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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1803 |
Grundlage Datierung: | Inschrift (Hauseingang) |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerlicher Vielzweckbau |
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Dokumentation |
Würdigung: | Ehemals strohgedecktes Bauernhaus von 1803, dessen althergebrachte Ständerbauweise mit sorgfältig ausgeführten Holzbearbeitungsdetails nach einer umfassenden Sanierung von 1986 im Obergeschoss des Wohnteils noch nachvollziehbar ist. Bautypologisch interessantes, rauchgeschwärztes Dachgerüst, bei dem die Rafenlage nicht durch eine Hochstudkonstruktion, sondern durch Dreieckstreben gestützt wird. Aufgrund seiner exponierten Lage auf der Böhler Passhöhe kommt dem Gebäude eine hohe landschaftsprägende Bedeutung zu. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Gemäss Inschrift am Türsturz wurde das Haus 1803 für Jacob Neser errichtet. Im ersten verfügbaren Brandkatastereintrag von 1829 wird es als "Wohnhaus mit Bescheuerung, von Holz, mit gewölbtem Keller und Strohdach" aufgeführt [1]. Die ehemals hölzernen Fassaden wurden in späterer Zeit teilweise durch Mauerwerk und verputztes Fachwerk mit Einzelbefensterung ersetzt (Erdgeschoss Wohnteil), und auch der Scheunentrakt erfuhr verschiedene bauliche Änderungen. Die Umdeckung von stroh- auf Ziegelbelag fand gemäss Brandkataster 1912 statt. 1986 erfolgte nach längeren baurechtlichen Auseinandersetzungen eine umfassende Sanierung des baufälligen Gebäudes. Dabei wurde der Wohnteil im Innern vollständig modernisiert und im ehemaligen Ökonomietrakt ein Tierheim eingerichtet [2]. Von der ursprünglichen Erscheinungsform erhalten geblieben sind das mächtige, geschlossene Vollwalmdach mitsamt der originalen Dachkonstruktion sowie die traditionelle Bohlenständer-Fassade im Obergeschoss des Wohnteils, welche unter teilweisem Ersatz der Bauteile fachgerecht instand gestellt wurde. In Zusammenhang mit der Hundehaltung haben in jüngster Zeit weitere bauliche Anpassungen im Scheunenbereich stattgefunden. |
Beschreibung: | Das an einem alten, über den Böhler führenden Fahrweg gelegene Bauernhaus erhebt sich als länglicher Baukörper unter ehemals strohgedecktem Vollwalmdach, dessen geschlossene Form sich harmonisch in die umgebende Kulturlandschaft einfügt. Der nach Süden gerichtete Wohnteil zeigt im Erdgeschoss eine massive Stirnmauer und in Fachwerk aufgeführte, verputzte Traufwände mit Einzelfenstern, wohl aus einer Umbauphase im 19./20. Jh. stammend. Demgegenüber lässt die 1986 restaurierte Bohlenständerwand des Obergeschosses die traditionelle Holzbauweise des Hauses noch anschaulich nachvollziehen. Das mit liegenden Bohlen ausgefachte Ständergefüge ist durch verblattete Kopfhölzer ausgesteift. Zierbeschnitzte Büge stützen die über die Fassadenflucht vorkragenden Ankerbalken und das Wandrähm. Die paarweise angeordneten Obergadenfenster sind zwischen ein über die ganze Fassadenlänge durchlaufendes, profiliertes Gurtgesims und dem oberen Wandrähm eingespannt. Die Brüstung unter dem Gesims zeigt eine vertikale Bretterverschalung mit ornamental ausgesägten seitlichen Abschlüssen. Aus der Bauzeit erhalten ist der für die Region charakteristische stichbogige Türsturz am Vordereingang, welcher eine Profilierung und die eingekerbte Bauinschrift "18 IACOB NESER 03" zeigt. Das Dachgebälk ist gleichmässig russgeschwärzt und verweist damit auf eine ehemals offene "Rauchküche" ohne Kaminabzug. Anstelle der für klassische Strohdachhäuser typischen Hochstudkonstruktion treffen wir auf eine interessante Variation mit Dreieckstreben und versteifenden Hahnenbalken, welche entwicklungsgeschichtlich am Übergang zum Sparrendach mit Binderkonstruktion steht [3]. Der Innenausbau des Wohnteils wurde beim Umbau 1986 vollständig erneuert (Backsteinwände, Betonböden und Betondecken). Immerhin respektiert er die überlieferte Raumordnung mit tennseitig durchlaufendem Quergang samt Treppenhaus sowie vierteiligem Grundriss mit Stube und Nebenstube im ostwärts gerichteten Vorderhaus sowie Küche und Hinterstube im rückwärtigen Bereich. Unter der talseitigen Hälfte des Wohnhauses erstreckt sich ein quer zum First zum verlaufender, tonnengewölbter Keller. Nordseitig schliesst an den Wohnteil der Scheunentrakt in der ursprünglichen Abfolge Tenn-Stall-Remise an (heute verändert). Für die Region eher unüblich, wird der Heuraum über eine schmalseitig angefügte Hocheinfahrt erschlossen. |
Anmerkungen: | [1] Staatsarchiv Aargau, BA.05.0079: Brandassekuranz Schöftland/Bezirksamt Kulm 1829; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0274-0277: Brandkataster Schöftland 1850-1938. [2] Schöftler Bauernhaus wird "tierisches Gebäude" (Aargauer Tagblatt vom 24. Aug. 1985); Schöftler Tierheim: Die "Hilfe" kam nach der Schlacht (Aargauer Tagblatt vom 5. Febr. 1986). [3] Vgl. Räber 2002, S. 106. |
Literatur: | - Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 2, Baden 2002, S. 106. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, BA.05.0079: Brandassekuranz Schöftland/Bezirksamt Kulm 1829; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0274-0277: Brandkataster Schöftland 1850-1938. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=128368 |
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