INV-BRU939 Villa Paradiesstrasse 5, 1910 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-BRU939
Signatur Archivplan:BRU939
Titel:Villa Paradiesstrasse 5
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Südwesten (2015)
Bezirk:Brugg
Gemeinde:Brugg
Ortsteil / Weiler / Flurname:Innenstadt
Adresse:Paradiesstrasse 5
Versicherungs-Nr.:804
Parzellen-Nr.:643
Koordinate E:2658057
Koordinate N:1259490
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2658057&y=1259490

Chronologie

Entstehungszeitraum:1910
Grundlage Datierung:Baugesuch

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Repräsentatives Wohnhaus, Villa
Epoche / Baustil (Stufe 3):Heimatstil

Dokumentation

Autorschaft:Paul Huldi, Architekt in Büro Huldi & Pfister, Zürich
Würdigung:In gepflegten Heimatstilformen gehaltene Villa, die 1910 vom Architekten Paul Huldi für den Anwalt und Vizeammann Gustav Hürbin erbaut wurde. Der kubisch geschlossene, zweigeschossige Baukörper trägt ein neobarock geschweiftes Walmdach und wird spannungsvoll durch zwei steinerne Erkervorbauten mit schönen neobarocken Zierformen und unregelmässig verteilte Fensterachsen gegliedert. Das sorgfältig gestaltete Äussere ist mitsamt der bauzeitlichen Details intakt erhalten.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Villa wurde 1910 für den Anwalt Gustav Hürbin errichtet, der von 1904 bis 1917 das Amt des städtischen Vizeammanns innehatte. Architekt war Paul Huldi, der als Sohn des Baumeisters Jakob Huldi bis 1903 in Brugg ansässig gewesen war, hier die Villa Stäbli errichtet hatte (Bauinventarobjekt BRU904) und nun in Zürich in der Bürogemeinschaft Huldi & Pfister tätig war [1]. 1927 gelangte die Villa in den Besitz von Otto Suhner, Sohn des Gründers der Kabelwerke Brugg und seinerseits Gründer einer Fabrik für biegsame Wellen, die unter seinem Namen noch heute in Brugg besteht [2]. 1928 errichtete Suhner auf dem rückwärtigen Teil des Grundstücks eine Autogarage. 1942 kaufte der Bauunternehmer Hans Meier das Haus.
Die Raumstruktur blieb bei allen kleineren Umbauten erhalten. Die ursprünglich schon mit Büroräumen ausgestattete Villa wird seit längerem ausschliesslich zu diesem Zweck genutzt.
Beschreibung:Die Villa liegt unmittelbar hinter der östlichen Geschäftshauszeile der Badenerstrasse in dem zur Entstehungszeit des Gebäudes noch wenig bebauten Bereich zwischen Altstadt und Bahnhof. Längs zur Paradiesstrasse gestellt, erhebt sie sich in leicht zurückversetzter Position in einem Gartengrundstück, das im rückwärtigen Bereich heute ausschliesslich als Parkplatz genutzt wird. Es handelt sich um einen gepflegten Heimatstilbau, der von einem steilen, barock geschweiften Walmdach abgeschlossen wird. Der kubisch geschlossene Baukörper umfasst zwei Vollgeschosse, die über einem hohen, rückwärtig vollständig freiliegenden Kellergeschoss aufsetzen. Er ist als Mauerbau mit Besenwurf ausgeführt und wird an den Gebäudekanten von gequaderten Putzlisenen, im Sockelgeschoss von einer Eckquaderung aus grob bossierten Jurakalksteinen gefasst. In ausgewogenem Gegensatz zur symmetrischen Grundform des Hauses, die zur Strasse hin von einer grossen, mittig plazierten Walmdachlukarne unterstrichen wird, sind die Fassaden asymmetrisch gegliedert und durch unterschiedliche Fensterformate und mehrere Vorbauten akzentuiert.
Den hauptsächlichen Blickfang der Strassenfront bildet ein exzentrisch gelagerter, polygonaler Standerker, der wie die übrige Instrumentierung des Baus aus sorgfältig gestaltetem Kunststein gefertigt ist. Er trägt im Obergeschoss einen Balkon, auf den sich ein breites Zwillingsfenster mit Balkontür öffnet. Eine gequaderte Lisene teilt die breitere rechte Fassadenpartie ab, in der sich zwei enger gestellte Achsen mit Zwillings- resp. Einzelfenstern öffnen. Diese tragen noch die wohl bauzeitlichen hölzernen Jalousieläden. Im Obergeschoss umfängt ein umlaufendes Sohlbankgesimse den Baukörper. Ein spezielles Gestaltungselement bildet die subtile Akzentuierung der Putzflächen unter den Fensterbrüstungen, die mehrfach abgestufte, nur leicht profilierte Rechteckflächen zeigt und vielleicht entfernt an einen festlichen Behang erinnern soll. Der Erker ist an der Brüstung rustiziert; darüber sind die Fenster durch breite Pfosten mit Frucht- und Pflanzenmotiven getrennt. Das Schmiedeeisengeländer des Balkons ist mit neobarocken Felderungen verziert. Zu beiden Seiten wird die Fassade von den Fallrohren mit ihren sorgfältig gestalteten Rinnenkasten begrenzt.
Die über Eck beim Blick von der Badenerstrasse her ebenfalls prominent in Erscheinung tretende Ostfassade besitzt einen flacheren Erker, der ebenso aus Quadermauerwerk gefertigt ist. Er ist im rustizierten Brüstungsbereich mit einer neobarocken Kartusche und Festons besetzt und wird von einem geschweiften Kupferblechhaube abgeschlossen. Im übrigen ist die Fassade zweiachsig mit Einzelfenstern besetzt. An der dreiachsigen Ostfassade liegt der Hauseingang, der von einem korbbogigen Verandavorbau mit Terrasse im Obergeschoss beschirmt wird. Erhalten ist die bauzeitliche Haustür mit den ineinander verschlungenen Initialen BH, die Wohl auf den Erbauer Hürbin verweisen. Unregelmässiger befenstert ist die dreigeschossige Nordfassade, an der mittig das Treppenhaus liegt. Dieses wird von einem bandartigen grossen Dreierfenster und von einem auffälligen Ochsenauge belichtet. Das Dach ist mit Biberschwanzziegeln eingedeckt und wird von zwei Firstknäufen bekrönt.
Die ursprüngliche Raumdisposition des Inneren wich vom gängigen Muster ab, indem die Küche im Kellergeschoss lag, um dafür im Erdgeschoss Platz für die Anwaltskanzlei des Bauherrn lassen. Der Hauseingang führt in ein Entrée, von dem aus direkt die beiden öffentlicheren Büroräume zugänglich waren. Die privateren Wohnräume waren hingegen von einer an das Entrée anschliessenden zentralen Treppenhalle aus erschlossen. Heute wird das Haus bei weitgehend erhaltener Raumstruktur ausschliesslich zu Bürozwecken genutzt. (Inneres nicht gesehen; Beschreibung nach Bau- und Umbauplänen.)
An der Einfriedung zur Strasse hin sind noch die bauzeitlichen Pfosten erhalten, die in Korrespondenz mit dem Haus mit Besenwurf verputzt sind.
Anmerkungen:[1] Pläne im Baugesuchsarchiv. Zu Paul Huldi vgl. (1872-1933) Banholzer 1993, Teil 1 u. INSA Register 2004, S. 137, zu Gustav Hürbin vgl. Baumann et al. 2005, Bd. 2, S. 350f., 548.
[2] Banholzer 1993, Teil 3; zu Otto Suhner vgl. Baumann et al. 2005, Bd. 1, S. 223 u. Bd. 2, S. 560.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
- ICOMOS. Liste historischer Gärten und Anlagen der Schweiz, Kanton Aargau, Brugg 4095-4.
Literatur:- Max Banholzer, Die Baumeisterfamilie Huldi und ihre Häuser in Brugg (3 Teile), in: Aargauer Tagblatt, 30.1.1993; 3.2.1993; 6.2.1993, hier Teile 1 und 3.
- Max Baumann et al., Brugg erleben, 2 Bde., Baden 2005, Bd. 1, S. 223; Bd. 2, S. 350f., 548, 560 (zu Bauherrschaft und späteren Bewohnern).
- Georg Germann, Inventar der neueren Schweizer Architektur (INSA): Brugg, Typoskript, 1976 (Kantonale Denkmalpflege Aargau, Bibliothek), S. 34.
- Georg Germann, Bauen und Wohnen in Brugg um 1900, in: Brugger Neujahrsblätter, Bd. 87 (1977), S. 5-16, S. 12.
Quellen:- Stadt Brugg, Baugesuchsarchiv; Baueingabepläne 1910, Baubewilligung 1928, 1937, 1986.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=129727
 

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