INV-LGG918 Hagenfirsterstrasse 8, 18. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-LGG918
Signatur Archivplan:LGG918
Titel:Hagenfirsterstrasse 8
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Osten (2016)
Bezirk:Zurzach
Gemeinde:Leuggern
Ortsteil / Weiler / Flurname:Hettenschwil
Hist. Name Objekt:"Professorenhaus"
Adresse:Hagenfirsterstrasse 8
Versicherungs-Nr.:202
Parzellen-Nr.:1332
Koordinate E:2657119
Koordinate N:1269910
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2657119&y=1269910

Chronologie

Entstehungszeitraum:18th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Ländlicher Oberschichtbau
Epoche / Baustil (Stufe 3):Barock

Dokumentation

Würdigung:Baugeschichtlich interessantes bäuerliches Wohnhaus von stattlichen Dimensionen, das vermutlich im 18. Jahrhundert unter Einbezug eines älteren Kernbaus entstanden ist und nach seinem späteren Bewohner Josef Businger-Vögeli als „Professorenhaus“ bezeichnet wird. Neben der Grundkonstellation des überwiegend gemauerten Gebäudes sowie der kräftigen Dachkonstruktion mit liegendem Stuhl ist als besonders wertvoller Bestandteil in der unteren Stube eine barocke Täferausstattung erhalten, die auf eine vermögende Bauherrschaft verweist. Zum Wohnhaus gehört eine konstruktionsgeschichtlich interessante, freistehende Stallscheune, die ebenfalls noch auf das 18. Jh. zurückgehen dürfte (nicht Bestandteil des Schutzumfangs). Mit seiner Stellung hart an der Hagenfirsterstrasse kommt dem Wohnhaus ein erheblicher Situationswert im Ortsbild von Hettenschwil zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Kern des Gebäudes ist ein Steinbau von unbestimmtem Alter, der in der westlichen Raumflucht des Hauptbaukörpers erhalten ist und dessen ursprüngliche Gestalt und Funktion kaum mehr zu erschliessen ist. Seine heutige Gestalt muss das Haus gemäss den Bauformen (Täferstube, Dachkonstruktion) im 18. Jh. erhalten haben, als man den Kernbau wohl gleichzeitig auf der Talseite deutlich erweiterte und das Haus mit dem bestehenden Dach abschloss. Ebenfalls im 18. Jh. dürfte die ursprünglich strohgedeckte, freistehende Stallscheune (Vers.-Nr. 203) entstanden sein.
Im ersten verfügbaren Brandkatastereintrag von 1850 wird das Gebäude als „Wohnhaus mit Scheune von Mauer & Holz unter Ziegeln & Strohdach“ beschrieben. Es befand sich im Eigentum des Gabriel Vögele (auch Vögeli) und mass ungefähr in Übereinstimmung mit der heutigen Ausdehnung 35‘ x 50‘ x 22‘ Fuss (rund 10 x 15 x 6 m) [1]. 1876 werden die Abmessungen mit 10.5 x 10 x 5.4 m angegeben, was dem Kernbau des Hauses entspricht. Möglich wäre, dass an der westlichen Traufseite ein Scheunenbau in den Dimensionen des später errichteten Wohnhausanbaus abgebrochen wurde, doch lässt sich dies nicht abschliessend klären. Die freistehende Stallscheune besass gemäss dem Brandkatastereintrag von 1850 noch ein Strohdach; im Brandkataster von 1876 wird auch eine Weinpresse genannt.
1881 ging die Liegenschaft an Fridolin Vögeli, Bezirkslehrer, über, der Wohnhaus wie auch Scheune 1882 und 1894 mit deutlichen Wertsteigerungen renovierte. In diesen Jahren dürfte der westseitige Schleppdachanbau seine heutigen Formen erhalten haben, möglicherweise durch Aufstockung eines älteren Kellers. Erst 1808 wurde die freistehende Stallscheune auf Ziegel umgedeckt. Seit 1921 gehörte das Haus Theodora Amalie und Josef Businger-Vögeli, Kantonsschullehrer in Luzern, der seinen Lebensabend im Heimatort seiner Gattin verbrachte und von dem das Gebäude den bis heute überlieferten Namen „Professorenhaus“ erhielt [2]. In dieser Zeit fand eine Renovation der beiden Wohnungen statt.
Beschreibung:Das in der Gesamtform barock geprägte Wohnhaus steht knapp oberhalb des Dorfkerns von Hettenschwil bergseits der Hagenfirsterstrasse. Der zweigeschossige Mauerbau erhebt sich über einem hohen Kellersockel und wird von einem geknickten Halbwalmdach abgeschlossen, wobei die Giebelfront hart an die Strasse gestellt ist. Ein Versatz in der unregelmässigen Fassadenflucht weist auf den Einbezug eines älteren Kernbaus hin. An der westlichen Traufseite schliesst mit versetzter Geschosshöhe ein Schleppdachanbau an, der in seiner heutigen Erscheinung aus dem späten 19. Jh. stammt und der Giebelfront ein asymmetrisches Erscheinungsbild gibt; älter ist vielleicht sein Kellersockel. Die unregelmässige Befensterung, die an der Giebelfront und an der talseitigen Trauffassade unterschiedlichen Brüstungshöhe aufweist, deutet auf eine vielschichtigem nicht in allen Details geklärte Baugeschichte hin. Die Einzellichter haben mehrheitlich gedrungene Proportionen und werden von gefalzten Muschelkalkgewänden gerahmt, die Blockbänke sind in Kunststein ersetzt. Die heutigen Fensterverschlüsse stammen aus dem früheren 20. Jh. Die rückwärtige, eng vor dem ansteigenden Hang stehende Stirnseite ist nur spärlich und vielleicht nachträglich mit kleinen Einzellichtern geöffnet worden; der Giebel, der im Unterschied zu den übrigen Umfassungsmauern des Hauses in Fachwerk ausgeführt ist, besitzt eine in einfachsten Formen gehaltene Laube.
Der Eingang zur Erdgeschosswohnung liegt an der östlichen Traufseite. Die Obergeschosswohnung ist an der nördlichen Stirnseite über eine Freitreppe neben dem Abortrisalit erschlossen, die ebenso wie beide Eingangstüren aus der Umbauphase des früheren 20. Jh. stammt. Die ursprüngliche Erschliessung des Obergeschosses ist nicht bekannt. Das Haus besitzt zwei von aussen praktisch ebenerdig zugängliche Gewölbekeller, von denen einer in der Südostecke, der zweite unter dem westseitigen Schleppdachanbau liegt.
Die beiden geschossweise aufgeteilten Wohnungen sind analog gegliedert (vgl. Grundrissskizze). Sie umfassen jeweils die Stube südöstlich im Vorderhaus und die Küche im Hinterhaus, daneben westlich eine schmale Raumschicht mit zwei Kammern, die im Inneren des älteren Kernbaus liegt. Der westseitige Schleppdachanbau ist von der Erdgeschosswohnung über einige Treppenstufen erschlossen. Bemerkenswertestes Element des Hauses ist die für ein Bauernhaus ausgesprochen aufwendige barocke Täferausstattung der erdgeschossigen Stube. Die Wände besitzen profiliertes Feldertäfer und entsprechende Türen samt den bauzeitlichen Beschlägen; die Decke wird durch stark profilierte Leisten ebenfalls in Felder geteilt. Der zur Täferausstattung passende alte Boden könnte noch unter dem heutigen Kunststoffbelag erhalten sein. In der Ofenwand sind ein Wandkästchen und eine Nische mit barock geschweifter Umrissform in das Täfer eingelassen. Die heutige Farbfassung in zwei Grüntönen stammt sicherlich noch aus dem 19. Jh. Der grüne Kachelofen datiert von 1947 und ist mit Heimatstilmotiven dekoriert. Die angrenzende Kammer besitzt stehendes Brettäfer und eine profilierte Felderdecke, der westseitige Anbau eine einfache Stuckrosette. Die Obergeschosswohnung zeigt noch gestemmte Türen und entsprechende Täferdecken aus dem späteren 19. Jh. Das Dach ist eine Sparrenkonstruktion auf mächtigem, liegendem Stuhl. Im Dachgeschoss ist die aus kräftigen Riegeln bestehende Fachwerkkonstruktion der rückwärtigen, nördlichen Giebelwand zu erkennen.
Östlich vom Wohnhaus etwas abgesetzt steht unter quer gerichtetem First die zugehörige, grosszügig disponierte Stallscheune Vers.-Nr. 203,die weitgehend noch im bauzeitlichen Zustand erhalten, aber schon seit längerem ungenutzt ist (nicht Bestandteil des Schutzumfangs). Der Gerüstbau ist axialsymmetrisch in ein mittiges Tenn, zwei flankierende Ställe und ebenfalls zwei aussenliegende Remisen geteilt. Die Stallwände sind mit Flecklingen (Kanthölzern) gefüllt; darüber ist die Heubühne mit breiten Lüftungsschlitzen vertikal verbrettert. Das ursprünglich strohgedeckte Dach ruht auf einer stehenden Stuhlkonstruktion, die mit Steigbändern und verblatteten Kopfhölzern ausgesteift ist und deren Ständer in eigenwilliger Weise unterbrochen sind.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau: CA.0001/0723-0725, Brandkataster Gemeinde Leuggern, 1851-1938.
[2] Zur Person vgl. Das Schwedenkreuz ob Hettenschwil, Hrsg.: Kapellenverein Hettenschwil, [Leuggern] 1995, o.S.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau: CA.0001/0723-0725, Brandkataster Gemeinde Leuggern, 1851-1938.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Leuggern XI-13/18.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=131261
 

Social Media

Share
 
Home|Login|de en fr it
Online queries in archival fonds