INV-KOB912 Eisenbahntunnel Frittel, 1859 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-KOB912
Signatur Archivplan:KOB912
Titel:Eisenbahntunnel Frittel
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Nordportal und Stützmauern mit Bunker von 1937 (2016)
Bezirk:Zurzach
Gemeinde:Koblenz
Ortsteil / Weiler / Flurname:Frittel
Adresse:zwischen Bahnhof Koblenz und Rheinbrücke
Parzellen-Nr.:539, 629
Koordinate E:2660060
Koordinate N:1273144
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2660060&y=1273144

Chronologie

Entstehungszeitraum:1859
Grundlage Datierung:Schriftliche Quelle

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Verkehrs- und Infrastrukturbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Tunnel

Dokumentation

Würdigung:Eisenbahntunnel von 1859, der auf der Koblenzer Seite der Zufahrt zur damals erbauten Rheinbrücke dient. Mit der sorgfältigen architektonischen Instrumentierung seiner beiden Portale kommt dem Tunnel, bei dem es sich um einen der ältesten erhaltenen Vertreter seiner Baugattung in der Schweiz handeln dürfte, erheblicher Zeugenwert für die Frühzeit des Eisenbahnbaus zu. Er bildet damit einen Bestandteil des bedeutenden eisenbahngeschichtlichen Ensembles, zu dem rund um den Bahnhof Koblenz auch die gleichzeitig erbaute, praktisch unverändert erhaltene Rheinbrücke von 1859 (Bauinventarobjekt KOB904), der Bahnhof mit Aufnahmegebäude, Güterschuppen und Lokomotivremise sowie die Aarebrücke an der Strecke nach Laufenburg und Stein gehören. 1937 wurde der Tunnel zur Anlage eines militärgeschichtlich wichtigen Bunkers verwendet (Bauinventarobjekt KOB913).
Bau- und Nutzungsgeschichte:Mit der am 18. August 1859 eröffneten Eisenbahnstrecke Turgi-Koblenz-Waldshut stellte die Schweizerische Nordostbahn (NOB) zum ersten Mal eine direkte Verbindung mit dem badischen und damit dem deutschen Eisenbahnnetz her. Sie begann ihre Bedeutung freilich bereits 1873 wieder einzubüssen, als in Basel eine Eisenbahnverbindung zwischen beiden Rheinufern fertiggestellt wurde [1].
Wichtigstes Bauwerk der Strecke war die bis heute praktisch unverändert erhaltene, einzigartige Gitterfachwerkbrücke zwischen Koblenz und Waldshut (Bauinventarobjekt KOB904). Im Auftrag beider beteiligter Bahngesellschaften wurde diese vom bedeutenden, in der Badischen Oberdirektion für Wasser- und Strassenbau tätigen Eisenbahningenieur Robert Gerwig projektiert. Bei der NOB war deren Oberingenieur Robert Beckh für die Anlage der gesamten Strecke zuständig [2]. Auf der Koblenzer Seite erreichte man die Trassenhöhe der Brücke über eine weit geschwungene S-Kurve, die kurz vor der Mündung auf die Vorlandbrücke den Hügel des Frittel in einem Tunnel unterquert. Welcher der beiden Ingenieure für dieses unmittelbar an die Brücke anstossende Streckenstück verantwortlich war, ist nicht bekannt. Der Tunnel dürfte jedenfalls zu den ältesten erhaltenen Kunstbauten seiner Gattung in der Schweiz gehören.
1937 wurde auf dem Hügel ein intern mit dem Tunnel verbundener Bunker errichtet (Bauinventarobjekt KOB913).
Beschreibung:Der 180 Meter lange Tunnel unterquert zwischen dem Bahnhof Koblenz und der Rheinbrücke den Hügel des Frittel. Selbst in einer Kurve angelegt, bildet er zusammen mit den anstossenden Streckenstücken eine schwungvoll in der S-Kurve angelegte Rampe zur Höhengewinnung. Er war wie die gesamte Strecke von Anfang an auf einen allerdings nie erfolgten Doppelspurausbau ausgelegt. Der vergleichsweise tiefe Geländeeinschnitt vor dem südlichen Portal und der Damm auf der Nordseite sind typische Merkmale aus der Frühzeit des Eisenbahnbaus, als man bestrebt war, den Aufwand für Kunstbauten wie Tunnels und Brücken möglichst gering zu halten [3].
Die beiden analog gestalteten Portale zeigen eine sorgfältige architektonische Instrumentierung, die in der umgebenden Landschaft deutlich in Erscheinung tritt. Aus glatt behauenen Kalksteinquadern gefügt, werden sie beidseitig von hohen, konkav ausschwingenden Stützmauern gefasst. Diese flankieren als geböschte, leicht risalitierte Mauerpfeiler die zentrale Tunnelöffnung, die durch Keilsteine mit nach oben zunehmender Grösse gerahmt wird. Ihnen antworten rustizierte Vertikalgliederungen an den seitlichen Futtermauern. Ein durchgehender Mauerstreifen, der über der Tunnelöffnung von einem Konsolfries gestützt wird, schliesst die Portale in der Form einer Attika ab.
Anmerkungen:[1] Zur Geschichte der Eisenbahnstrecke vgl. Affolter 2009, S. 7-9.
[2] Zur Brücke vgl. Boeyng 1990 und ders. 2009 sowie Bauinventarobjekt KOB904.
[3] Vgl. etwa Conzett / Linsi, S. 50f. zu den Kunstbauten der 1857 erbauten Hauensteinlinie.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Literatur:- Claudio Affolter, Station Koblenz. Erster Grenzbahnhof der Schweiz (Schweizerische Kunstführer GSK, Nr. 853), Bern 2009 (zum Kontext).
- Jürg Conzett / Martin Linsi, Landschaft und Kunstbauten. Ein persönliches Inventar von Jürg Conzett, fotografiert von Martin Linsi, Zürich 2010, S. 50f. (Vergleichsbeispiel).
- Ulrich Boeyng, Die Eisenbahnbrücke über den Rhein zwischen Waldshut und Koblenz. Ein Denkmal der Technikgeschichte, in: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, 19. Jg. (1990), Nr. 3, S. 135–140 (Digitalisat: http://dx.doi.org/10.11588/nbdpfbw.1990.3, zum Kontext).
- Ulrich Boeyng, 150 Jahre Eisenbahnbrücke über den Rhein bei Waldshut. Zum Jubiläum der ersten internationalen Eisenbahnverbindung, in: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, 38. Jg. (2009), Nr. 3, S. 153–156 (Digitalisat: http://dx.doi.org/10.11588/nbdpfbw.2009.3, zum Kontext).
Quellen:- SBB Historic, Windisch: SBB_VGB_GEM_2001-008_039_01 (Situationsplan).
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=130831
 

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