INV-SSI913 Dorfstrasse 28, 1800 (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-SSI913
Signatur Archivplan:SSI913
Titel:Dorfstrasse 28
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Südwesten (2017)
Bezirk:Zurzach
Gemeinde:Schneisingen
Ortsteil / Weiler / Flurname:Mittelschneisingen
Adresse:Dorfstrasse 28
Versicherungs-Nr.:47
Parzellen-Nr.:663
Koordinate E:2669673
Koordinate N:1263617

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 1800
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Schutz / Status

Status Bauinventar:Neuaufnahme Bauinventar 2018

Dokumentation

Inschriften:"1859" (Ofenfuss)
Würdigung:Stattlich dimensionierter bäuerlicher Vielzweckbau, der als Fachwerkhaus mit einem von Anfang an ziegeldeckten Satteldach vermutlich in der Zeit um 1800 entstanden ist. Der vielleicht von Anfang an verputzte Wohnteil zeigt eine zeittypische unregelmässige Einzelbefensterung mit Holzeinfassungen und bewahrt noch bauzeitliche Türblätter sowie Teile der alten Ausstattung. An der Fachwerkkonstruktion des Ökonomieteils haben sich Wickelfüllungen mit Lehmverstrich erhalten. Mit seiner riegelartigen Stellung zur Strasse unterhalb des Dorfzentrums kommt dem langgestreckten Baukörper ein erheblicher Situationswert für das Ortsbild von Mittelschneisingen zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Gemäss den Bauformen dürfte das Gebäude in der Zeit um 1800 entstanden sein. Mündlich überliefert ist ein vergleichsweise spätes Baudatum um 1830 [1]. Bereits früh wurde der Ökonomieteil um einige Meter verlängert, wie sich aus zwei kurz hintereinander angeordneten und konstruktiv weitgehend übereinstimmenden Stirnwänden am äusseren Ende des Ökonomieteils schliessen lässt. Im ersten verfügbaren Brandkatastereintrag von 1851 wird das Gebäude als ein „2stökiges Wohnhaus mit Scheuer, Schopf, Schweinstall,& Tremkeller von Rieg unter Ziegeldach“, im Eigentum von Johann Widmer, beschrieben; es entsprach mit 87 auf 40 Fuss (26.1. x 12 Meter) bereits den heutigen Abmessungen von Wohn- und Ökonomieteil [2]. 1859 erhielt die Stube einen neuen Kachelofen, vielleicht zusammen mit der teilweise bis heute bestehenden Täferausstattung. Spätere Eigentümer gehörten sämtlich der Familie Widmer an. 1876 wurde im Brandkataster zusätzlich eine Weinpresse aufgeführt; 1889 vermerkte man eine „Verbesserung“.
Im Lauf der letzten Jahrzehnte wurden verschiedentlich kleinere Innenrenovationen vorgenommen. Seit längerem wird der Ökonomieteil für einen Landmaschinenhandel genutzt. Vor einigen Jahren ersetzte man zu diesem Zweck das alte Tenntor durch eine breitere Glasfront; im Inneren des Ökonomieteils wurde das Dachgerüst durch eine Stahlkonstruktion unterfangen, um eine grössere Abstellfläche zu gewinnen.
Beschreibung:Der stattlich dimensionierte bäuerliche Vielzweckbau ist unterhalb des Dorfkerns von Mittelschneisingen mit seiner Stirnseite an die Strasse gestellt und mit seiner traufseitigen Stubenfront riegelartig nach Westen zum ansteigenden Hang ausgerichtet. Es handelt sich um einen Fachwerkbau mit einem zweigeschossigen, vielleicht seit jeher verputzten Wohnteil und einer ursprünglich in der Nutzungsabfolge Tenn-Stall-Futtertenn gegliederten, nachträglich verlängerten Ökonomie (Mittertennhaus). Wohn- und Ökonomieteil liegen unter einem von Anfang an auf Ziegeldeckung ausgelegten, mittelsteilen Satteldach mit markantem Knick und zwei stirnseitigen Klebdächern. Der Wohnteil zeigt an der westseitigen Stubenfront und der südseitigen Giebelfassade eine unregelmässige Einzelbefensterung, die mit der altertümlichen Gliederung in Stube und Nebenstube sowie dem spärlicher befensterten Obergeschoss noch ins ausgehende 18. Jh. oder die Zeit um 1800 weisen. Die Rechtecklichter besitzen hölzerne Einfassungen und wohl im frühen 20. Jh. erneuerte Fenster samt Vorfenstern sowie hölzerne Jalousieläden. Die Sprossenteilung in liegende Rechteckfelder dürfte sich am ursprünglichen Zustand orientieren. Der dem Tenn benachbarte Hauseingang bewahrt aus der Bauzeit ein rautenförmig aufgedoppeltes Türblatt mit schönen Beschlägen und gesprosstem Oblicht. Stirnseitig sind die Obergeschossfenster in ebenfalls altertümlicher Weise kleinformatiger ausgebildet. Das Giebelfeld zeigt Sichtfachwerk. Stärker umgestaltet ist die spärlich befensterte rückwärtige Traufseite, die man in jüngerer Zeit zudem mit einem Windfang versehen hat. Der ursprüngliche Hintereingang besitzt noch das bauzeitliche gestemmte Türblatt, am Windfang hat man ein ebenfalls aus dem frühen 19. Jh. stammendes Türblatt angebracht.
Das Hausinnere zeigt im Erdgeschoss neben dem durchlaufenden Quergang eine geläufige Viererteilung mit Stube und Nebenstube im Vorderhaus sowie Küche und Kammer im Hinterhaus. Stube und Nebenstube, die heute zu einem einzigen Raum zusammengefasst sind, besitzen noch Reste Teile einer einfachen gestemmten Täferausstattung mit Wandschränken und qualitätvoller Holzmaserierung in zwei Farbtönen. Erhalten ist ein grüner Kachelofen mit Sitzkunst, der am marmorierten Fuss mit der Jahrzahl 1859 datiert ist. In der Küche steht ein emaillierter „Kombi-Holzsparherd“ aus der Zeit um 1930/40. Neben der Küche führt eine Treppe in das mit einem firstparallelen Stichgang erschlossene Obergeschoss, dessen Räume modernisiert sind.
Der Ökonomieteil ist ebenfalls in Fachwerkbauweise erstellt und heute mit einer vertikalen Verbretterung versehen, die an der Stallfront ornamentale Lüftungsschlitze aus der Zeit um 1900 zeigt. Stirnseitig wurde der Ökonomieteil kurz nach der Entstehung um einige Meter verlängert, wovon eine seither innerhalb des Gebäudevolumens gelegene zweite Giebelwand zeugt; an der Ostseite ist er um einen ebenfalls älteren Schleppdachanbau erweitert. Die innenliegende ursprüngliche Giebelwand wie auch Teile der rückwärtigen östlichen Traufseite zeigen noch Wickelfüllungen mit Lehmverstrich, während die heutige Stirnseite unter der Verbretterung mit Mauerwerk ausgefacht ist. Anstelle des ehemaligen Tenntors sowie des Stalleingangs öffnet sich heute ein breiter verglaster Eingang mit unschönen Anschlüssen an die ältere Konstruktion. Der Innenraum ist um den rückwärtigen Schleppdachanbau erweitert, wobei die Dachkonstruktion auf einen Stahlträger abgestützt ist. In die Rückfront wurden grosse Fensteröffnungen eingeschnitten. Über Aussenzugänge an der Rückseite sind ein Balkenkeller unter der Küche sowie ein Gewölbekeller unter der Verlängerung des Ökonomieteils zugänglich. Das durchlaufende Dachgerüst ist eine Sparrenkonstruktion auf liegendem, im verlängerten Bereich der Ökonomie stehendem Stuhl. An die Stirnseite des Ökonomieteils schliesst eine offene Remise unter Pultdach an.
Anmerkungen:[1] Freundl. Mitteilung der Eigentümer (2017).
[2] Staatsarchiv Aargau: CA.0001/0747-0749, Brandkataster Gemeinde Schneisingen, 1851-1938.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Literatur:- Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 1, Basel 1996, S 163.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau: CA.0001/0747-0749, Brandkataster Gemeinde Schneisingen, 1851-1938.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Schneisingen XI-18/14.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=132164
 

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