INV-SSI902 Pfarrhaus, 1676-1677 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-SSI902
Signatur Archivplan:SSI902
Titel:Pfarrhaus
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Südosten (2017)
Bezirk:Zurzach
Gemeinde:Schneisingen
Ortsteil / Weiler / Flurname:Oberschneisingen
Adresse:Rindelstrasse 5
Versicherungs-Nr.:85
Parzellen-Nr.:574
Koordinate E:2669157
Koordinate N:1263990

Chronologie

Entstehungszeitraum:1676 - 1677
Grundlage Datierung:Schriftliche Quelle

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Sakrale Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Pfarrhaus
Epoche / Baustil (Stufe 3):Barock

Dokumentation

Würdigung:1676/77 erbautes und im 19. Jahrhundert renoviertes Pfarrhaus, das seine Gestalt als barocker Mauerbau im wesentlichen intakt bewahrt hat. Der breitgelagerte zweigeschossige Baukörper wird von einem geknickten Halbwalmdach abgeschlossen und besitzt am Erdgeschoss noch die ursprüngliche Befensterung, die trotz der barocken Gesamtform noch spätgotisch gekehlte Gewände zeigt. Am steil abfallenden Hang unmittelbar oberhalb der Pfarrkirche (Kantonales Denkmalschutzobjekt SSI001) gelegen, bildet das Pfarrhaus zusammen mit dieser eine ortsbildprägende Baugruppe im Dorfteil Oberschneisingen.
Bau- und Nutzungsgeschichte:1676/77 entstand an der Stelle eines erst hundertjährigen, aber bereits baufälligen Vorgängerbaus ein neues Pfarrhaus mit einer „Hauskapelle neben der Küche“ [1]. Nur elf Jahre später wurde allerdings bereits wieder die Klage laut, das Haus sei „so beschaffen, dass man darin vor Wind und Wetter, vor Regen und Schnee nicht gesichert ist“. Über das ganze 18. und 19. Jh. hinweg mussten nach den Quellen immer wieder Reparaturen vorgenommen werden. 1815 berichtete der Finanzrat, das Pfarrhaus befinde „sich in einem so elenden Zustand, dass entweder eine Hauptverbesserung an demselben vorgenommen oder ein ganz neues Haus erbaut werden muss“, worauf die Regierung einige dringende Reparaturen bewilligte [2]. Ähnliche Klagen erhob der Schneisinger Pfarrer 1823. Weitere dringende Reparaturen mit entsprechenden Klagen sind für 1833/34 („Riegelwände vor dem Einsturz, Löcher in den Fundamentmauern"), 1864, 1878, 1886 (Erneuerung des Fassadenverputzes) und 1887 dokumentiert [3]. Aufgrund dieser Nachrichten ist anzunehmen, dass eine eingreifende Renovation, unter anderem mit Erneuerung der oberen Fenstergewände, in der ersten Hälfte des 19. h. erfolgte.
Beschreibung:Das Pfarrhaus bildet zusammen mit der Pfarrkirche St. Nikolaus (Kantonales Denkmalschutzobjekt SSI001), einem im 15. Jh. erbauten und in mehreren Etappen erweitertem Kirchenbau mit markantem neugotischem Turm, eine für das Ortsbild prägende Baugruppe in dem nach Süden abfallenden Ortsteil Oberschneisingen. Es handelt sich um einen in der Gesamtanlage barocken Mauerbau, der in seiner Grundsubstanz und der äusseren Erscheinung von 1676/77 im wesentlichen bis heute erhalten ist. Der breitgelagerte zweigeschossige Baukörper wird von einem geknickten Halbwalmdach abgeschlossen, das als Sparrendach mit Aufschieblingen auf einem unteren liegenden und einem oberen stehenden Stuhl ruht. Die axiale Fassadengliederung wie auch di breiten rechteckigen Fensterformate entsprechen bereits barocken Formen, während die Muschelkalkgewände in retardierender Weise noch spätgotische Kehlung zeigen, verbunden mit kräftig profilierten Simsen. Die Obergeschoss- sowie die übrigen Erdgeschossfenster besitzen gefalzte Rechteckgewände aus dem 19. Jh. (Fensterbänke erneuert). Die talwärts der Kirche zugewandte südöstliche Trauffassade ist dabei als Schauseite mit fünf regelmässigen Fensterachsen gegliedert und fasst in ihrer Mitte den Hauseingang. Dieser wird von einem erneuerten Gewände gerahmt und besitzt ein gefeldertes Türblatt mit Schmiedeeisenvergitterungen aus der Zeit um 1900. Die Stirnseiten sind dreiachsig gestaltet, wobei die etwas unregelmässigere Westseite ausschliesslich jüngere Öffnungen zeigt. Die wenig befensterte Nordwestseite besitzt einen Hintereingang mit Türblatt analog dem Vordereingang und einen nachträglich angefügten Treppenhausrisalit in der Nordwestecke. Das Dach ist mit Falzziegeln eingedeckt.
Die Erschliessung erfolgt über einen quer durchlaufenden Mittelgang mit seitlich abgehenden Räumen. Dasselbe gilt für das Obergeschoss, in welches man über einen Treppenaufgang in der nördlichen Gebäudeecke gelangt. Die Treppe bewahrt ein hübsches Geländer aus ornamental ausgesägten Flachbalustern (fr. 19. Jh.). Ansonsten sind keine nennenswerten historischen Ausstattungsteile erhalten. Die strassenseitige Hälfte des Pfarrhauses ist mit einem quer zur Firstrichtung liegenden Gewölbekeller versehen, der nur vom Hausflur aus erreichbar ist. Den Abgang verschliesst ein altertümliches Türblatt, dessen Lüftungsöffnung mit einem handgeschmiedeten Gitter ausgestattet ist (Inneres gemäss Kurzinventar 1996).
Anmerkungen:[1] Materialiensammlung Pfr. Keller, zit. nach Pirovano 1987, S. 81.
[2] Staatsarchiv Aargau: R01.F14/0004, Fasz. 3, zit. nach Notizen Kunstdenkmäler-Inventarisation.
[3] Pirovano 1987, S. 90f.; Notizen Kunstdenkmäler-Inventarisation; Staatsarchiv Aargau: CA.0001/0747-0749, Brandkataster Gemeinde Schneisingen, 1851-1938.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung, Erhaltungsziel A.
Literatur:- Vincenzo Pirovano-Thalmann, Pfarreigeschichte von Schneisingen/Siglistorf, [Schneisingen 1987], S. 80f.
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Kunstdenkmäler-Archiv: Notizen Kunstdenkmäler-Inventarisation.
- Staatsarchiv Aargau: CA.0001/0747-0749, Brandkataster Gemeinde Schneisingen, 1851-1938.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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Related units of description:siehe auch:
DOK-SSI839.002 Rindelstrasse 5, Röm.-kath. Pfarrhaus (=SSI902), 1675-1676 (Dossier (Dokumentationsobjekte))
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=132153
 

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