INV-LGG919 Oberdorfstrasse 1, 1912 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-LGG919
Signatur Archivplan:LGG919
Titel:Oberdorfstrasse 1
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Südosten (2016)
Bezirk:Zurzach
Gemeinde:Leuggern
Ortsteil / Weiler / Flurname:Gippingen
Adresse:Oberdorfstrasse 1
Versicherungs-Nr.:68
Parzellen-Nr.:260
Koordinate E:2658866
Koordinate N:1271035
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2658866&y=1271035

Chronologie

Entstehungszeitraum:1912
Grundlage Datierung:Inschrift (Hauseingang)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau
Epoche / Baustil (Stufe 3):Spätklassizismus

Dokumentation

Inschriften:"1912"
Würdigung:Bäuerlicher Vielzweckbau, der 1912 für Xaver Erne errichtet wurde. Das für seine Entstehungszeit traditionell gestaltete Gebäude ist in einfachen, aber gepflegten Formen gehalten und hat sowohl in seinem äusseren Erscheinungsbild als auch in der inneren Raumstruktur und Ausstattung den bauzeitlichen Zustand in selten mehr anzutreffender Vollständigkeit bewahrt. Es bildet damit ein ausgesprochen wertvolles Dokument bäuerlicher Bau- und Wohnkultur an der Schwelle zum 20. Jahrhundert und wird zur Zeit schonend renoviert.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das am Hauseingang 1912 datierte Gebäude wurde gemäss Angabe im Brandkataster für Xaver Erne errichtet. Es dürfte ein an gleicher Stelle gelegenes und demselben Eigentümer gehörendes strohgedecktes Bauernhaus mit vorwiegend wohl hölzerner Wandkonstruktion ersetzt haben. Bemerkenswerterweise wurden dabei Abbruch und Neubau im Brandkataster zwar mit einer massiven Erhöhung der Versicherungssumme verzeichnet, aber nicht ausdrücklich genannt [1].
Zur Zeit wird das Gebäude, das im Lauf seines Bestehens kaum Veränderungen erfahren hat, durch die neue Eigentümerschaft schonend renoviert [2].
Beschreibung:Der bäuerliche Vielzweckbau ist in traufständiger Ausrichtung an die Oberdorfstrasse gestellt, die zur Entstehungszeit einen kleinen Feldweg parallel zur eigentlichen Gippinger Dorfstrasse (Stauseestrasse) bildete. In einfacher, aber gepflegter Gestaltung folgt er den Formen einer weitgehend noch spätklassizistisch geprägten Baumeisterarchitektur der Zeit um 1900. Das mehrheitlich gemauerte und mit zeittypischem Besenwurf verputzte Gebäude besteht aus einem ostseitig angeordneten zweigeschossigen Wohnteil, der sich mit der Stubenfront nach Süden zur Strasse wendet, und dem in Mischbauweise errichteten Ökonomieteil. Es wird von einem durchgehenden, für die Entstehungszeit eher steilen Kniestock-Rafendach abgeschlossen, das vor dem Ökonomieteil zu einem weiten Vorschermen herabgezogen ist und mit Falzziegeln gedeckt ist. Der Wohnteil ist an der traufseitigen Strassenfront vierachsig, an der Stirnseite zweiachsig gegliedert. Sein niedriger Kellersockel ist ebenso wie die Ecklisenen im Besenwurf mit einer Quadrierung versehen. Die Einzelfenster sitzen in rechteckigen, gefalzten Zementgewänden, die am Sturz kielbogig verziert sind. Erhalten sind die bauzeitlichen Fenster samt Vorfenstern mit zeittypischem Obstück sowie die hölzernen Jalousieläden. Der neben dem Ökonomieteil gelegene Hauseingang wird von einer kurzen Freitreppe erschlossen; er besitzt ein profiliertes Gewände mit Gesimsbekrönung, deren Sturz in Frakturschrift mit dem Baujahr 1912 versehen ist. Erhalten ist das Türblatt mit schmiedeeisernen Vergitterungen. An der rückwärtigen Traufseite besitzt der Wohnteil eine Obergeschosslaube mit zierförmig ausgesägter Brüstung. Die Rückfassade ist in beiden Geschossen mit einem Doppel- und einem Einzelfenster versehen.
Der grosszügig disponierte Ökonomieteil ist in Gerüstbauweise mit gemauerter Stirnseite und ebenfalls gemauertem Erdgeschoss errichtet. Er zeigt eine Nutzungsdisposition mit zentralem Tenn und beidseitig anschliessenden Ställen, von denen heute nur der innere, wohnungsseitige Stall tatsächlich als solcher besteht, während der aussenliegende entweder nie realisiert oder später mit dem Tenn zu einer grösseren Abstell- und Lagerfläche vereinigt wurde. Die vertikal verbretterte Heubühnenwand ist mit zierförmig endenden Lüftungsschlitzen versehen. Stirnseitig ist eine Pultdachremise an den Ökonomieteil gestellt. An der rückwärtigen Traufseite ist das Dach über einen Anbau mit drei Einzelfenstern herabgeschleppt. Vor der Stubenfront liegt der Treppenabgang in einen quer zum First gelegenen Gewölbekeller, der vielleicht noch vom Vorgängerbau stammt.
Der Wohnteil umfasst im Erdgeschoss neben einem durchlaufenden Quergang in üblicher Viererteilung im Vorderhaus Stube und Nebenstube, im Hinterhaus die Küche sowie eine Kammer. In der hinteren Haushälfte führt neben dem Quergang ein Treppenlauf ins Obergeschoss, das mit einem Stichgang parallel zum First erschlossen ist. Die Innenausstattung ist praktisch vollständig im bauzeitlichen Zustand erhalten. Stube und Nebenstube werden von einer Täferwand getrennt, die stubenseitig ein Einbaubuffet umfasst. Die übrigen Wände sind hier mit Brusttäfer, darüber mit vielleicht noch bauzeitlichen Tapeten ausgestattet, die Böden mit Weichholzriemen. Ein grüner Kachelofen mit Sitzkunst hat neobiedermeierliche Form. Quergang und Küche besitzen unterschiedlich gestaltete, farbige Zementplattenböden. Die Obergeschossräume sind ebenfalls mit Weichholzriemenböden und teilweise noch mit bauzeitlichen Tapeten ausgestattet. Plumpsklosetts liegen auf beiden Geschossen in Form eines Aborterkers im Laubenbereich. Dieser wurde wohl nachträglich in den rückwärtigen Anbau des Ökonomieteils einbezogen.
Als erwähnenswerte Besonderheit hat sich die Stalleinrichtung mit aus Kopfsteinen gepflastertem Läger, hölzerner Futterwand und ebenfalls hölzerner Futterkrippe vollumfänglich im Origianlzustand erhalten. Für die Binnenwände zum Tenn wie auch den rückwärtigen Schleppdachanbau hat man russgeschwärzte Hölzer wohl vom abgebrochenen Strohdachhaus verwendet. Der Anbau wurde wohl als Werkstatt genutzt und umfasst zudem einen kleinen Schweinestall.
Vor dem Wohnteil liegt ein Bauerngarten. Etwas abgerückt vom Haus steht nordseitig ein kleines Hühnerhaus.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau: CA.0001/0723-0725, Brandkataster Gemeinde Leuggern, 1851-1938.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau: CA.0001/0723-0725, Brandkataster Gemeinde Leuggern, 1851-1938.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=131262
 

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