INV-SCL925 Ruederstrasse 49, 1788 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-SCL925
Signatur Archivplan:SCL925
Titel:Ruederstrasse 49
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Süden (Kurzinventar 1996)
Bezirk:Kulm
Gemeinde:Schöftland
Adresse:Ruederstrasse 49
Versicherungs-Nr.:196
Parzellen-Nr.:946
Koordinate E:2647339
Koordinate N:1239234
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2647339&y=1239234

Chronologie

Entstehungszeitraum:1788
Grundlage Datierung:Inschrift (Hauseingang)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerliches Wohnhaus

Dokumentation

Inschriften:"17 M.LVE 88 Fr.WAL" (Hauseingang)
Würdigung:Abseits des Dorfes an der Verbindungsstrasse nach Schlossrued gelegenes Bauernhaus von 1788, worin Mitte des 19. Jahrhunderts eine Pintenwirtschaft mit Bierbrauerei betrieben wurde. Der stattliche, spätbarock geprägte Mauerbau zeigt an der strassenzugewandten Schaufassade eine regelmässige Fassadengestaltung mit korbbogigen Fensterformen, zierbeschnitzten Bügen und bernisch geprägter Ründe. Als Besonderheit ist die Rückfront des Hauses mit den Gewölbekellern in die anstehenden Sandsteinfelsen gehauen.

Zum Wohnhaus gehört eine freistehende Stallscheune von 1806, welche im Laufe der Zeit allerdings stärker verändert wurde (nicht Teil des Schutzumfangs).
Bau- und Nutzungsgeschichte:Eine alte, heute durch seitliche Anbauten verdeckte Inschrift "17 M.LVE 88 Fr.WAL" (Bedeutung unbekannt) am hinteren Zugang ins Obergeschoss verweist auf das Baujahr und die Bauherrschaft des Hauses. Eine zweite Jahreszahl 1790 ist an der südlichen Ecklisene aufgemalt, eine weitere Datierung 1827 findet sich am Sockel des Kachelofens in der Stube. Am Tenntorbalken der zugehörigen freistehenden Stallscheune (Vers.- Nr. 197) ist eine weitere, nicht zuzuordnende Inschrift "ME LN 1806 H WL ZMAN" angebracht.
In der Zeit um 1840 eröffnete der damalige Gemeinderat Samuel Lüthy im Beendel eine Pintenschenke und betrieb daneben eine eigene Bierbrauerei, welche unter anderem den Gasthof "Löwen" belieferte [1]. Wie zeitgenössische Quellen zu berichten wissen, zog die an der Strasse nach Schlossrued gelegene Schenke auch noble Gäste an, so dass man an Sonntagen oftmals keinen Platz fand. "Es ist aber wirklich etwas recht angenehmes, vom Getöse des Dorfes entfernt, am Fusse des grünen Haines und sozusagen inmitten des Gesanges der Vögel ein Glas des guten, kühlenden und hochaufschäumenden Bieres zu geniessen" [2]. Nach anfänglichem Erfolg wurde das Pintenschenkrecht indessen 1871 wegen mangelnder Kundschaft auf einen Neubau beim Schulhaus, das spätere Restaurant "Bahnhöfli", übertragen.
Eine ältere Fotoaufnahme von 1945 zeigt das Haus auf dem Beendel weitgehend schon in der heutigen Form, jedoch ohne den später realisierten traufseitigen Schleppdachanbau (vgl. Bilddokumentation). 1977 fand eine sorgfältige Aussenrenovation statt, bei der die Büge und Laubenbrüstungen originalgetreu erneuert wurden.
Beschreibung:Der giebelbetonte Mauerbau, welcher ein geknicktes Gehrschilddach mit Giebelründe auf spiralig beschnitzten Bügen trägt, blickt mit seiner vierachsigen Stirnfront nach Südwesten ins Ruedertal. Ecklisenen fassen den breitgelagerten zweigeschossigen Baukörper, dessen spätbarocke Erscheinung von flachen Korbbogenfenstern mit gerundet profilierten Simsen geprägt wird. Als flache Korbbögen sind auch die Hauseingänge gestaltet, welche die beiden Stockwerke traufseitig erschliessen. Zum oberen Hauseingang gelangt man über eine Aussentreppe und eine offene Teillaube. Deren zierbeschnitzte eichene Laubenpfosten sind original erhalten, während die Büge und Brüstungen anlässlich der Renovation von 1977 nachgebildet wurden. Das Baumaterial für das Haus, ein grünlicher Sandstein, gewann man direkt im rückwärtigen Gelände.
Zur Wohnnutzung ausgebaut sind auf beiden Stockwerken jeweils nur die talseitigen Haushälften. Stube und Nebenstube nehmen dabei das Vorderhaus ein, während Küche und Gang in der Hausmitte angeordnet sind. Den hinteren Teil des Erdgeschosses besetzen zwei quer zum First verlaufende, tonnengewölbte Keller sowie eine rückwärtig anschliessende Werkstatt. Darüber erstreckt sich ein halboffener Lagerraum für Holz. Das original erhaltene Dachgerüst besteht aus einer Sparrenkonstruktion mit stehenden Stuhljochen und für die Bauzeit typischen verblatteten Kopfhölzern.
An wertvoller historischer Ausstattung haben sich im Erdgeschoss Stubentäfer und eine Füllungstür mit spätbarocken Eckmotiven sowie Beschlägen im Empirestil erhalten. Die obere Stube bewahrt eine Sitzkunst mit grünen Füll- und weissen Frieskacheln, welche am Sockel mit 1827 datiert ist (Inneres gemäss Kurzinventar von 1996).
Rückwärtig stösst das Haus an den anstehenden Sandsteinfelsen, den man in diesem Bereich erst gar nicht abtrug. Die eindrücklichen, in mehrere Kammern unterteilten Felsenkeller hinter dem Haus stehen wohl in Zusammenhang mit dem Betrieb der Bierbrauerei. In den jeweils hintersten Kammern finden sich senkrechte Schlote, die zur Belüftung der Brau- und Kühlräume dienten.
Anmerkungen:[1] Zur Geschichte der Pintenschenke vgl. Holliger 1992, S. 159; Kamber 1984, S. 35-40.
[2] Gemeindearchiv Schöftland, Schreiben des Gemeinderates vom 17. Dez. 1858 an das Bezirksamt Kulm (zit. aus. Holliger 1992, S. 159).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Literatur:- Christian Holliger, Schöftland: Geschichte und Geschichten, Schöftland 1992.
- Franz Kamber, Geschichte von Schöftland von der Helvetik bis 1930, Schöftland 1984 (Typoskript).
- Michael Stettler, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. 1, Basel 1948, S. 232.
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=128366
 

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