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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1901 - 1903 |
Grundlage Datierung: | Literatur; Brandkataster |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Teil einer Baugruppe |
Weitere Teile der Baugruppe: | Getreidemühle "Schiffmühle" (Bauinventarobjekt UNS930), Altes Kraftwerk Schiffmühle (Bauinventarobjekt UNS931A) |
Nutzung (Stufe 1): | Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Lagerhaus, Lagerhalle |
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Dokumentation |
Würdigung: | Das die nordwestliche Zufahrt zum Fabrikareal prägende Magazin- und Speditionsgebäude ist ein origineller Sichtbacksteinbau unter schwach geneigtem Satteldach. Die weitgehend intakten Fassaden sind mit Lisenen, Gurtgesims, Zahnschnittfries, grossen Rundbogentoren, Zwillingsfenstern und traufseitigen Rundfensterchen am Kniestock aufwändig gestaltet. Das 1901 errichtete und 1917 nach Nordwesten verlängerte Gebäude erinnert zusammen mit dem Alten Kraftwerk (Bauinventarobjekt UNS931A) als einzige noch bestehende Bauzeugen an die1895 von Peter Zai-Kappeler gegründete, in mehreren Etappen erweiterte und inzwischen abgebrochene elektrochemische Fabrik. Aufgrund der für Industriebauten charakteristischen Materialisierung und des prominenten Standorts hat es trotz grosser Veränderungen in der nahen Umgebung eine starke Präsenz bewahrt. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Nach der 1890 erfolgten Stilllegung der Getreidemühle "Schiffmühle" und deren Umwandlung 1891 in ein kleines, anfangs durch ein Wasserrad gespeistes Kraftwerk wurde 1894 rechtwinklig dazu ein Turbinenhaus erstellt, das noch im selben Jahr in Betrieb ging und 1897 mit zwei Turbinen komplett ausgebaut war. Anfangs wurde der damit erzeugte Strom an verschiedene Industriebetriebe in der Umgebung geliefert. 1895 gründete Peter Zai-Kappeler die Gesellschaft für elektrochemische Industrie mit Sitz in Turgi [1]. Auf dem Areal nördlich der Alten Mühle und des Turbinenhauses entstanden in der Folge erste Fabrikbauten. In den Jahren nach 1900 wurde der Betrieb ein erstes Mal erweitert und dabei am nordwestlichen Zugang zum Fabrikgelände um 1901 das Magazin errichtet [2]. Vermutlich 1917, im Zuge weiterer Produktionssteigerungen, wurde dieses in Richtung Nordwesten in der Länge verdoppelt. Wohl aus nutzungstechnischen Gründen wurden die ehemals rhythmisch angeordneten Tore und Fensteröffnungen im Laufe der Zeit teilweise aufgehoben oder umgewandelt, so dass die ursprüngliche Fassadensymmetrie gestört ist. Keller, Erd- und Dachgeschoss sind heute an verschiedene Nutzer vermietet. Mit Ausnahme des Alten Turbinenhauses und des Magazin- und Speditionsgebäudes wurden sämtliche Fabrikbauten der Elektrochemie bis 2016 abgebrochen. |
Beschreibung: | Das hangparallel an den nördlichen Rand des Fabrikareals gestellte ehemalige Magazin- und Speditionsgebäude erinnert heute zusammen mit dem Alten Turbinenhaus als letzte noch bestehende Bauzeugen an die elektrochemischen Fabrik. Mit seinen unverputzten Backsteinfassaden, die sich in spielerischer Gestaltung eines klassizistisch geprägten Formenvokabulars bedienen, bildet das Gebäude einen schmucken Blickfang. Der langgezogene Baukörper ist auf einem halbhohen Kellersockel errichtet, so dass sich die Tore der darüber liegenden Hauptlagerräume auf einer verladetechnisch geeigneten Höhe befinden. Zwei Drittel des in Sichtbackstein aufgeführten Oberbaus werden vom Hauptgeschoss eingenommen. Das oberste Drittel bildet den Kniestock unter dem schwach geneigten Satteldach. Dazwischen verläuft an der älteren südöstlichen Gebäudehälfte ein Gurtgesims mit begleitendem Zahnfries, ein Zierelement das an der nordwestlichen Erweiterung des Gebäudes weggelassen wurde. Die vertikale Gliederung der Fassaden erfolgt durch gleichmässig verteilte Lisenen, welche den Baukörper traufseitig in acht, giebelseitig in drei Segmente unterteilen. In diese sind am Hauptgeschoss grosse Rundbogentore (teilweise vermauert bzw. nur vorgeblendet) und gekuppelte Rundbogenlichter eingelassen, während das Dachgeschoss nur in den stirnseitigen Mittelachsen über grosse Rundbogentore verfügt. Analog zu den einzeln und gekuppelten Rundbogenöffnungen sind am Kniestock traufseitig einzelne und gepaarte Okuli gesetzt. Gemäss Brandkataster bestand die Bedachung von Anfang an aus Wellblech. |
Anmerkungen: | [1] Meier/Steigmeier 2008, S. 134. [2] Der Eintrag im Brandkataster stammt aus dem Jahr 1901: Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0067: Brandkataster Gemeinde Untersiggenthal 1899-1938. - Hoegger Kdm 1995, S. 177-179. |
Literatur: | - Georg Boner, Geschichte der Gemeinde Untersiggenthal, 1983, S. 191-197. - Fabrikanlage und Kraftwerk Schiffmühle, in: Der Industriekulturpfad Limmat-Wasserschloss im Raum Turgi-Untersiggenthal-Vogelsang, Baden 1996, S. 9-11. - Peter Hoegger, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. 7, Basel 1995, S. 177-179 (Magazin: S. 179). - Bruno Meier/Andreas Steigmeier, Untersiggenthal. Eine Gemeinde im Umbruch, Untersiggenthal 2008, S. 134-136. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0067: Brandkataster Gemeinde Untersiggenthal 1899-1938. - Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=130318 |
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