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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1909 |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Profane Wohnbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Repräsentatives Wohnhaus, Villa |
Epoche / Baustil (Stufe 3): | Heimatstil |
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Dokumentation |
Würdigung: | 1909 für den Zigarrenfabrikanten Traugott Erismann errichtete Villa, deren Pläne wohl von einem bekannteren, wenn auch namentlich nicht eruierbaren Architekten stammen dürften. Das Gebäude, das heute teilweise renovationsbedürftig, in seiner äusserlichen Erscheinung aber weitgehend intakt erhalten ist, fällt durch seine für die Entstehungszeit modernen Bauformen im Sinn der Reformarchitektur und des neobarock geprägten Heimatstils auf. Die heute kaum wahrnehmbare prominente Lage an der Luzernerstrasse könnte schon mit einer geringfügigen Auslichtung des Baumbestands jederzeit wieder zur Geltung gebracht werden, womit dem Gebäude zumindest potentiell hoher Situationswert für das Beinwiler Ortsbild zukommt. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Gemäss Angabe im Brandkataster wurde die Villa 1909 für den Zigarrenfabrikanten Traugott Erismann errichtet [1], dessen Tabakfabrik Eichenberger & Erismann zu den grösseren Beinwiler Betrieben ihrer Art gehörte und mit der Marke „E3“ bekannt war [2]. Der Architekt ist nicht dokumentiert; nach der künstlerischen Qualität des Gebäudes dürfte es sich um einen bekannteren Namen gehandelt haben. |
Beschreibung: | Die stattliche Villa erhebt sich bergseits der Luzernerstrasse und der Seetalbahn, wo sie vom Löwenplatz her die Reihe der Fabrikantenvillen eröffnet (vgl. Bauinventarobjekte BES904, 933, 935, 936). Heute von hohem Baumbestand umgeben und dadurch in seinem Gartengrundstück kaum einsehbar, nahm das Gebäude einstmals eine ausgesprochen prominente Position im Verlauf des Strassenzugs ein. Es ist in den um 1910 modernen, neobarock geprägten Formen von Reformarchitektur und Heimatstil gehalten. Der verputzte Mauerbau erhebt sich mit zwei hohen Wohngeschossen über einem talseitig stärker freiliegenden Sockelgeschoss und wird von einem mächtigen, körperhaft gestalteten Mansardwalmdach mit weitem Dachüberstand abgeschlossen. Der parallel zur Strasse ausgerichtete, längsrechteckige Baukörper ist zur Strasse hin in zeittypischer Weise mit einer einspringenden in zwei Gebäudetrakte gegliedert, die unter einer entsprechend komplexen Dachlandschaft liegen. Einen passenden Akzent setzt ein Runderker im Obergeschoss, der mit seinem betont bauchigen Volumen die vorspringende Ecke umfängt und von einer steilen Glockenhaube mit originellem, griffartigem Firstknauf überhöht wird. Die betont unregelmässig verteilten, ein- oder mehrteiligen Fensteröffnungen sind in damals moderner Weise gewändelos in den Putz gesetzt und werden von schmalen Zwischenpfosten aus Granit gegliedert. Sie besitzen noch die wohl bauzeitlichen Holzrolläden. Die Schaufassade ist durch ein breites Korb- oder Rundbogenfenster unter dem Erker und das eng gereihte, vielteilige Rundbogenfenster am Erker selbst akzentuiert. An die Südostecke des Hauses lagert sich eine Veranda mit Obergeschossbalkon. Das Mansardgeschoss ist nach allen vier Seiten mittig jeweils mit einer breiten Lukarne besetzt, die drei gereihte Rechteckfenster zeigt und von einem flachen Frontispiz mit strahlenförmiger Ornamentierung abgeschlossen wird. Der Hauseingang liegt in einer um 1900 immer mehr in Gebrauch kommenden Anordnung an der Rückseite des Gebäudes, wo er halbgeschossig versetzt Zugang zu dem an der Nordfassade gelegenen Treppenhaus gibt. Er wird von einem gerundeten Granitgewände gerahmt und von einem kleinen Vordach beschirmt. Die Haustür ist ersetzt. Ansonsten ist der Bauschmuck stark reduziert. Der Verputz, heute ein Kratzputz mit horizontaler Struktur in der Art der 1930er bis 50er Jahre, ist wohl erneuert. Sollte es sich um den originalen Verputz handeln, wäre er als ausserordentlich modernes Gestaltungselement anzusprechen. Das Dach ist mit Biberschwanzziegeln eingedeckt. Auf der Spitze des Zeltdachs sitzt prominent ein Kamin. (Inneres nicht gesehen.) Der Baumbestand des grossen, umgebenden Gartens umfasst nebst anderen Gehölzen einige sicherlich zur ursprünglichen Anlage gehörende, zeittypische Auswahl von Nadelbäumen. Zu Luzernerstrasse und Seetalbahn hin besitzt die Liegenschaft eine in der Anlage wohl bauzeitliche, heute erneuerungsbedürftige Einfriedigung mit gemauertem Sockel und Pfosten aus groben Bruchsteinen und einem weiss gestrichenen Lattenzaun. |
Anmerkungen: | [1] Staatsarchiv Aargau, BA.05/0067, Bezirksamt Kulm, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1829-1850; CA.0001/0220-0223, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1850-1938. [2] Vgl. zur Fabrik Andreas Steigmeier, Blauer Dunst. Zigarren aus der Schweiz gestern und heute, Baden 2002, S. 41; VAMUS, Datenbank Industriekultur: http://www.vamus.ch/industriekultur/index.cfm, Art. 'Eichenberger & Erismann, Cigarren & Tabakfabrikation' (Zugriff 24.11.2016); Karl Gautschi, Beinwil am See. Das Dorf im Wandel der Zeit, verf. im Auftrag des gemeinderats Beinwil am See, Beinwil am See [1985], S. 172; Hektor Ammann et al., Lenzburg – Kulm. Heimatgeschichte und Wirtschaft (Bezirkschroniken des Kantons Aargau, Bd. 3), Zürich / Aarau 1947, Inserateteil, S. 94f. Angaben zur Person fehlen in den entsprechenden Abschnitten. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, BA.05/0067, Bezirksamt Kulm, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1829-1850; CA.0001/0220-0223, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1850-1938. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=131199 |
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