INV-HOB917 Oberackerstrasse 7, 1927 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-HOB917
Signatur Archivplan:HOB917
Titel:Oberackerstrasse 7
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Südwesten (2017)
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Holderbank (AG)
Adresse:Oberackerstrasse 7
Versicherungs-Nr.:125
Parzellen-Nr.:711
Koordinate E:2655245
Koordinate N:1252989
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2655245&y=1252989

Chronologie

Entstehungszeitraum:1927
Grundlage Datierung:Brandkataster; Inschrift (Windfang)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Repräsentatives Wohnhaus, Villa

Dokumentation

Inschriften:"1927" (Windfang)
Würdigung:Repräsentatives Wohnhaus von 1927, das in zeittypischer Weise verschiedene Architekturströmungen miteinander vereint. Der würfelförmige Baukörper, der sich unter einem Walmdach mit kurzem First am Hang oberhalb der Hauptstrasse erhebt, wird von einem Runderker mit Balkon auf der Hauptfront und einem grosszügigen Windfanganbau mit Rundbogenöffnungen aufgelockert. In der äusseren Ausgestaltung zeichnet er sich durch sorgfältige Haustein- und Schmiedeeisenarbeiten aus. Im Innern bewahrt er weitgehend die qualitätvolle originale Bausubstanz mit kräftig profilierten Türen, Täfer, Holzböden und einem Turmofen mit königsblau glasierten Kacheln. Die beiden Hauptwohnräume überraschen mit verspielten Stuckdecken im expressionistischen Stil, die zum restlichen Interieur, das mehrheitlich an barocke Formen angelehnt ist, einen erfrischenden Kontrast bilden. Das gepflegte Haus, das von einem grosszügigen Gartengrundstück umgeben ist, zählt zu den frühesten Wohnbauten, die am Hang oberhalb des Strassendorfs erstellt wurden.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Gemäss Brandkataster wurde das Wohnhaus 1927 für den Gemeindeschreiber Albert Leder gebaut. Es folgte damit den unmittelbar davor erstellten Wohnbauten von 1921 (Bauinventarobjekte HOB911) bzw. 1926 (Bauinventarobjekt HOB 910) für Angestellte und den Direktor der Zementfabrik, die als erste am Hang im Feld erstellt wurden und durch die eigens dafür gebaute Oberackerstrasse erschlossen waren. Von diesen Häusern aus entwickelte sich das Wohnquartier oberhalb der Hauptstrasse, die zuvor die Siedlungsstruktur bestimmt hatte.
Wohl in den 1950er Jahren erfolgte südöstlich des Windfangs der Anbau einer Garage mit integriertem, gedecktem Sitzplatz, der sich dem oberen Rand des Gartens entlang zur Oberackerstrasse hin erstreckt.
Beschreibung:Das in seiner Gesamterscheinung in barockisierenden Formen gehaltene Wohnhaus erhebt sich am oberen Rand eines grossen Gartengrundstücks, das noch vom bauzeitlichen Holzlattenzaun umfriedet wird und durch ein von Kunststeinpfosten gerahmtes Gartentor auf der Südseite zugänglich ist. Der kubische Baukörper ist unter einem nur leicht geknickten Walmdach geborgen, das mit dem kurzen First einem Pyramidendach angeglichen ist. Dieses ist mit Biberschwanzziegeln gedeckt und öffnet sich mit einer kleinen abgewalmten Giebelgaube nach Westen; die liegenden Dachfenster stammen vom späteren Ausbau des Dachgeschosses. Urnenförmige Wassersammler an den Ecken leiten den Regen zu den geschwungenen bauzeitlichen Fallrohren.
Die hell verputzten Fassaden erheben sich über einem eher niedrigen Kellersockel zweigeschossig. Sie sind mit Ausnahme der Rückseite zweiachsig ausgebildet. Die fast durchwegs rechteckig geformten Fenster werden von sorgfältig behauenen Kunststeingewänden eingefasst, die ein flaches Profil aufweisen. Am Erdgeschoss sind sie auf drei Seiten zusätzlich durch ein profiliertes Kranzgesims ausgezeichnet. Rückseitig befindet sich eine zusätzliche Erschliessungsachse, die mit den halbgeschossig versetzten Fenstern das Treppenhaus belichtet. Sie ist mit gewändelosen Zwillingslichtern vergleichsweise schlicht ausgestaltet und durchbricht die Dachtraufe mit einem modernen, geraden Abschluss. Die entgegengesetzte, nach Westen ausgerichtete Hauptfront besitzt am Erdgeschoss einen Runderker mit darüber liegendem Balkon – ein Element, zu dem vielleicht die unmittelbar zuvor erstellte und benachbarte Direktorenvilla der Zementfabrik inspiriert hatte. Die von schlanken Kunststeinsäulen voneinander geschiedenen und gerahmten Fenster werden unten und oben von durchlaufenden Gesimsen zu einer halbrunden Fensterfront zusammengefasst. Der Balkon besitzt in Anlehnung an die barocke Formensprache ein bauchig geformtes Schmiedeeisengeländer, das mit einem schmalen umlaufenden Blumenkorb versehen ist.
An die als Eingangsseite gestaltete Südfassade ist ein grosszügiger, sich von der östlichen Mauerflucht her talwärts erstreckender Windfang angelagert, der im Obergeschoss ebenfalls die Plattform zu einem Balkon bildet. Von Westen her führt der Fassade entlang eine Treppe mit Granitstufen zum offenen Eingang, der wie die beiden nach Süden blickenden Fenster und das Türgewände des innen liegenden Hauseingangs rundbogig gestaltet ist. Die an der Kante mit einem Perlstabmotiv verzierten Gewände sind hier besonders aufwändig gestaltet. Auch das abschliessende Kranzgesims am Windfang, der kugelförmige Aufsatz an der Brüstung zur Treppe und die Pfosten zwischen dem schmiedeeisernen Balkongeländers bestehen aus Kunststein. Der Ausgang zum Balkon ist analog zur Lage der Haustür leicht aus der Achse gegen die Mitte hin verschoben.
Vom Windfang, dessen Boden mit bauzeitlichen Zementfliesen ausgelegt ist, gelangt man zum Hauseingang, der noch das originale Türblatt aus Eiche bewahrt. Dieses besitzt ein rundes Fenster mit einem als Rosette gestalteten Fenstergitter. Die Tür öffnet sich auf einen Vorraum, von dem aus man durch eine weitere Tür den Gang betritt. Dieser führt geradeaus in die Küche, während die ganze westliche Gebäudehälfte vom Salon und Esszimmer eingenommen werden. Rechterhand gelangt man über eine hölzerne, um ein rechteckiges Auge herumgeführte Treppe ins Obergeschoss. Der gedrechselte Antrittspfosten ist in historisierender Weise von einem eichelförmigen Aufsatz bekrönt, während die Staketen in einer für die 1920er Jahre typischen Weise wellenförmig gestaltet sind. Das Obergeschoss zeigt eine im Grundriss weitgehend mit dem Erdgeschoss übereinstimmende Aufteilung.
Das gepflegte Haus weist einen hohen Bestand an historischer Ausstattung auf. Erhalten haben sich die bauzeitlichen, von kräftigen Wulstprofilen gerahmten Türen, deren Blätter eine elegant proportionierte Gliederung mit zwei Füllungen aufweisen. Im Obergeschoss befindet sich ein auf gleiche Weise gestalteter doppelter Wandschrank. Unter den Teppichen dürften noch die originalen Holzböden vorhanden sein. Besonders qualitätvoll ist die Ausstattung in den beiden Hauptwohnräumen im Erdgeschoss, die heute durch einen Wanddurchbruch miteinander verbunden sind. Deren Böden sind mit einem eichenen Fischgratparkett belegt. Während im südwestlich gelegenen Salon der Erker vollständig mit einem dunkel lasierten Nadelholztäfer verkleidet ist, besitzt das an die Küche anschliessende Esszimmer ein umlaufendes Brusttäfer mit gleichermassen von Profilen gerahmten hochreckteckgien Füllungen. Den Abschluss des Täfers und Übergang zu den einbezogenen Tür- und Fensterrahmen bildet ein breites, kräftiges Wulstprofil.
An der Wand zur Küche steht ein stattlicher königsblauer Kachelofen samt Sitzkunst, der sich am Turm mit glockenartiger Haube an barocke Vorbilder anlehnt. An der Vorderfront des Turms befindet sich eine Nische. Der kastenförmige untere Teil und die Kunst schliessen oben mit einem Fries aus gemuldeten Kacheln ab, wie sie in den 1910er und 1920er Jahren unter dem Einfluss des Heimatstils verbreitet waren.
Beide Räume sind mit einer schönen Stuckdecke im expressionistischen Stil ausgestattet. Im Esszimmer leitet eine mit stilisiertem Blattfries und Perlstabmotiv verzierte Hohlkehle zur Fläche über, die ein gezacktes Stuckspiegelprofil mit Sternmotiv in der Mitte trägt. Als Variante zeigt die im Prinzip gleich aufgebaute Decke des Salons eine Hohlkehle mit stilisiertem Blattmotiv, die zur Fläche überleitet. Das in vier Abschnitte aufgeteilte, gezackte Stuckspiegelprofil wird von Palmetten sowie anderen Blattmotiven und kleinen Sternchen begleitet.
Das Dachgeschoss wurde in jüngerer Zeit zu einem grossen Raum ausgebaut.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0407: Brandkataster Gemeinde Holderbank 1899-1938.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0407: Brandkataster Gemeinde Holderbank 1899-1938.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=131647
 

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