INV-JON935 Mühlenscheune Obschlagen, 1840 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-JON935
Signatur Archivplan:JON935
Titel:Mühlenscheune Obschlagen
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Südwesten (2016)
Bezirk:Bremgarten
Gemeinde:Jonen
Ortsteil / Weiler / Flurname:Obschlagen
Adresse:Obschlagen
Versicherungs-Nr.:143
Parzellen-Nr.:283
Koordinate E:2672811
Koordinate N:1239455
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2672811&y=1239455

Chronologie

Entstehungszeitraum:1840
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:JON925, JON934
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Mühlenscheune

Dokumentation

Würdigung:Stattliche Scheune von 1840, die einst zum Landwirtschaftsbetrieb der Mühle (Bauinventarobjekt JON925) gehörte und ehemals eine Baumtrotte und Obstmühle enthielt. Sorgfältig in Bruchstein aufgeführte Stirnfassaden mit zeittypischen, dekorativen Fachwerkgiebeln und einer nach Süden in Richtung Jonen blickenden Lünette prägen den steilgiebligen Baukörper. Die dem Strässchen zugewandte, wohl um 1900 umgestaltete Traufseite, die von einem weit auskragenden, als Erweiterung des Heubergeraums unterseitig verschalten Dach geschützt ist, zeigt mit aussenliegenden Ställen und zwei mittigen Tenntoren eine nahezu symmetrische Gliederung. Im Innern bewahrt die Scheune die solide ausgeführte und insgesamt gut erhaltene Holzkonstruktion, die einen stehenden mit einem liegenden Dachstuhl kombiniert und mit Andreaskreuzen ausgesteift ist. Als ehemalige Mühlenscheune mit erheblicher Fernwirkung gehört der schmucke Bau nutzungsgeschichtlich und ortsbaulich zu den wesentlichen Bestandteilen des Weilers Obschlagen.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Als Jakob Leonz Huber (1757-1817) als ältester von drei Söhnen von seinem Vater die Mühle übernahm, gehörte die Hälfte der benachbarten Scheune Vers.-Nr. 145 (Bauinventarobjekt JON924) dazu. Sein Sohn und Nachfolger Jost (1798-1846) ergänzte den Mühlenbetrieb nicht nur durch einen Backofen im damaligen Speicher Vers.-Nr. 144 (ehem. Bäckerei- und Ökonomiegebäude, Bauinventarobjekt JON934) und 1831 durch eine Ölmühle mit angebauter Hanfreibe (Vers.-Nr. 141, ehem. Bauinventarobjekt JON926), sondern liess 1840 mit dem vorliegenden Gebäude auch eine neue Mühlenscheune errichten [1]. Die Vielseitigkeit des zur Mühle gehörenden landwirtschaftlichen Betriebs äussert sich auch im Brandkatastereintrag von 1876, ist doch von einer „Scheune mit Baumtrotte u. Obstmühle v. Stein u. Holz“ die Rede. Ursprünglich verfügte die Scheune auf der nördlichen Stirnseite wohl über eine Hocheinfahrt, die möglicherweise 1851 anlässlich von Geländearbeiten im Zusammenhang mit dem Bau des neuen Mühlengebäudes und des Mühlenkanals aufgegeben wurde. 1883 erfolgte unter den Enkeln Beda und Emil Huber auf der nördlichen Stirnseite der Anbau eines Schopfs unter Pultdach [2]. Schon früh fand auch auf der östlichen Traufseite eine schmale Erweiterung unter Schleppdach statt. Dieser im Brandkataster von 1899 erwähnte zweite Schopf ist auf einer historischen Fotografie zu sehen (vgl. Bilddokumentation). Im selben Zeitraum dürften – vielleicht verbunden mit einer vermehrt auf die Viehwirtschaft ausgerichteten Nutzung - die Trauffronten neu aufgemauert oder zumindest mit stichbogenförmigen Stalleingängen und –fenstern neu gestaltet worden sein. Die Holztore und die Bretterverschalungen wurden ebenfalls erneuert. Nicht viel später dürfte das südseitige Vordach hinzugekommen sein. Vor wenigen Jahren wurde die Scheune auf der Rückseite durch einen neuen, grosszügig dimensionierten Anbau ergänzt.
Beschreibung:Die sich östlich der Mühle hinter einem baumbestandenen Vorplatz jenseits des Fusswegs erhebende Scheune ist unter einem steilen, leicht geknickten Satteldach geborgen, das traufseitig weit hinabgezogen und als Erweiterung des Heubergeraums mit einer unterseitigen Holzverschalung versehen ist. Der stattliche, in Mischbauweise errichtete Bau ist stirnseitig jeweils bis auf Traufhöhe präzise aus gemörtelten Bruchsteinen gefügt und im Giebelfeld als Sichtfachwerk mit rautenförmiger Musterung aufgeführt. Den Übergang schützte einst ein kleines Klebdächlein (vgl. historische Fotografie, Bilddokumentation). Beide Stirnseiten waren ursprünglich relativ grosszügig mit Fenstern versehen, die für ausreichende Belichtung und Belüftung sorgten. Die südliche Giebelmauer zeigt im Erdgeschoss zwei nachträglich zugemauerte Rechtecklichter mit Entlastungsbögen, im Obergeschoss zwei offene bzw. mit hölzernen Jalousieläden verschlossene Fenster mit hölzernem Gewände und unter dem First eine grosse, gleichfalls holzgerahmte Lünette. In der Mitte des Fachwerkgiebels befanden sich ehemals zwei weitere Rechtecklichter (vgl. historische Fotografie, Bilddokumentation), die heute zusammen mit weiteren Teilen des Fachwerks, aus welchen die Füllungen herausgebrochen sind, grossflächig mit einer horizontalen Bretterverschalung versehen sind. Der untere Teil der nördlichen Stirnmauer wird seit 1883 von einem Schopfanbau verdeckt (Fensteröffnungen noch vorhanden). Der Fachwerkgiebel darüber ist fensterlos, zeigt im Übrigen jedoch eine ähnliche rautenförmige Gliederung wie sein südliches Pendant. Das Mittelfeld beherrscht ein grosses, vertikal verbrettertes Rechteck, das einst das Tor einer Hocheinfahrt aufgenommen haben dürfte.
Die westliche, dem Mühlengebäude zugewandte Traufseite hat sich weitgehend im Zustand der Zeit um 1900 erhalten. Sie zeigt eine nahezu symmetrische Gliederung mit doppeltem Stallteil und zwei hölzernen Tenntoren. Unmittelbar an die Stirnmauern schliessen die gemauerten Stallfronten mit den aussenliegenden Eingängen an. Türen und Fenster zeigen eine historisierende stichbogige Form, wie sie um 1900 wieder verbreitet war. Zum südlichen Stall hat sich die originale Stalltür mit rautenförmiger Aufdoppelung erhalten. Über den Ställen ist die Heubühne mit vertikalen Brettern verschalt. Von den beiden innenliegenden Tenntoren ragt das südliche, grössere mit dem gewölbten Jochbalken bis in den als Heubergeraum dienenden Dachbereich. Die rückwärtige Traufseite war ehemals wohl analog gestaltet (teilweise noch erkennbar), ist heute jedoch stark verändert und zur Hälfte durch einen neuen grossflächigen Anbau unter Pultdach aufgelöst.
Das hölzerne Ständergerüst im Innern der Scheune beeindruckt durch eine solide und sorgfältige Ausführung. Von aussergewöhnlicher Qualität ist insbesondere die Dachkonstruktion, welche einen liegenden Dachstuhl mit vertikalen Stützen und riesigen aussteifenden Andreaskreuzen kombiniert. Wie im Zusammenhang mit Umnutzungen und Modernisierungen von Scheunen häufig zu beobachten, wurden auch beim vorliegenden Gebäude einzelne Balkenzüge der hölzernen Konstruktion herausgesägt, was sich in diesem Fall besonders auf die Stabilität der Fachwerkgiebel ungünstig auswirkte. Mittelfristig sollten diese durch gezielte Massnahmen gesichert werden.
Anmerkungen:[1] Widler 1998, S. 63 u. 66. Seine Hälfte an der alten Mühlenscheune Vers.-Nr. 145 hatte Jost Huber zuvor an den gleichnamigen Onkel (1767-1844) verkauft.
[2] Gemeindearchiv Jonen: Brandkataster Gemeinde Jonen 1876-1898 (Vers.-Nr. 130).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Literatur:- Walter Bürgisser, Jonen. Aus der Vergangenheit von Dorf und Pfarrei, 2. erweiterte Auflage, Jonen 1991, S. 24 (Abb.).
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0092: Brandkataster Gemeinde Jonen 1899-1938.
- Gemeindearchiv Jonen: Brandkataster Gemeinde Jonen 1812-1828, 1829-1849, 1876-1898.
- Staatsarchiv Aargau, DB.W01/0024/06(W.W.Nr. 216/217): Getreidemühle B. Huber in Obschlagen, Pläne von 1860 und 1886.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, III-11/34.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=131959
 

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