|
Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1911 - 1913 |
Grundlage Datierung: | Literatur |
Nutzungen: | 2006 Museale Nutzung |
|
Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Teil einer Baugruppe |
Weitere Teile der Baugruppe: | WIN939 |
Nutzung (Stufe 1): | Verkehrs- und Infrastrukturbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Depot |
|
Dokumentation |
Würdigung: | 1911–1913 errichtete Kreissegment-Remise von sieben Ständen mit dazugehöriger Drehscheibe und angebauter Reparaturwerkstatt. Die sehr gut erhaltene Anlage birgt eine Reihe historischer Lokomotiven und ist ein technikgeschichtlich aussergewöhnlicher Zeuge des seit dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts aufstrebenden Bahnknotenpunkt in Brugg. Zur weitläufigen Bahnanlage an der Gemeindegrenze von Brugg und Windisch gehören nebst der Kreissegment-Remise mit Reparaturwerkstätte noch ein älterer Lokschuppen (Bauinventarobjekt WIN939) sowie das Aufnahmegebäude (Bauinventar BRU921) und ein Stellwerk. Insgesamt ergibt sich eine grosse Vielfalt von bahntypischen Gebäude und Anlagen aus unterschiedlichen Epochen, welche die Eisenbahnentwicklung im Aargau beispielhaft darstellen. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Brugg war seit der Eröffnung der Linie Baden-Brugg durch die Nordostbahn 1856 an das Schweizer Bahnnetz angeschlossen. 1858 wurde der Streckenteil Brugg-Aarau eröffnet, sodass Brugg fortan eine Bahnstation an der durchgehenden Linie von Romanshorn nach Bern besass. Mit der Eröffnung der Bözberglinie 1875 und dem Anschluss der Südbahn durch das Freiamt 1882 entwickelte sich Brugg zum eigentlichen Bahnhofknotenpunkt. Bereits 1856 wurden erste Güterschuppen, ein Lokomotivschuppen und eine Drehscheibe errichtet. 1892 entstanden zwei neue Lokomotivremisen, von denen jene neben der Südbahnlinie heute noch steht (Bauinventarobjekt WIN939). Mit dem zunehmenden Gütertransport der Gotthardstrecke über die Linie Basel-Brugg-Wohlen stieg die Zahl der in Brugg stationierten Lokomotiven weiter, sodass 1911 bis 1913 zusätzlich eine Kreissegment-Remise erstellt wurde [1]. Die der Remise vorgelagerte Drehscheibe war bereits 1905 eingelegt worden und wurde nun elektrifiziert. Ursprünglich waren im Endausbau 28 Standplätze vorgesehen (vgl. Bilddokumentation), schliesslich wurden aber nur deren sieben verwirklicht. An den kreissegmentförmigen Grundriss wurde eine neue Reparaturwerkstätte angeschlossen. Unmittelbar östlich davon kam ein neues Dienstgebäude zu stehen, das vermutlich beim Bau des Viadukts Bözberg–Birrfeld abgerissen wurde. Die Kreissegment-Remise diente zur Aufnahme von reparaturbedürftigen Lokomotiven und der täglich wechselnden Ausserdienstlokomotive. Durch den Bau des Ringschuppens und der Reparaturwerkstätte wurde die Eisenbahn für Brugg ein noch wichtigerer Arbeitgeber: Die Zahl der dem Bahnhof Brugg unterstellten Personen stieg zwischen 1902 und 1920 von 119 auf 312 Personen an. Seit 2006 wird die Anlage von den SBB nicht mehr genutzt und steht der Stiftung Bahnpark Region Brugg zur Verfügung, die hier mehrere historische Lokomotiven aufbewahrt. Äusserlich präsentiert sich der Gebäudekomplex mit Ausnahme der mit Trapezblech verkleideten westlichen Schmalseite in weitgehend unverändertem Zustand. Verschwunden sind die markanten Dachkamine der Remise, die ehemals der Rauchabführung der Dampflokomotiven dienten (vgl. Bilddokumentation). Die nach der Elektrifikation ergänzten Einbauten wurden 2007 von der Stiftung Bahnpark Region Brugg wieder ausgebaut. |
Beschreibung: | Die Kreissegment-Remise mit Reparaturwerkstätte und Drehscheibe liegt am westlichen Ende des weitläufigen Bahnhofareals, unmittelbar beim Viadukt Bözberg–Birrfeld. Es handelt sich um zwei einstöckige Hallen, die in für Industriebauten zeittypischer Art mit Stahlbetonträgern und Füllungen aus Kalksandsteinen erstellt wurden. Die Hallenpfeiler sind aller Wahrscheinlichkeit nach vollständig aus Kalksandsteinen aufgeführt. Die geraden, nur knapp vorspringenden Giebeldächer bestehen aus mit Stampfbeton verfüllten Trägern. Darüber sind Oberlichter in Form vollverglaster kleiner Satteldächer angebracht. An der östlichen Schmalseite der Remise, an der Reparaturwerkstätte und am äusseren Kreissegment weist der von Lisenen gegliederte Bau hohe, stichbogige Lichter auf. Diese sind teils paarweise angeordnet und bewahren gesprosste Metallfenstern sowie bauzeitliche Granit-Gesimse. Die Stichbögen heben sich als Überfangbögen aus rotem Backstein ab und werden von sichtbar belassenen Granit-Kämpfern abgestützt. Am inneren Kreissegment haben sich die bauzeitlichen hölzernen Torflügel und die elektrische Aussenbeleuchtung erhalten. Die über den Toren angebrachten Lichtöffnungen sind mit den für den Stahlbetonbau charakteristischen Vouten abgeschrägt. Das verputzte Innere präsentiert sich heute weitgehend im Ursprungszustand, zumal auch nie Fahrleitungen eingebaut wurden. Hingegen wurde an der inneren Kreissegment-Fassade nachträglich eine Zwischenebene eingezogen. Neben den Erschliessungstoren hat sich die Aufschrift "Obacht Kamin" erhalten. Die Reparaturwerkstätte birgt noch ein Holzpflaster mit den Einzelfundamenten für die maschinellen Einrichtungen. |
Anmerkungen: | [1] Ein Hauptgrund für die Stationierung zahlreicher Lokomotiven in Brugg war die Steigung der Bözberglinie, die eine zusätzliche Vorspann- oder Schiebelok erforderte (Zimmermann 2016). |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Kantonale Denkmalpflege Aargau, Kurzinventar der bahnbezogenen Bauten im Kanton Aargau, 2003/04. |
Literatur: | - www.bahnpark-brugg.ch [Stand: 05.01.2016]. - Max Baumann et. al., Brugg erleben. Schlaglichter auf die Brugger Geschichte, Baden 2005. - Neubauten im Lokomotivdepot Brugg, in: Schweizerische Bauzeitung, 5, 1914, S. 69–71. - Edgar Zimmermann, In Brugg wurde gewaltig "Dampf aufgesetzt und abgelassen", in: Aargauer Zeitung, 13.2.2012. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
|
|
URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=129511 |
|
Social Media |
Share | |
|