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INV-MUH912 Reformierte Kirche und Pfarrhaus, 1959-1961 (Dossier (Bauinventar))
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1959 - 1961 |
Grundlage Datierung: | Schriftliche Quelle |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Sakrale Bauten und Anlagen |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Kirche (ev.-ref.) |
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Schutz / Status |
Kategorie Inventar Kulturgüterschutz: | B (regionale Bedeutung) |
Status Bauinventar: | Neuaufnahme Bauinventar 2015 |
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Dokumentation |
Autorschaft: | Hans Hauri (Architekt) |
Würdigung: | Die 1959–1961 von Hans Hauri errichtete qualitätvolle Anlage mit Kirche, angebautem Kirchgemeindehaus und freistehendem Glockenturm ist in einer charakteristischen Mischbauweise aus Sichtbeton und verputztem Mauerwerk errichtet. Mit seiner markanten Lage am Hang kommt dem modernen Sakralbau für das Ortsbild eine prägende Wirkung zu. Bemerkenswerte Gestaltungselemente sind der gelängt hexagonale Gemeindesaal und die von einem Geflecht aus Betonrippen gefasste Kunstverglasung (Betonverglasung). Der Bau besitzt mehrheitlich die originale Ausstattung, grössere Renovationen haben bislang nicht stattgefunden. Auch an der Fassade ist trotz eines nachträglichen Anstrichs auf dem Sichtbeton die unterschiedliche Materialität ablesbar. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | In Muhen konstituierte sich 1930 ein Kirchenbauverein mit dem Ziel, für eine spätere, selbständige Kirchgemeinde Geldmittel zu beschaffen. 1948 wurde die Loslösung von den Pfarreien Schöftland bzw. Oberentfelden vollzogen und der Architekt Hans Hauri, Reinach, mit einem Vorprojekt beauftragt [1]. In der Folge veranstaltete man einen Wettbewerb, in dem sich Hauri selbst gegen drei weitere Projekte durchsetzte [2]. Die Ortsbürgergemeinde stellte unentgeltlich ein Landstück zur Verfügung. 1955 wurde eine Zufahrtsstrasse mit Stützmauern bewilligt, 1959 begann der Bau der Kirche [3], die 1961 eingeweiht werden konnte [4]. Als jüngere bauliche Ergänzung wurde 2003 westlich des Kirchhofs an der Hauptstrasse ein neues Kirchgemeindehaus "Dynamis" erstellt. |
Beschreibung: | Der moderne Kirchenbau mit Kirchgemeindehaus auf rechteckigem Grundriss und freistehendem, quadratischem Glockenturm gruppiert sich um den am Hang liegenden Kirchplatz. Der sechseckige Kirchenbau mit seinen gestrichenen Sichtbetonwänden und dem Satteldach steht giebelseitig zum Hang und zur parallel dazu verlaufenden Hauptstrasse. Die als Hauptansicht talwärts gewandte Giebelseite wird vom leicht eingezogenen, flachen Chorbereich gebildet, dessen Wände vollständig aus einer Betonverglasung von Heiny Widmer (Zofingen, 1927-1984) bestehen [5]. Die Technik, bei der zwei bis drei Zentimeter dicke Glasstücke nicht mit Blei, sondern mit Beton zusammengefügt werden, war in den 1950-1960er Jahren sehr beliebt. Die Eigenheit der Betonverglasung liegt im Fugenmaterial aus Beton, das mit Armierungseisen fixiert ist. Einzelfelder von bis zu 1,5 m2 können so hergestellt werden. Die Betonmörtelfugen sind in ihrer Massigkeit frei wählbar und können so mehr als andere glasverbindende Elemente stark an der gestalterischen Wirkung teilhaben und als Ausdrucksmittel und expressives Gegenelement zur Leichtigkeit des Glases dienen [6]. Die Glasmalerei selbst stellt christliche Symbole dar, die durch ihre Zeichensprache zu einer liturgischen Summe verbunden sind. Während in der linken Fensterhälfte die Stiftung des Christentums aus der Passion zur Erscheinung kommt, spricht die rechte vom Ursprung und dem Leben der Gemeinde. Beide Teile strömen mittig in den drei starken Zentralfiguren des Bekenntnisses – Fische, Kreuz und Dreifaltigkeit – zusammen [7]. Das direkt an die Kirche angebaute eingeschossige Kirchgemeindehaus fasst den Kirchhof rückwärtig gegen den Hang und bildet mit seinem weit vorgezogenen, von Holzstützen getragenen Vordach einen wettergeschützten Zugang zur Kirche. Ein Knick in der Fassade markiert in etwa die Trennung zwischen Sakristei und Kirchgemeindesaal. Die Holzfenster in der verputzten Fassade haben Sichtbetongewände, die der Kirche gegenüberliegende Stirnwand besteht ebenfalls aus Sichtbeton. Der geschlossene, an der vorderen Kante des Kirchplatzes freistehende Sichtbetonturm ist im oberen Bereich der Glockenstube auf zwei Seiten grossflächig geöffnet. Er ist mit fünf Glocken der Glockengiesserei Rüetschi, Aarau, ausgestattet [8]. Im Inneren des Kirchenraums fällt der Boden zu dem um zwei Stufen erhöhten Chorbereich leicht ab, während sich der First zum Chor hin anhebt und sich der Raum so weitet. Die mit Holz verkleidete Decke bildet die äussere Dachform ab und deutet mit Deckleisten die Sparrenlagen an. Die Kirche wird zusätzlich zum Chorfenster durch je vier rosa getönte, schmale Fenster in den Seitenwänden belichtet, die bis auf ihre Natursteinfensterbank rahmenlos in die Wand eingeschnitten sind. Weitere Fenster befinden sich an der Rückwand bei der Orgel (Orgelbau AG, Genf, 2005 renoviert). Der Zugang zum Kirchenraum erfolgt im hinteren Drittel beidseits durch eine doppelflügelige Holztür, die mit einer innenliegenden Glastür kastenartig zum Windfang erweitert ist. In der Sakristei hat sich die hölzerne Wandverkleidung samt einem von Intarsien geschmückten Tisch erhalten, im Kirchgemeindesaal Teile der Holzvertäfelung und der mit Holz verkleideten Decke. |
Anmerkungen: | [1] Vom Kirchenbau in Muhen, in: Aargauer Tagblatt 16.6.1960. [2] Vom Kirchenbau in Muhen, in: Aargauer Tagblatt 16.6.1960; Reformierte Kirche mit Gemeindesaal in Muhen, in: Schweizerische Bauzeitung, Jg. 70 (1952) Nr. 46, S. 656-658. [3] Vom Kirchenbau in Muhen, in: Aargauer Tagblatt 16.6.1960. [4] Jauchzet dem Herrn alle Lande! Einweihung der Kirche Muhen, in: Nachrichtenblatt des mittleren Suhrentales, Rueder- und Uerkentales 28.1.1961, S. 2. [5] Hergestellt 1960 von Aubert & Pitteloud Verriers Lausanne. [6] Kaiser 2002, S. 29. [7] Aus der Geschichte des Kirchenbaues in Muhen, in: Nachrichtenblatt des mittleren Suhrentales, Rueder- und Uerkentales 21.1.1961, S. 2. [8] Vom Kirchenbau in Muhen, in: Aargauer Tagblatt 16.6.1960. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Kurzinventar Sakralbauten ab dem 20. Jahrhundert (Kantonale Denkmalpflege Aargau 2009). |
Literatur: | - Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 45. - Astrid Kaiser Tümpler, Die Glasmalerei nach 1800 im Kanton Aargau, in: Glasmalerei im -Kanton Aargau Bd. 5, Reinach 2002, S. 18-30, hier: S. 26, 29. - Aus der Geschichte des Kirchenbaues in Muhen, in: Nachrichtenblatt des mittleren -Suhrentales, Rueder- und Uerkentales 21.1.1961, S. 2. - Jauchzet dem Herrn alle Lande! Einweihung der Kirche Muhen, in: Nachrichtenblatt des mittleren Suhrentales, Rueder- und Uerkentales 28.1.1961, S. 2. - Markus Widmer, Dorfchronik Muhen 1045-1995, Muhen 1995, S. 157-159. - Reformierte Kirche mit Gemeindesaal in Muhen, in: Schweizerische Bauzeitung, Jg. 70 (1952) Nr. 46, S. 656-658. - Vom Kirchenbau in Muhen, in: Aargauer Tagblatt 16.6.1960. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=126769 |
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