INV-HOB918 Ausserfeldstrasse 1, 1932 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-HOB918
Signatur Archivplan:HOB918
Titel:Ausserfeldstrasse 1
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Südwesten (2016)
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Holderbank (AG)
Adresse:Ausserfeldstrasse 1
Versicherungs-Nr.:142
Parzellen-Nr.:723
Koordinate E:2655223
Koordinate N:1252844
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2655223&y=1252844

Chronologie

Entstehungszeitraum:1932
Grundlage Datierung:Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Wohnhaus

Dokumentation

Würdigung:Wohnhaus, das sich in seiner äusseren Erscheinung mit dem geknickten Walmdach und den qualitätvollen Hausteinarbeiten einer traditionellen, vorwiegend barock geprägten Architektursprache bedient, in der Innenausstattung jedoch auch moderne Züge erkennen lässt und somit für die teilweise gegenläufigen Architekturströmungen seiner Bauzeit steht. Das in der Gesamtform kubisch angelegte Gebäude ist mit dem Eingang und seiner Schaufassade nach Süden orientiert, wo sich der repräsentative Anspruch der Bauherrschaft durch einen symmetrisch konzipierten Vorbau mit breit angelegter, frontal zum Hauseingang führender Treppe äussert. Zwei flankierende Erker und ein sich über die ganze Gebäudebreite erstreckender Balkon ergänzen die Eingangssituation auf ungewöhnliche Weise. Im Innern haben sich Türen, Wandschränke, Täfer und die Holztreppe wohl noch in der ursprünglichen Farbigkeit samt Beschlägen erhalten. Als eines der frühesten Wohnhäuser am Hang ist das Gebäude für die Entwicklung des Quartiers oberhalb der Hauptstrasse von Bedeutung.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Gemäss Brandkataster wurde das Wohnhaus 1932 für den Gemeindeammann und Gerichtskassier Paul Meyer gebaut. Nach der Direktorenvilla und den Doppeleinfamilienhäusern für Angestellte der Zementfabrik (Bauinventarobjekte HOB910 und 911) aus den 1920er Jahren gehört es somit zu den frühesten Wohnbauten, die am Hang oberhalb der Hauptstrasse erstellt wurden und die Entwicklung des Quartiers einleiteten. Nur wenige Jahre zuvor entstand auch das stattliche Wohnhaus des Gemeindeschreibers (HOB917) an der Oberackerstrasse. Mit diesem weist es in der Gestaltung zahlreiche Gemeinsamkeiten auf, so dass vermutet werden darf, dass dasselbe Baugeschäft bzw. dieselben Handwerker beigezogen wurden.
Beschreibung:Das am oberen Rand eines grossen Gartens stehende Wohnhaus ist in der Volumetrie und Detailgestaltung einem traditionellem, vorwiegend barockem Formenvokabular verpflichtetet. Der kubische Baukörper erhebt sich mit zwei Geschossen unter einem stark geknickten Walmdach, das mit seinem kurzen First einem Pyramidendach angeglichen ist. Dieses ist heute mit Falzziegeln gedeckt und mit liegenden Dachfenstern versehen.
Die verputzten Fassaden sind axialsymmetrisch gegliedert. Nach Norden, Süden und Westen sind jeweils zwei Fensterachsen ausgebildet, während die zum Hang hin gelegene Rückseite eine zusätzliche Erschliessungsachse mit einem Hinterausgang besitzt. Die hochrechteckigen Fenster werden von sorgfältig gearbeiteten Kunststeingewänden eingefasst, die am Erdgeschoss von giebelförmigen Kranzgesimsen und am Obergeschoss von schmalen Gesimsprofilen bekrönt sind. Dazu haben sich die bauzeitlichen Holzläden mit Füllung und Jalousien erhalten. Die nach Süden ausgerichtete Eingangsseite bildet zugleich die repräsentative Schaufassade. Der über eine breit angelegte, steinerne Freitreppe zugängliche, leicht aus der Mittelachse verschobene Eingang weist ein vergleichsweise schlichtes, schräg eingezogenes Kunststeingewände auf. Er wird von zwei polygonalen Erkern flankiert, welche den Ecken des Gebäudes vorgelagert sind. Darüber erstreckt sich über die gesamte Länge des Gebäudes ein Balkon, der zur kleinen darunter liegenden Plattform mit dem Hauseingang das Vordach bildet. Die über einem durchlaufenden Gesims nach drei Seiten ausgerichteten Erkerfenster werden von gequaderten Ecklisenen aus Kunststein gerahmt. Am Obergeschoss öffnen zwei Ausgänge auf den Balkon, der von einem – analog zu den Erkern – polygonalen Schmiedeeisengeländer mit senkrechten Stäben und einzelnen aufwändig gestalteten Ornamentfeldern eingefasst wird. Der Vorbau, obschon gemauert, erinnert in der Situation mit breiter, zum Garten vermittelnder Treppe sowie wettergeschütztem Sitz- bzw. Vorplatz entfernt an eine Veranda. In seiner symmetrischen Anlage und mit dem ausladenden Balkon verleiht er dem Gebäude eine gewisse Monumentalität.
Durch den Vordereingang gelangt man in einen Vorraum, von dem aus eine bauzeitliche innere Wohnungstür mit ornamental geschnittenem, mittels Sprossen blattartig unterteiltem Fenster auf den Gang öffnet. Geradeaus befindet sich die Küche, welche die nordöstliche Gebäudeecke einnimmt, während die Hauptwohnräume in der westlichen Gebäudehälfte angelegt sind. Von diesen ist das Wohnzimmer durch den vollständig vertäferten Erker nach Süden erweitert. Der zweite Erker gehört zu einem kleinen Raum, der direkt über den Gang erschlossen ist. Im Mittelbereich der östlichen Haushälfte ist das Treppenhaus untergebracht, wo sich auch ein Abgang zum tiefer gelegenen Hintereingang und Keller befindet.
An bauzeitlicher Innenausstattung hat sich als Besonderheit das vermutlich noch die originale Farbigkeit zeigende Holzwerk erhalten, das sich in einheitlichem dunklen Meergrün und Rostorange auf beiden Stockwerke durchzieht. Dieses umfasst Füllungstüren samt kräftigen Wulstrahmen, Wandschränke sowie die Wangen und das Geländer der Holztreppe.
Dabei sind die Flächen der Rahmen und Füllungen grün gefasst, während die Schnittkanten in Orange kontrastieren. Die bereits ganz im Geschmack des "Neuen Bauens" gehaltenen schnörkellosen Beschläge und Türfallen ergänzen die Schreinerarbeiten auf interessante Weise. Die Holztreppe besitzt einen Antrittspfosten mit volutenartig abschliessendem Handlauf, der mit einer tulpenförmigen Kerbschnitzerei den kunsthandwerklich Aspekt betont. Ein weiteres schön gestaltetes Detail ist der Zwischenboden, der aus radial aneinandergefügten Brettern besteht.
Umgeben ist das Wohnhaus von einem grosszügigen Gartengrundstück, das noch vom ursprünglichen Lattenzaun mit gemauertem Sockel umfriedet wird. Die Zufahrt zum Haus erfolgt von der südwestlichen Ecke her, wo zwei Kunststeinstelen mit kugelförmigem Aufsatz den Durchlass flankieren.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0407: Brandkataster Gemeinde Holderbank 1899-1938.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0407: Brandkataster Gemeinde Holderbank 1899-1938.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=131648
 

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