INV-SHE910 Speicher Talgasse, 1700 (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-SHE910
Signatur Archivplan:SHE910
Titel:Speicher Talgasse
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Süden (2015)
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Schafisheim
Adresse:bei Talgasse 32
Versicherungs-Nr.:108
Parzellen-Nr.:1377
Koordinate E:2653011
Koordinate N:1247272
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2653011&y=1247272

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 1700
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:SHE918
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Speicher

Dokumentation

Würdigung:Zwischenzeitlich stark verbauter Speicher, welcher 1993 nach zimmermannstechnischen und denkmalpflegerischen Kriterien restauriert wurde. Heute tritt das Gebäude wieder als schmucker zweigeschossiger Bohlenständerbau mit Fusswalm und umlaufender Obergeschosslaube in Erscheinung. Mit dem nordöstlich benachbarten ehemaligen Bauernhaus von 1841 (Bauinventarobjekt SHE918) bildet er eine kleine, wertvolle ländliche Baugruppe in exponierter Lage an der historischen Bebauungsachse der Talgasse.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Der vormals von jüngeren Anbauten vollständig verstellte Speicher wurde 1993 auf private Initiative hin sorgfältig instand gestellt, wobei die gesamte Dachkonstruktion und eine Laubenfront rekonstruiert werden mussten [1].
Aufgrund der Gesamtform und der konstruktiven Details dürfte der Speicherkern aus der Zeit um 1700 stammen. Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1829 ist er als Nebengebäude eines Strohdachhauses verzeichnet, welches 1841 nach einem Brandfall durch das heutige spätklassizistisch-biedermeierlich Bauernhaus ersetzt wurde (Bauinventarobjekt SHE918). Der offenbar vom Brand verschonte ältere Speicher wird als "abgesonderter Speicher mit angehängtem Waschhaus, dieses von Stein und mit Ziegel, jener von Holz und mit Stroh bedeckt" beschrieben [2]. Es ist somit von einem ehemals freistehenden, strohgedeckten Speichergebäude auszugehen, welches jedoch schon im frühen 19. Jh. einen massiven, ziegelgedeckten Waschhausanbau besass. Um 1850 erhielt auch der Speicher ein Ziegeldach, und womöglich zur gleichen Zeit wurde der Gebäudekomplex um einen Schopfanbau erweitert und mit einem Gewölbekeller versehen [3]. Die vor der Restaurierung von 1993 bestehende Form mit mittelsteilem, geradem Satteldach dürfte das Gebäude in den 1890er Jahren erhalten haben, wurde doch gemäss Brandkataster zu jener Zeit eine "bauliche Verbesserung" vorgenommen.
Mit der Freistellung des Speichers 1993 wurden die zahlreichen baulichen Veränderungen rückgängig gemacht und der ursprüngliche Zustand eines freistehenden Speichers sozusagen wiederhergestellt.
Beschreibung:Im Unterschied zu vielen anderen Speicherbauten ist das vorliegende Gebäude vollumfänglich, also auch im Schwellenbereich, aus Nadelholz erstellt. Es erhebt sich als zweigeschossiger Bohlenständerbau mit umlaufender Obergeschosslaube und geknicktem Fusswalmdach (Lauben und Dach nach Baubefund rekonstruiert). An originalem Bestand sind die beiden Speichergeschosse erhalten. Es handelt sich um ein stockwerkweise abgebundenes Ständergefüge, das in den Schwellenkranz eingezapft und durch breite verblattete Kopfhölzer ausgesteift ist. Die Füllung besteht aus liegenden Bohlen, von denen die obersten mit schmalen Luftschlitzen versehen sind. Die umlaufende Laube ruht auf den Vorstössen der Geschossrähme, die Abstützung erfolgt mittels verblatteter Büge.
Für Speichergebäude eher ungewöhnlich befindet sich der Speichereingang nicht an der Giebelseite, sondern nimmt die ostgerichtete Traufseite des Kleinbaus ein. Hier sind Bodenbohlen zu einer Plattform vorgezogen, von der aus man über eine Blockstufentreppe auf die Laube gelangt. Die Laubenpfosten weisen eine einfache Kehlung auf, die erneuerte Bretterverschalung wurde nach Befund mit einer Kerbschnittverzierung und einer schwarz-roten Farbfassung versehen. Kopfhölzer, Büge und Balkenköpfe weisen einfache Zierfasen auf. Der Speichereingang ist in der ursprünglichen Form als Brettertür mit Holznägeln ausgebildet und zeigt ein rautenförmiges schwarzes Ritzmuster.
Der tonnengewölbte Keller erstreckt sich über den eigentlichen Speichergrundriss hinaus bis auf Höhe des Laubengangs. Der mit einem stichbogigen Muschelkalkgewände versehene Eingang liegt an der Ostseite.
Anmerkungen:[1] Restaurierung und Dachrekonstruktion durch Zimmermann Martin Hoffmann, Häfliger Holzbau, Reinach.
[2] Gemeindearchiv Schafisheim: Brandkataster von 1829; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0442-0445: Brandkataster Schafisheim 1850-1938.
[3] Eine andere Möglichkeit besteht darin, dass der vormals an anderer Stelle stehende Speicher nach dem Brand des Bauernhauses 1841 auf ein älteres Kellergewölbe gestellt wurde. Anlässlich der Restaurierung von 1993 hat man an den Balken Rötel-Nummerierungen gefunden, was als Hinweis auf eine fachgerechte Zerlegung der Konstruktion zwecks Wiederaufbaus schliessen lässt. - Vgl. Aargauer Tagblatt vom 4.12.1993.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Literatur:- Chronik der Gemeinde Schafisheim (Hrsg. Kulturkommission Schafisheim), Schafisheim 1991.
- Schafisheimer Speicher strahlt in neuem Glanz, in: Aargauer Tagblatt vom 4.12.1993.
- Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 2, Baden 2002 (Abb. 732).
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0442-0445: Brandkataster Schafisheim 1850-1938.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar Schafisheim, VII-17/18.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=130083
 

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