet, dessen Schlussstein die Initialen des Bauherrn "SHB" (= Samuel Huggenberger) nebst einem halbierten Mühlrad zeigt. Der Mahlraum zählt eineinhalb Geschosse und ist um einige Stufen abgetieft. Belichtet wird er über hohe Rechteckfenster, die allesamt vergittert sind. Neben dem Mühlenzugang befindet sich der leicht erhöhte, über eine doppelläufige Treppe aus Muschelkalk zu erreichende Hauseingang. Die ehemalige Müllerwohnung nimmt das Obergeschoss und Teile des Dachgeschosses ein. Inneres nicht gesehen. Rechtwinklig zum Mühlengebäude schliesst östlich eine grossvolumige Scheune an, welche durch einen jüngeren Garagentrakt mit dem Hauptbau verbunden ist (Scheune und Garagentrakt nicht Teil des Schutzumfangs). Auf dem gepflästerten Hofplatz steht ein mit 1841 datierter Brunnen aus Muschelkalk, ausgestattet mit den Initialen des Mühlenerbauers Huggenberger und dessen Familienwappen (Bauinventarobjekt SEO932H). |
Anmerkungen: | [1] Windfelder/Müller/Wyrsch/Lenzin 1992, S. 64. [2] Zur Mühlengeschichte vgl. Badertscher 1997, S.44-45. Handänderungen nach Badertscher: 1894 Hans Baumann; 1920 G. Döbeli:1921 Hans Urech, 1922 Johann Jakob Ruf, 1924 Fritz Wenger, 1927 Otto Sollberger, 1930 Rudolf Burren, 1945 Rosa u. Ernst Burren, 1953 E. Sauder. [3] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0450-0453: Brandkataster Gemeinde Seon 1850-1938. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung. - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), Einzelelement, Erhaltungsziel A. |
Literatur: | - Günter Windfelder/Felix Müller/Willi Wyrsch/René Lenzin, Seon – eine Dorfgeschichte, Seon 1992. - Kurt Badertscher, Mühlen am Aabach, in: Lenzburger Neujahrsblätter 1997, S. 24-66. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0450-0453: Brandkataster Gemeinde Seon 1850-1938. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=126452 |
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