INV-VEL916 Pfalzstrasse 6/8, 17. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-VEL916
Signatur Archivplan:VEL916
Titel:Pfalzstrasse 6/8
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Nordosten (2015)
Bezirk:Brugg
Gemeinde:Veltheim (AG)
Ortsteil / Weiler / Flurname:Unterdorf
Adresse:Pfalzstrasse 6/8
Versicherungs-Nr.:39A/B, 40A/B
Parzellen-Nr.:309, 310
Koordinate E:2653527
Koordinate N:1254340
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2653527&y=1254340

Chronologie

Entstehungszeitraum:17th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau
Epoche / Baustil (Stufe 3):Spätgotik

Dokumentation

Inschriften:"I 17 HW 77 F" (Jochbalken Tenntor), "1909" (Türsturz Hauseingang)
Würdigung:Sukzessive entstandene, vollständig gemauerter Gebäudekomplex, der aus einem steilgiebligen spätgotischen Kernbau mit abgestuftem Scheunentrakt sowie einem etwas jüngeren Quergiebelanbau besteht. Der wohl noch im 17. Jahrhundert entstandene Kernbau, der im Obergeschoss der nördlichen Traufseite zwei schmale bauzeitliche Kehlfenster bewahrt, gehört zusammen mit den beiden „Pfaffenhäusern“ (Kantonale Denkmalschutzobjekte VEL003/004) und dem ebenfalls im Unterdorf gelegenen Haus Pfalzstrasse 20 (Bauinventarobjekt VEL915) zum ältesten Baubestand von Veltheim. Der aus dem 18. Jahrhundert stammende Ökonomieteil mit charakteristisch abgestuftem First und der südliche Quergiebelanbau dokumentieren das sukzessive Wachstum der Hausgruppe. Mit ihrer markanten Gesamterscheinung und insbesondere auch mit der Silhouettenwirkung der massiv gemauerten Stirnwand des Scheunentrakts bildet diese einen wesentlichen Bestandteil des Veltheimer Unterdorfs.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Von den beiden Hausteilen ist der noch spätgotisch geprägte nördliche Kernbau Vers.-Nr. 39A wohl noch im 17. Jh. entstanden. Die Jahrzahl 1777 (?) am Jochbalken des Tenntors verweist auf einen Neubau oder eine Erweiterung des Ökonomieteils [1]. Wohl ebenfalls im 18. Jh. wurde das Haus um den unter Querfirst angebauten südlichen Hausteil Vers.-Nr. 39B erweitert, womit das Haus im wesentlichen seine heutigen Ausmasse erhielt. Zum Zeitpunkt der ersten Brandkatasteraufnahme von 1809 befand sich der nördliche Hausteil im Besitz des Heinrich, der südliche Hausteil in jenem des Hans Wehrli. Auf einen Eigentümer aus der Familie Wehrli deuten auch die Initialen HW am Jochbalken des Tenntors. Im Brandkataster von 1850 wird das Gebäude beschrieben als „2stöckiges Wohnhaus mit 3 Wohnungen, Schlosserwerkstätte nebst Scheune u. Stall von Stein, mit gew. Keller, unter Ziegeldach“, wobei eine südliche und eine mittlere Wohnung sich je hälftig Schlosserwerkstätte, Gewölbekeller und südliche Scheune teilten, während zu einer dritten, nördlichen Wohnung ein Trämkeller und die nördliche Scheune gehörten [3].
1909 wurde der nördliche Hausteil gemäss Jahrzahl auf dem Türsturz des Hauseingangs erneuert. 1974 baute man das Dachgeschosses desselben Hausteils zu Wohnzwecken aus. 1984/85 erfolgte ein umfassender Umbau des südlichen Hausteils mit Einbau einer Einliegerwohnung im Erdgeschoss, Ausbau von Obergeschoss und Dach, neuer Dachkonstruktion sowie einem Wohnungseinbau in der südlichen Hälfte des Ökonomieteils. 1986 wurde ein Schopf an der Südwestecke des Ökonomieteils durch einen Neubau ersetzt [3].
Beschreibung:Kernbau des sukzessive entstandenen Gebäudekomplexes ist das nördlich gelegene spätgotische Wohnhaus Vers.-Nr. 39A, ein dreigeschossiger, steilgiebliger Mauerbau. In einer für den Haustyp charakteristischen Anordnung, wie sie ähnlich auch am nahe gelegenen Haus Pfalzstrasse 20 (Bauinventarobjekt VEL915) besteht, überragt der Wohnteil um ein weniges den in gleicher Firstrichtung anschliessenden, stirnseitig ebenfalls gemauerten Ökonomieteil. Dieser stammt in seiner heutigen Erscheinung wohl im wesentlichen aus dem 18. Jh. und weist eine grössere Gebäudetiefe auf als der Wohnteil. Nach Süden schliesst ein nachträglich angefügter Quertrakt wohl ebenfalls aus dem 18. Jh. an. Es handelt sich um ein gleichfalls gemauertes, allerdings nur zweigeschossiges Wohnhaus, das von einem flacher geneigten Satteldach mit Krüppelwalm abgeschlossen wird.
Zum ursprünglichen Bestand des Kernbaus gehören zwei schmale spätgotische Rechteckfenster mit Kehlgewänden im zweiten Obergeschoss der nördlichen Traufseite. Die übrigen Fenster- und Türoffnungen stammen in ihrer heutigen Form vom Umbau von 1909. An der als Hauptfassade ausgebildeten nördlichen Traufseite sind dies unregelmässig verteilte Einzelfenster in beiden Wohngeschossen und der dem Tenn benachbarte Hauseingang; die zur Strasse gerichtete westliche Stirnseite ist nur in den beiden Obergeschossen mit Fenstern unterschiedlichen Formats besetzt, während das Sockelgeschoss hier blind ist. Das steile Dach, das traufseitig einen weiten Überstand besitzt, ist in der für den Haustyp charakteristischen Weise bündig auf die Giebelwand gesetzt; es ist heute mit Falzziegeln eingedeckt.
Der vergleichsweise kurze Ökonomieteil, dessen Gebäudetiefe allerdings etwa das Anderthalbfache des Wohnteils beträgt, ist stirnseitig massiv gemauert. Die hochragende, in der Ansicht von Süden und Osten prominent in Erscheinung tretende östliche Giebelmauer ist mit schartenartigen Lüftungsöffnungen versehen. Von den im Ständerbau mit Verbretterung erstellten Traufseiten ist jene nach Norden weitgehend in den alten Formen erhalten. Am Jochbalken des Tenntors ist eine schwer lesbare Inschrift erhalten, die wohl als „I 17 HW 77 F“ (evtl. 1722 oder 1766) zu entziffern ist [4]. Im Tenntor öffnet sich eine halbrund ausgeschnittene Mannstür. Im Bereich des früheren Stalls wurde eine Remise eingerichtet. Die zum südlichen Hausteil gehörende Südseite des Ökonomieteils ist zu Wohnräumen umgenutzt und stärker verändert.
Der zweigeschossige südliche Quergiebelanbau, war bis zum Umbau von 1984/85 lediglich im Obergeschoss bewohnt, während das Erdgeschoss als Kellersockel ausgebildet war (vgl. Fotodokumentation). Wohl aus dem 18. Jh. stammen die Einzel- und Doppelfenster des Obergeschosses, die mit lippenförmigen Simsen ausgestattet sind; jene im Erdgeschoss wurden erst 1984/85 ausgebrochen. Das mit einem markanten, hochliegenden Knick und allseitig weiten Überständen versehene Dach besass unter dem weit herabgezogenen Gehrschild eine teilweise verbretterte Giebellaube über zierbeschnitzten Bügen. Beim Umbau von 1984/85 wurden Dach und Giebellaube durch einen neuen Aufbau in nachempfundenen Formen vollständig ersetzt.
Der nördliche Hausteil besitzt einen ebenerdigen Tremkeller. Die Hauptwohnräume nehmen das erste Obergeschoss ein, wobei Stube und Nebenstube vorne, die Küche im rückwärtigen Bereich zum Quergiebelanbau liegen. Die Stube besitzt ein einfaches gestemmtes Täfer wohl vom Umbau von 1909. Erhalten hat sich das bauzeitliche Dachgerüst, von dem im ausgebauten Dachgeschoss liegende Stuhljoche mit gezäpften Verbindungen und Russschwärzung zu erkennen sind. Unter der nördlichen Hälfte des südlichen Quergiebelanbaus liegt quer zur Firstrichtung ein praktisch ebenerdiger Gewölbekeller. Der Zugang erfolgt über ein gefastes Rundbogenportal in der südlichen Längsseite, das von aussen zugänglich ist, aber ganz im Volumen des südlichen Hausteils liegt. Das Innere des südlichen Hausteils ist vollständig erneuert.
Anmerkungen:[1] Eine andere Interpretation der Jahrzahlinschrift wäre „1766“ oder „1722“ (mit auf den Kopf gestellten Ziffern).
[2] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0202-0204; Brandkataster Gemeinde Veltheim, 1850-1938; ZwA 1942.0001, Bezirksamt Brugg, Brandkataster Gemeinde Veltheim, 1809-1850.
[3] Umbaupläne im Baugesuchsarchiv.
[4] Vgl.Stettler / Maurer Kdm AG II 1953, S. 439 u. Notizen Kunstdenkmäler-Inventarisation, um 1949.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Literatur:- Michael Stettler / Emil Maurer, Die Bezirke Lenzburg und Brugg (Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. 2), Basel 1953, S. 439.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0202-0204; Brandkataster Gemeinde Veltheim, 1850-1938; ZwA 1942.0001, Bezirksamt Brugg, Brandkataster Gemeinde Veltheim, 1809-1850.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Kunstdenkmäler-Archiv: Notizen Kunstdenkmäler-Inventarisation, um 1949.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=130800
 

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