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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1936 |
Grundlage Datierung: | Brandkataster |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Scheune |
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Dokumentation |
Würdigung: | Breit gelagerte Stallscheune mit Hocheinfahrt, die am Eingang zum Weiler Litzi eine strassenraumprägende Stellung einnimmt. Der unter einem mächtigen, tief herabgezogenen Satteldach mit Gehrschilden und ausladenden Fusswalmen geborgene Bau zeigt eine seltene, typologisch interessante firstparallele Unterteilung in ein Tenn und zwei flankierende Ställe mit aussenliegender Remise auf der einen und überdachtem Arbeits- und Erschliessungsbereich auf der anderen Seite. Traditionelle Gestaltungselemente wie Laubsägezierwerk, die geschweifte Giebelverkleidung und die gezahnte Eckquaderung gliedern und schmücken die grösstenteils mit Holz verkleideten Fassaden, während mit Kalksandstein und Zement für die Stallfronten moderne Materialien verwendet wurden. Die hölzernen Rechtecktore sind mit dekorativen rautenförmigen Aufdoppelungen gestaltet. Das Innere bewahrt das imposante, originell gelöste Ständergerüst. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Die Stallscheune wurde 1936 von den Brüdern August (1891-1981) und Johann (1891-1971) Rüttimann erbaut, welche den Hof 1933 von ihrem verstorbenen Vater Josef übernommen hatten [1]. Die alte Scheune war westseitig an das Wohnhaus (Vers.-Nr. 167, vor einigen Jahren durch einen Neubau ersetzt) angebaut. Die neue freistehende Stallscheune kam auf einem noch unbebauten Stück Wiesland eingangs des Weilers, in einiger Distanz zum Wohnhaus, zu stehen. |
Beschreibung: | Die traufständige Stallscheune beherrscht als grossvolumiger, dachgeprägter Bau den östlichen Eingang zum Weiler Litzi. Sie ist mit dem Tenntor, das die Mitte der nordwestlichen Stirnfront besetzt, Richtung Wohnhaus orientiert, während eine bogenförmig von der Strasse her geführte Zufahrt die abgewandte, südostseitig angelegte Hocheinfahrt erschliesst. Die dem späten Heimatstil verpflichtete Scheune vereint traditionelle Architekturformen mit einem ungewöhnlichen Raum- und Nutzungskonzept. Der sich über annähernd quadratischer Grundfläche erhebende Baukörper trägt ein mächtiges, tief herabgezogenes Satteldach, das mit Gehrschilden und besonders stark ausgeprägten Fusswalmen zu einer schirmartigen Dachlandschaft erweitert ist. Die dadurch wettergeschützten Vorplätze auf den Stirnseiten bilden zusammen mit dem überdachten traufseitigen Bereich im Süden eine dreiseitig umlaufende Erschliessungszone. Geschweifte Giebelverkleidungen säumen die riesigen Dachflächen. Als typologische Besonderheit weist die Scheune eine firstparallel organisierte Nutzungsabfolge auf. Der Zugang erfolgt von der breit gelagerten, westlichen Stirnfront her, die als eigentliche Schaufassade gestaltet ist. Die Mitte besetzt ein grosses Rechtecktor mit Tagestürchen zum Dreschtenn, das eine dekorative Aufdoppelung im Rautenmuster und im oberen Teil nahezu quadratische Fensterchen mit Sprossen aufweist. Beidseitig eingefasst wird das Tor von zwei Ställen, die sich mit ihren hellen gemauerten Fronten aus Kalksandstein von der sonst hölzernen Fassade abheben (vor der südlichen Stallfront jüngerer gemauerter Vorbau). Die aussenliegenden Eingänge und die schmalen querliegenden Stallfenster sind unter einem gemeinsamen Sturz mit Zementgewänden eingefasst. Den seitlichen Abschluss der Stallmauern bildet jeweils eine gezahnte Eckquaderung aus Zement. Über den Ställen weisen die Heubühnenwände dekorativ ausgesägte Lüftungsöffnungen auf. An den nördlichen Stall schliesst zur Strasse hin eine ummauerte Remise mit kleinem Rechtecktor an, während entlang der südlichen Längseite ein überdachter, laubenartiger Gang und Arbeitsbereich mit seitlichem Stalleingang besteht. Über dem Erdgeschoss sind die Wände der Ständerkonstruktion mit einer vertikalen Bretterverschalung versehen. Die Mitte des grossen, nach Nordwesten ausgerichteten Giebelfeldes ziert eine dreiteilige Fensterreihe, über der zwei Rechtecköffnungen mit Holzlamellen für Belüftung sorgen. Das südöstliche Giebelfeld wird von der Hocheinfahrt eingenommen, welche als kleiner überdachter Anbau das Motiv des Satteldachs mit Gehrschild und geschweifter Giebelverkleidung sowie an den beiden Torflügeln das Rautenmuster wiederholt. Ebenerdig befindet sich als Pendant zum vorderseitigen Tenneingang ein schlichtes Brettertor. Im Innern der Scheune hat sich das auf gemauerte Pfeilern abgestützte hölzerne Ständergerüst samt Dachwerk erhalten. Die ungewöhnliche Dachkonstruktion vereint auf originelle Weise einen stehenden Stuhl samt Firstsäule mit zangenartig befestigten Aussteifungen sowie einer sprengwerkartigen, liegenden Stützenkonstruktion. Dadurch konnte ein hoher Mittelraum ohne störende Streben und Bundbalken geschaffen werden. |
Anmerkungen: | [1] Widler 1998, S. 50 (Fotos Wohngebäude), 113 (Foto Scheunenbau). |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung. |
Literatur: | - Max Widler, Es bsonders Volk. Litzi, Mörgeln, Obschlagen – die Aussenhöfe von Jonen, Jonen 1998, S. 50, 113. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0092: Brandkataster Gemeinde Jonen 1899-1938 (Vers.-Nr. 209). - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, III-11/38 (zum dazugehörenden Vielzweckbau Vers.-Nr. 167 und zur Hofanlage). |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=131960 |
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