INV-HAB911 Schlossgasse 22, 1700 (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-HAB911
Signatur Archivplan:HAB911
Titel:Schlossgasse 22
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Süden (2015)
Bezirk:Brugg
Gemeinde:Habsburg
Adresse:Schlossgasse 22
Versicherungs-Nr.:22A, B
Parzellen-Nr.:20, 19
Koordinate E:2656192
Koordinate N:1257143
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2656192&y=1257143

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 1700
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerliches Wohnhaus

Schutz / Status

Status Bauinventar:Neuaufnahme Bauinventar 2016

Dokumentation

Würdigung:Ehemaliges Strohdachhaus, das trotz diverser Veränderungen wertvolle historische Konstruktionsteile bewahrt hat. Das baugeschichtlich und typologisch interessante Gebäude verbindet eine Hochstudkonstruktion mit vermutlich originalen Mauer- und Fachwerkteilen. Neben dem Bauernhaus Dorfstrasse 9 (Bauinventarobjekt HAB906) und dem benachbarten Wohnhaus Schlossgasse 21 (Bauinventarobjekt HAB910) handelt es sich um den ältesten Bauzeugen im Dorf. Mit letztgenannter Liegenschaft bildet es eine kleine, auch nutzungsgeschichtlich miteinander verbundene Gebäudegruppe in ortsbaulich exponierter Lage unmittelbar bei der Auffahrt zum Schloss.
Der Schutzumfang beschränkt sich auf die beiden alten Wohnteile Vers.-Nr. 22A, B; nicht eingeschlossen sind die nördlich anschliessenden Hausteile Vers.-Nr. 214 und 22C, welche aus dem ehemaligen Scheunenteil hervorgegangen sind.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Reste einer alten Hochstudkonstruktion und ein kräftiges Fachwerk an der Trennwand der beiden Hausteile lassen eine Entstehungszeit im 17. Jh. vermuten. Gemäss den handschriftlichen Aufzeichnungen von Samuel Werder-Seeberger (1818-1909) könnte es sich bei der Liegenschaft um das so genannte "Ammannshaus" handeln, den früheren Wohnsitz der Familie Rinderknecht, welche Lehensleute auf Schloss Habsburg waren [1].
Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1850 wird das Gebäude als "zweistöckiges Wohnhaus mit 2 Wohnungen und 2 gewölbten Kellern, Scheune, Trotte, Anbau mit Schopf für Holz und Schweineställe, von Stein, Riegel, Holz unter Stroh- und Ziegeldach" erwähnt. [2] Die südliche Wohnung mit einem Keller, einem Viertel Scheune und der halben Trotte gehörte damals der Witwe Marina Räber, die nördliche Wohnung ebenfalls mit Keller und einem Viertel Scheune Heinrich Riniker. Die andere Hälfte der Scheune und die halbe Trotte befanden sich in den Händen von Pintwirt Hans Jacob Hubeli, welcher im Nachbarhaus Schlossgasse 21 (Bauinventarobjekt HAB910) wohnhaft war.
Die Liegenschaft erfuhr im Laufe der Zeit diverse bauliche Veränderungen, Erweiterungen und Erneuerungen, wovon in erster Linie der nördlich anschliessende Scheunentrakt betroffen ist (heutige Wohnteile Vers.-Nrn. 214 und 22C; nicht Teil des Schutzumfangs). Am quer zum First geteilten alten Wohnteil (Vers.-Nrn. 22A und B) – namentlich in der südlichen Hälfte – haben sich indessen wertvolle alte Konstruktionsteile (Hochstud, Fachwerkwand, massive Aussenmauern, Deckenbalkenlagen, Gewölbekeller) erhalten.
Beschreibung:Der traufständig an die stark ansteigende Schlossgasse gestellte, steilgieblige Baukörper hat seine markante südliche Stirnfront talwärts zum Dorf gerichtet. Den Blick auf sich zieht eine vorgelagerte hölzerne Erschliessungslaube, welche im Obergeschoss mit einer Bretterschalung geschlossen und im Parterre als offene Veranda ausgebildet ist. Die Umfassungswände des Kernbaus sind vermutlich noch in der ursprünglichen Form mit massiven Mauerteilen im Erdgeschoss und teils verputztem Fachwerk im Obergeschoss vorhanden. Die Fassaden sind annähernd regelmässig mit Stein- bzw. holzgefassten Einzel- und Zwillingsfenstern, teils mit grossen, breitrechteckigen Formaten, besetzt. Im Obergeschoss tritt an der quer zum First verlaufenden Trennwand der beiden Wohnteile ein altes Fachwerk mit breitrechteckigen Gefachen und teils geschossweise durchlaufenden Streben zutage Als weiterer Bestandteil wohl aus dem 17. Jh. finden sich im Dachgeschoss Reste einer rauchgeschwärzten Hochstudkonstruktion mit Firstständer, Firstpfette, Unterfirst und Windstrebe. Der Baubefund macht deutlich, dass das Gebäude ursprünglich nach Süden hin abgewalmt war und erst nachträglich – wohl bei der Umdeckung auf Ziegel im frühen 20. Jh. – seinen heutigen markanten Giebel erhalten hat.
Die beiden quer zum First geteilten Wohnungen weisen einen recht schmalen Grundriss mit nur einer Raumtiefe auf. In den südlichen Hausteil (Schlossgasse 22A) gelangt man auf der Stirnseite über die erwähnte Erschliessungslaube. Im Innern ist die alte Raumabfolge mit Küche, Stube und Kammer noch erkennbar. An historischer Ausstattung haben sich die kräftigen Deckenbalkenlagen erhalten. Unter der östlichen Kammer erstreckt sich ein von aussen zugänglicher, tonnengewölbter Keller. Der nördliche, traufseitig von der Schlossgasse her zugängliche Hausteil Schlossgasse 22B ist in seiner inneren Raumordnung stärker verändert und weist keine historische Ausstattung mehr auf. Rückwärtig schliesst an den Kernbau ein Annexbau unter Schleppdach an, worin der einstige Standort der im Brandkataster erwähnten Trotte zu vermuten ist. Der Gebäudeteil ist im unteren Bereich mit Kalksandsteinen teils neu aufgemauert, zeigt darüber aber noch eine ältere Ständerwand wohl aus dem 18./19. Jh. Als Gegenstück schliesst strassenseitig ein kleinerer gemauerter Schleppdachanbau aus dem 19./20. Jh. an, welcher früher Schweinestall und Abort enthielt.
Anmerkungen:[1] Werder-Seeberger 1897/1993, S. 18-20.
[2] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0135-0137: Brandkataster Habsburg 1850-1938.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Literatur:- Samuel Werder-Seeberger (1818-1909), Heimatkunde für die Gemeinde Habsburg (Manuskript von 1897/Typoskript 1993 in der Aargauischen Kantonsbibliothek).
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0135-0137: Brandkataster Habsburg 1850-1938.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=129749
 

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