INV-RIN904 Hirschenstrasse 2, 1818 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-RIN904
Signatur Archivplan:RIN904
Titel:Hirschenstrasse 2
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Westen (2015)
Bezirk:Brugg
Gemeinde:Riniken
Adresse:Hirschenstrasse 2
Versicherungs-Nr.:11
Parzellen-Nr.:172
Koordinate E:2656463
Koordinate N:1260515
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2656463&y=1260515

Chronologie

Entstehungszeitraum:1818
Grundlage Datierung:Inschrift (Kachelofen)
Nutzungen:ca. 1845-1932 Postlokal

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau
Epoche / Baustil (Stufe 3):Spätbarock

Dokumentation

Inschriften:"1818" (Kachelofen)
Würdigung:Vielleicht 1818 errichteter bäuerlicher Vielzweckbau, welcher dem Typus des gemauerten Juragiebelhauses entspricht. Das Gebäude, das sich durch seine spätbarocke Stichbogenbefensterung und das grosse rundbogige Tenntor auszeichnet, erhielt in der Zeit um 1900 das heutige, gegenüber dem früheren Zustand leicht erhöhte Dach. Es präsentiert sich in seiner äusseren Erscheinung mitsamt dem altem Tenntor weitgehend intakt. Im Inneren bewahrt die alte Stube mit dem Täfer samt Wandschränken, der Balkendecke und der Sitzkunst noch wesnetliche Ausstattungselemente von 1818. Analog den Häusern Oberdorfstrasse 15/17 (Bauinventarobjekte RIN908/902) bildet das Gebäude zusammen mit seinem allerdings stärker veränderten Nachbarhaus eine für das Strassendorf Riniken charakteristische Häuserzeile von grosser ortsbildprägender Bedeutung.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Laut mündlicher Überlieferung soll das Gebäude einst als strohgedecktes Hochstudhaus bestanden haben, doch haben sich keine Reste einer solchen Konstruktion erhalten [1]. Auf ein höheres Alter der gesamten Häuserzeile weist auch der Umstand hin, dass im Nachbarhaus Hirschenstrasse 4 (Vers.-Nr. 12) bei einem Umbau an einem Balken die Jahrzahl 1711 zum Vorschein kam. Das heute bestehende Gebäude wurde nach seinen Bauformen zwischen Spätbarock und Biedermeier wohl als weitgehender Neubau im frühen 19. Jh. erbaut, wobei die Jahrzahl 1818 am Kachelofen als plausibles Baujahr angenommen werden kann. Im ersten verfügbaren Brandkatastereintrag von 1829 wird das Gebäude zusammen mit seinem Nachbarn als „Wohnhaus mit 2 Wohnungen, 2 Stok hoch, samt doppelter Scheune und Stallung, von Stein und Holz, mit Ziegeldach, nebst 2 gew. Kellern“ beschrieben. Es befand sich damals im Eigentum von Hans Kaspar Geissberger, dessen Nachkommen die Liegenschaft bis heute besitzen [2]. Von etwa 1845 bis 1932 befand sich in dem Gebäude das Postlokal von Riniken [3]. Um 1900 wurde das Dach erneuert.
Die Wohnungen wurden mit Ausnahme der erdgeschossigen Stube um 1980 weitgehend modernisiert; im Ökonomieteil erfolgte der Einbau einer Garage sowie eines Bads.
Beschreibung:Das Gebäude bildet die Hälfte einer zusammengebauten Zeile südwestlich des Gasthofs „Hirschen“, die analog zu den Häusern Oberdorfstrasse 15/17 (Bauinventarobjekte RIN908/902) aus zwei traufständig zur Strasse ausgerichtete bäuerliche Vielzweckbauten besteht. In zurückversetzter und leicht erhöhter Lage über der Oberdorfstrasse tritt sie im Ortsbild markant in Erscheinung. Das stärker veränderte Nachbarhaus beherbergte früher im umgebauten Ökonomieteil die landwirtschaftliche Genossenschaft und nun einen Dorfladen. Der hier beschriebene zweigeschossige verputzte Mauerbau entspricht dem Typus des durchgehend gemauerten Juragiebelhauses. Es ist als Mittertennhaus in der Nutzungsabfolge Wohnteil-Tenn-Stall konzipiert. Das durchgehende Satteldach, das vor dem Ökonomieteil zu einem weiten Vorschermen herabgezogen ist und auch am Wohnteil weiten Überstand besitzt, wurde in der Zeit um 1900 erneuert und leicht erhöht. Es ist mit Falzziegeln eingedeckt. Der axial gegliederte Wohnteil ist mit Einzelfenstern besetzt, deren Muschelkalkgewände in spätbarocken Formen aussen stichbogig ausgeschnitten sind und hölzerne Jalousieläden tragen. Der Hauseingang liegt in der dem Tenn benachbarten Achse, die im Obergeschoss keine Fensteröffnung besitzt. Ein zweiter Eingang führte zur Zeit der Postablage von der Strasse aus direkt in die Nebenstube. Das für den Haustypus charakteristische, grosse rundbogige Tenntor wird gleichfalls von einem Muschelkalkgewände eingefasst, das mit Kämpfern und Schlussstein akzentuiert ist. Es besitzt noch die bauzeitlichen Torflügel samt Mannstür. Die Heubühnenwand zeigt zwei Lüftungsöffnungen in seltener, stehender Linsenform. Die ehemalige Stallfront ist durch einen Garageneinbau verändert. Die südliche Stirnseite ist heute vollständig fensterlos; zwei schartenartige Lüftungsöffnungen sind noch im Inneren zu erkennen. An der Rückseite des Ökonomieteils ist das Dach über einen jüngeren Schopfanbau herabgeschleppt. Im Inneren des Schopfs zeigt sich noch die um 1900 in Sichtbackstein erneuerte Stallwand.
Die ursprüngliche Erschliessung des Wohnteils erfolgte nach dem üblichen Schema mittels eines dem Tenn entlang durchlaufenden Gangs, während man rückwärtig über eine Laube mit Aussentreppe in das Obergeschoss gelangte. Heute werden die beiden getrennten Geschosswohnungen über ein Treppenhaus im Bereich des ehemaligen Tenns erschlossen. In der Erdgeschosswohnung präsentiert sich die Raumaufteilung noch im alten Zustand mit Stube und Nebenstube bzw. Schlafzimmer an der Hauptfront sowie Küche und Zimmer auf der Rückseite. Die Stube bewahrt noch wesentliche Teile der bauzeitlichen Ausstattung mit heute holzsichtigem Weichholztäfer, Balkendecke mit Deckleisten sowie zwei Wandschränken, davon einer über Eck mit „Zythüsli“. Aus der Bauzeit stammt noch eine grüne Sitzkunst; der Kastenofen hingegen datiert aus der Mitte des 20. Jh. und zeigt eine zeittypische Reliefkachel mit Szenen des ländlichen Lebens. Ein Wandschrank ist am Fuss mit der Inschrift „EL 1818 GB“ (Elisabeth Geissberger?) datiert, der Ofenfuss ebenfalls mit der Jahrzahl 1818. Das Obergeschoss ist vollständig erneuert und zeigt ausser der alten Deckenbalkenlage keine historischen Oberflächen mehr. Der quer zur Firstrichtung angelegte Gewölbekeller kann über einen Aussenzugang auf der rückwärtigen Traufseite erreicht werden. Das Dachgerüst stammt nach Ausweis seiner Konstruktion aus der Zeit um 1900. Die Erhöhung um etwa einen Meter zeichnet sich insbesondere an der Innenseite der beiden Giebelwände ab.
Anmerkungen:[1] Gemäss Kurzinventar 1993.
[2] Staatsarchiv Aargau: ZwA 1942.0001, Bezirksamt Brugg, Brandkataster Gemeinde Riniken, 1829-1849; CA.0001/0175-0177, Brandkataster Gemeinde Riniken, 1850-1937.
[3] Obrist / Vögtli 2003, S.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Literatur:- Karl Obrist / Martin Vögtli, Geschichte der Gemeinde Riniken, 3. Auflage, Brugg 2003
Quellen:- Staatsarchiv Aargau: ZwA 1942.0001, Bezirksamt Brugg, Brandkataster Gemeinde Riniken, 1829-1849; CA.0001/0175-0177, Brandkataster Gemeinde Riniken, 1850-1937.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Riniken IV-20/4.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=131944
 

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