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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 17th cent. |
Grundlage Datierung: | Schätzung |
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Typologie |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerlicher Vielzweckbau |
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Schutz / Status |
Status Bauinventar: | Neuaufnahme Bauinventar 2016 |
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Dokumentation |
Würdigung: | An ortsbaulich bedeutender Stelle stehendes ehemaliges Strohdachhaus, das im Kern zu den ältesten Wohnbauten in Schafisheim gehört. Mit den altertümlichen Bohlenständerteilen, den etwas jüngeren Fachwerkwänden und dem jüngsten, anlässlich der Ziegeleindeckung entstandenen Giebeldach zeigt das Gebäude verschiedenste Facetten des ländlichen Bauens, eine Zeitspanne vom 16. bis ins frühe 20. Jahrhundert umfassend. Aus diesem Grunde kommt dem Gebäude ein bedeutender bau- und kulturgeschichtlicher Stellenwert zu. Die engen, urtümlichen Verhältnisse im alten Wohnteil machen eine adäquate Umnutzung zu einer architektonischen Herausforderung, dafür bietet der grossvolumige Ökonomietrakt ein erhebliches Umbaupotential. Im Falle eines grösseren Umbaus sollten vorgängig bauarchäologische Abklärungen und eine dendrochronologische Altersbestimmung vorgenommen werden. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Das Gebäude weist eine bewegte, vielfältige Baugeschichte auf, welche noch nicht in allen Teilen geklärt ist. Rauchgeschwärzte Bohlenwände mit verblatteten Kopfhölzern sowie ein kielbogig ausgeschnittener Türsturz am rückwärtigen Eingang zur äusseren, östlichen Wohnung lassen einen Kernbau aus dem 16./17. Jh. vermuten. Ursprünglich dürfte es sich um einen strohgedeckten Bohlenständerbau gehandelt haben, der vermutlich im 18. Jh. mit Fachwerkwänden ergänzt und kurz nach 1900 mit einem neuen, mittelsteilen Giebeldach mit hohem Kniestock ausgestattet wurde. Von der ursprünglichen Hochstudkonstruktion sind nur noch geringe Reste vorhanden. Im Brandkataster von 1850 wird das Gebäude als "Wohnhaus samt Scheune von Holz, mit zwei Tremkellern unter Strohdach aufgeführt [1]. Die damals schon bestehenden zwei Wohnungen waren unter Ulrich Urech (86A) und Daniel Bolliger (86B) aufgeteilt; 1873 gelangte vorerst der mittlere Hausteil (86B) und 1884 auch der äussere Hausteil (86A) in die Hände von Samuel Wildi. Im späteren 19. Jh. erfolgte der Anbau einer Küfereiwerkstatt als kleiner Quergiebeltrakt nach Norden. Die Umdeckung mit Ziegeln dürfte um 1910 erfolgt sein. |
Beschreibung: | Das ehemalige Strohdachhaus nimmt eine ortsbildprägende Stellung unmittelbar an der Einmündung der Alten Seonerstrasse in die Seetalstrasse ein. Der grossvolumige, langgestreckte Kernbau stösst mit Firstrichtung Ost-West stirnseitig an die Alte Seonerstrasse, während rückwärtig ein niedrigerer Quergiebelanbau mit Werkstatt strassenparallel nach Norden verläuft. Die südgerichtete Schaufront des grosszügigen, als Doppelhaus ausgebildeten Wohnteils zeigt im Erdgeschoss noch ältere Verhältnisse mit mittigem Hauseingang sowie vier bzw. drei seitlich anschliessenden Einzelfenstern. Demgegenüber wurde das Obergeschoss um 1910 bei der Umdeckung auf Ziegel und der damit verbundenen Anhebung der Dachtraufe mit grösseren Fensteröffnungen neu gestaltet. Die nach Osten zur Strasse gerichtete Stirnfront ist mit Einzelfenstern in auffallend unregelmässiger Anordnung besetzt. Unter dem flächigen Fassadenverputz zeichnet sich ein älteres Fachwerk mit Steilgiebel ab, welches wohl ins 18. Jh. einzuschätzen ist. Ein ähnliches, aus kräftigen Hölzern gefügtes Riegelbild tritt an der nördlichen Hausrückseite als Sichtfachwerk in weitgehend unverändertem Zustand zutage; lediglich im Parterre wurden die Fensteröffnungen nachträglich vergrössert. Noch ältere, ins 16./17. Jh. einzuschätzende Verhältnisse finden sich im Innern des östlichen Hausteils, und zwar in Form von partiell erhaltenen Bohlenständerwänden mit breiten Kopfholzverblattungen. Die altertümlich anmutende Rauchschwärze der Hölzer zeugt von der früheren Existenz einer offenen Rauchküche ohne Kaminabzug. In traditioneller Ständerbauweise mit liegenden Bohlenfüllungen erhalten ist auch die Trennwand zwischen Wohnteil und Tenn. Offenbar wurde anlässlich der Umdeckung auf Ziegel um 1910 das Ständergefüge auf Höhe des Dachbodenniveaus gekappt und eine neue, mittelsteile Dachkonstruktion mit hohem Kniestock aufgesetzt. Das grossvolumige Gebäude präsentiert sich als quer zum First geteiltes Doppelwohnhaus mit westlich anschliessendem, im frühen 20. Jh. neu gestalteten Scheunentrakt, bestehend aus Tenn, Stall und Futtertenn. Die beiden Wohnteile sind separat über einen rückwärtigen Eingang erschlossen, durch den man jeweils direkt in die Küche gelangt. Die westliche Wohnung verfügt noch über einen zusätzlichen südseitigen Eingang, welcher in einen nachträglich von der Stube abgetrenntem Stichgang führt. Beide Wohnungen weisen einen vierteiligen Grundriss mit Stube und Nebenstube auf der Südseite sowie Küche und Kammer auf der rückwärtigen Nordseite auf. Der Zugang zu den schlicht gehaltenen Kammern im Obergeschoss erfolgt über einen schmalen Treppenaufgang in der Küche. Ebenfalls von den Küchen aus gelangt man über eine Falltür in zwei knapp bemessene Kellerräume mit Balkendecken. An historischer Ausstattung haben sich die alten Herdstellen mit Rauchfang und eisernem Sparherd, zudem ein hellblauer Biedermeier-Kachelofen und ein grüner Sitzofen erhalten. |
Anmerkungen: | [1] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0442-0445: Brandkataster Schafisheim 1850-1938. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0442-0445: Brandkataster Schafisheim 1850-1938. - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar Schafisheim, VII-17/3. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=130107 |
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