INV-RIN905 Spätgotische Fenstersäule Dorfsteig 8, 1602 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-RIN905
Signatur Archivplan:RIN905
Titel:Spätgotische Fenstersäule Dorfsteig 8
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Fenstersäule (2016)
Bezirk:Brugg
Gemeinde:Riniken
Adresse:Dorfsteig 8
Versicherungs-Nr.:28
Parzellen-Nr.:98
Koordinate E:2656547
Koordinate N:1260670
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2656547&y=1260670

Chronologie

Entstehungszeitraum:1602
Grundlage Datierung:Inschrift (Fenstersäule)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Bestandteile und Zugehör von Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Innenausstattung
Epoche / Baustil (Stufe 3):Spätgotik

Dokumentation

Inschriften:"1602" (Kapitell der Fenstersäule)
Würdigung:Aus Muschelkalk sorgfältig zubehauene spätgotische Fenstersäule von 1602, die 1987 in der Stube eines ansonsten stark veränderten Gebäudes entdeckt wurde. Bei diesem handelt es sich um einen ehemaligen bäuerlichen Oberschichtbau von auffallend stattlichen Ausmassen, der wie das „Märkihaus“ (Bauinventarobjekt RIN901) möglicherweise von Anfang an in einer seltenen Konstellation als Steinbau mit ehemals strohgedecktem Hochstuddach bestand und nach der Jahrzahl an der Fenstersäule um 1602 entstanden sein könnte. Zur Säule gehörte ursprünglich eine Reihenbefensterung, die wohl im 18. Jahrhundert in die heutige Stichbogenform umgestaltet wurde. Das nachträglich unterteilte und mehrfach umgestaltete Gebäude bewahrt im Inneren noch aussagekräftige Teile der russgeschwärzten Hochstudkonstruktion, präsentiert sich in seinen heute bestehenden vier Hausteilen aber in unterschiedlichem, meist stark modernisierten Zustand. Der Schutzumfang beschränkt sich auf die Fenstersäule in der erdgeschossigen Südwestfassade von Hausteil Nr. 8 (Vers.-Nr. 28).
Bei grösseren Umbauten sollte vorgängig eine baugeschichtliche Untersuchung mit dendrochronologischer Altersbestimmung des Ständergerüsts vorgenommen werden.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die 1602 datierte Fenstersäule gehört zu einem spätgotischen Haus, das vielleicht von Anfang an als Steinbau mit strohgedecktem Hochstuddach bestand und folglich in dem auf der Säule angegeben Jahr entstanden sein dürfte. Genaueren Aufschluss über die Baugeschichte könnte eine dendrochronologische Datierung der Hochstudkonstruktion geben. Eine weitere Inschrift an einem Fenstersturz der nordwestlichen Stirnseite nennt das Jahr 1620. Später wurde das Haus unterteilt und mehrfach umgebaut, auf eingreifende Weise sicherlich im 18. Jh., wovon die barocke Stichbogenbefensterung zeugt. Der erste verfügbare Brandkatastereintrag von 1829 lautet auf ein „Wohnhaus mit 5 Wohnungen, samt Scheunenwerk, in 4 kleinere und grössere Tenn, 4 Ställen und 1m Speicher bestehend, von Stein und Holz, zum Theil mit Ziegel und zum Theil mit Stroh gedeckt, nebst 2 gewölbten und 1 Tremkeller“ [1]. Eigentumsrechtlich bestand die Liegenschaft aus vier Anteilen, deren Eigentümer damals wie auch im weiteren Verlauf des 19. Jh. mehrheitlich der Familie Kull angehörten. Die vollständige Umdeckung auf Ziegel erfolgte laut Brandkataster erst 1897. Im Lauf des 20. Jh. wurden insbesondere die Wohnungen der beiden Hausteile Nr. 2 und 8 stark modernisiert. Hausteil Nr. 6 ist seit geraumer Zeit unbewohnt. 1987 kam bei Renovationsarbeiten in der Stube des Hausteils Nr. 8 die hier beschriebene Fenstersäule zum Vorschein.
Beschreibung:Die im Erdgeschoss der Südwestfassade entdeckte Fenstersäule trennte ehemals zwei spätgotische Reihenfenster, von denen an der Strassenfront noch das durchgehende Gesims erhalten ist und die wohl im Lauf des 18. Jh. in die heutige Stichbogenform umgestaltet wurden. Die Säule ist samt Kapitell und Basis als Monolith aus Muschelkalk sorgfältig zubehauen und trägt, über ein karniesförmiges Gesims vermittelt, einen grossen Kämpferstein. Auf dem romanisch anmutenden Würfelkapitell ist die Jahrzahl 1602 eingemeisselt.
Zum Gebäude insgesamt (nicht Bestandteil des Schutzumfangs):
Der bäuerliche Vielzweckbau könnte analog dem „Märkihaus“ (Bauinventarobjekt RIN901) in einer seltenen, am Jurasüdfuss aber in einigen Beispielen dokumentierten Sonderform von Anfang an als Steinhaus mit ursprünglich strohgedecktem Hochstuddach entstanden sein [2]. Mit seinen stattlichen Dimensionen wie auch der sorgfältig gestalteten Fenstersäule erweist sich das Gebäude als ländlicher Oberschichtbau, der wohl erst nachträglich in mehrere Wohneinheiten unterteilt wurde. Der traufständig zum Dorfsteig ausgerichtete, mächtige Mauerbau wird von einem steilen Satteldach abgeschlossen, das von einem statisch weitgehend unabhängigen Gerüst aus mehreren vollständig russgeschwärzten Hochstüden (Firstständern) gestützt wird. Zum ursprünglichen Baubestand gehört der nordwestliche Wohnteil, an den sich südöstlich der ursprünglich wohl grössere Ökonomieteil anschliesst. Der zweite Wohnteil auf der Südostseite des Ökonomieteils dürfte hingegen erst nachträglich entstanden sein. Die nach Nordwesten gerichtete Stirnfront des älteren Teils zeigt noch mehrere Fenster mit spätgotisch gekehlten Gewänden, von denen eines am Sturz mit der Jahrzahl 1620 versehen ist. Über der Strassenfront des nordwestlichen Wohnteils und dem rückwärtigen Anbau ist das Dach mit Aufschieblingen angehoben. Hinter den zwei barocken Stichbogenfenstern des Erdgeschosses liegt die hier beschriebene spätgotische Fenstersäule. Ebenfalls barocke Stichbogenfenster zeigt der rückwärtige Schleppdachanbau, der im 18. Jh. folglich schon bestanden haben muss.
Heute gliedert sich das Gebäude in vier Hausteile von sehr unterschiedlichem Erhaltungszustand. Hausteil Nr. 8 mit der Fenstersäule wurde im Lauf des 20. Jh. stark modernisiert. Der heute unbewohnte Hausteil Nr. 6 zeigt noch die alte Wandkonstruktion sowie Balkendecken, während die Ausstattung entfernt wurde. Im Ökonomieteil (Nr. 4) sind von der alten, russgeschwärzten Dachkonstruktion noch zwei Hochstüde samt First und Unterfirst sowie Sperrrafen zu erhalten. Hausteil Nr. 2 ist ebenfalls vollständig modernisiert.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau: ZwA 1942.0001, Bezirksamt Brugg, Brandkataster Gemeinde Riniken, 1829-1849; CA.0001/0175-0177, Brandkataster Gemeinde Riniken, 1850-1937.
[2] Vgl. zum Bautypus Räber 2002, S. 331-345.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Literatur:- Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 2, Baden 2002, S. 212 (Abb. 452).
Quellen:- Staatsarchiv Aargau: ZwA 1942.0001, Bezirksamt Brugg, Brandkataster Gemeinde Riniken, 1829-1849; CA.0001/0175-0177, Brandkataster Gemeinde Riniken, 1850-1937.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Riniken IV-20/2.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=131945
 

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