INV-SCL916 Mattenweg 4, 1737 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-SCL916
Signatur Archivplan:SCL916
Titel:Mattenweg 4
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Südosten (2015)
Bezirk:Kulm
Gemeinde:Schöftland
Adresse:Mattenweg 4
Versicherungs-Nr.:83
Parzellen-Nr.:361
Koordinate E:2646126
Koordinate N:1239754
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2646126&y=1239754

Chronologie

Entstehungszeitraum:1737
Grundlage Datierung:Inschrift (Kellereingang)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:SCL915, SCL917
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Wohnhaus

Dokumentation

Inschriften:"CM 1737" (Kellereingang)
Würdigung:Herrschaftlich anmutendes Wohnhaus, das 1737 für den Eigentümer der Oberen Mühle, Untervogt Caspar Müller, erbaut wurde. Der behäbige Baukörper mit gemauertem Parterre, Oberbau aus Sichtfachwerk und ausladendem Gehrschilddach hat kürzlich eine umfassende Renovation erfahren. Mit den benachbarten Wohnhäusern Mattenweg 6 (Bauinventarobjekt SCL915) und Mattenweg 2 (Bauinventarobjekt SCL917), einer zugehörigen grossvolumigen Doppelscheune sowie weiteren Nebengebäuden bildet es östlich der Suhre eine intakte ländliche Baugruppe, welche die Wohnverhältnisse der bäuerlich-gewerblichen Oberschicht repräsentiert.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Gemäss einer Inschrift "CM 1737" am Kellereingang wurde das Haus 1737 für den damaligen Besitzer der Oberen Mühle, Untervogt Caspar Müller, erbaut [1]. 1805 befand sich die Liegenschaft in den Händen von Melchior Wirz aus Menziken (1775-1847), der 1799 in den Gemeinderat gewählt worden war und 1812 als Ortsbürger aufgenommen wurde. Der für damalige Verhältnisse stattliche Bauernhof umfasste über 15 Hektaren Acker- und Mattland. Die Ehefrau von Wirz, Verena Lüscher, war eine Tochter des wohlhabenden Besitzers der Unteren Mühle, Jakob Lüscher. Nach dem Tod ihrer Eltern 1828 erbte sie die flussabwärts gelegene Sägemühle (in den 1920er Jahren abgebrochen), die rechtsufrige Öle am Krebsenweg und ein weiteres kleines Haus. 1847 übernahm der einzige Sohn, Johann Rudolf Wirz, die gesamte Liegenschaft und zahlte seine drei Schwestern aus [2]. In einem Liegenschaftsverzeichnis von1855 sind 4 Wohnhäuser (darunter die grösste, von Wirz selbst genutzte Liegenschaft Mattenweg 4), 1 Wohnhaus mit Ölmühle und Wasserrad, 1 Sägemühle mit Ketthaus, Wasserrad und Sägestübchen (in den 1920er Jahren abgebrochen), 1 Scheune (Vers.-Nr. 80) sowie Remise, Schweinestall und Waschhaus aufgeführt. Sohn Rudolf Wirz-Lüthi übernahm 1877 die Gebäudegruppe Mattenweg 4 und Mattenweg 2 sowie die grosse Scheune und zahlte seine Geschwister aus. Dabei verschuldete er sich und musste 1893 den grössten Teil des Besitzes verkaufen. Auch der neue Eigentümer, Bäcker Gottfried Neeser-Lüthi, war glücklos und musste 1901 eine Zwangsversteigerung der Liegenschaften über sich ergehen lassen. Das Haus Mattenweg 4 und die halbe Scheune fielen an Gottfried Neeser zurück. 1928 gelangte das Haus in die Hände von Gottfried Jordi, Landwirt, dessen Nachkommen heute noch hier wohnhaft sind.
1988 fand ein Innenumbau mit Aufteilung in zwei Wohnungen statt, wobei kleinere Veränderungen am Grundriss vorgenommen wurden. 1994 folgte eine Aussenrenovation, mit Freilegung der Fachwerkkonstruktion am vormals verputzten Obergeschoss und am nördlichen Giebelfeld. Die bestehende Flugsparrenkonstruktion ("Zürivieri") samt beschnitzten Bügen dürfte ebenfalls aus dieser Zeit stammen. Vor der Renovation hatte sich das Haus mit typischem Zementputzdekor aus der Zeit um 1900 präsentiert [3].
Beschreibung:Die westlich der Suhre gelegene ländliche Baugruppe "In den Matten" setzt sich aus drei freistehenden Wohnhäusern (Vers.-Nrn. 82, 83, 89), einer quergestellten grossvolumigen Doppelscheune (Vers.-Nr. 80A/B) und einem rückwärtigen Ökonomiekomplex (Vers.-Nr. 265) zusammen. Das mittlere, gegenüber den beiden Nachbarhäusern leicht von der Strasse zurückversetzte Gebäude präsentiert sich seit der Aussenrenovation von 1994 als schmucker Mischbau mit massiv gemauertem Parterre und in Sichtfachwerk aufgeführtem Oberbau, wobei die ganze südliche Stirnfront flächig verputzt ist.
Der zweigeschossige Baukörper ruht unter einem behäbigen, auf stehende Stuhljoche abgestützten Gehrschilddach, das mit doppelt verlegten Biberschwanzziegeln eingedeckt ist. Die fünfachsige östliche Trauffassade ist als Schauseite symmetrisch durchgebildet, während die Giebelfronten je drei Fensterachsen zählen. Über die rückwärtige, westliche Trauffront zieht sich eine Obergeschosslaube auf zierbeschnitzten Holzpfosten. Die Hausecken im massiv gemauerten Sockelbereich werden durch massive Sandsteinquader akzentuiert.
Von der zentral gesetzten strassenseitigen Haustür gelangt man in einen durchlaufenden Quergang, der auf der Vorderseite zu einem Treppenhaus erweitert ist. Die südliche Haushälfte nehmen ein ursprünglich wohl unterteilter grosser Wohnraum und ein kleines Büro ein, während auf der Nordseite Esszimmer, Küche und rückwärtige Sanitärräume angeordnet sind. Das Obergeschoss nehmen verschiedene Schlafkammern nebst einem grösseren Vorplatz ein. Im rückwärtigen Bereich erstrecken sich zwei von aussen zugängliche Gewölbekeller, von denen einer am Türgewände die Initialen "CM" des Bauherrn Caspar Müller und das Baujahr 1737 eingemeisselt hat (Inneres gemäss Umbauplänen von 1988).
Die Nahumgebung des Hauses prägt ein neu angelegter, gepflegter Bauerngarten mit vielfältigen Blumenbeeten und Sträuchern, Kieswegen, Buchsbaumumrandungen und Holzlattenzaun.
Anmerkungen:[1] Geschichtliches nach Kamber 1996, S. 7-11.
[2] Johann Rudolf Wirz, der als Bezirksrichter amtete und später Gerichtspräsident wurde, war mit Henriette Elisa Walti, einer Tochter des bekannten Seidenfabrikanten Walti von Schöftland, verheiratet. Vgl. Kamber 1996.
[3] Ähnliche Machart wie beim Haus Luzernerstrasse 4 (Bauinventarobjekt SCL910).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
- ICOMOS Liste historischer Gärten und Anlagen der Schweiz, Kanton Aargau, Gemeinde Schöftland, 4144-17.
Literatur:- Franz Kamber, Ein schönes altes Haus am Mattenweg in Schöftland, In: Jahresschrift der Vereinigung für Heimatkunde Suhrental 1996 (Jg. 48), S. 7-11.
- Heinz Baumann/Walter Widmer, Weisch no? Alte Photographien aus dem Ueker-, Suhren- und Ruedertal, Schöftland 1981, S. 68.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, BA.05.0079: Brandassekuranz Schöftland/Bezirksamt Kulm 1829; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0274-0277: Brandkataster Schöftland 1850-1938.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=128348
 

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