INV-SCB903 Maschinenhaus Bad Schinznach, 1872-1873 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-SCB903
Signatur Archivplan:SCB903
Titel:Maschinenhaus Bad Schinznach
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Südwesten (2017)
Bezirk:Brugg
Gemeinde:Schinznach-Bad
Ortsteil / Weiler / Flurname:Bad Schinznach
Adresse:Badstrasse 58
Versicherungs-Nr.:82
Parzellen-Nr.:3
Koordinate E:2654784
Koordinate N:1256626

Chronologie

Entstehungszeitraum:1872 - 1873
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Kesselhaus, Turbinenhaus, Maschinenhaus
Epoche / Baustil (Stufe 3):Historismus

Dokumentation

Würdigung:1872/73 für die Versorgung des Kurbads errichtetes Maschinenhaus, das mit Hochkamin und Nebengebäuden einen winkelförmigen Baukomplex am Rand der Parkanlage bildet. Der vom Hochkamin überragte dreigeschossige Kopfbau zeigt in spätklassizistischen Formen eine straffe, symmetrisch angelegte Befensterung; daran schliessen zweiseitig etwas niedrigere Gebäudeflügel an. Der unweit des Rundbaus von Hans Konrad Stadler (Kantonales Denkmalschutzobjekt SCB001) gelegene, rund fünfzig Jahre jüngere Gebäudekomplex dokumentiert als Infrastrukturbau des Kurbads dessen Modernisierung im 19. Jahrhundert und bildet damit einen integralen Bestand der wertvollen Gesamtanlage.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das seit 1863 im Besitz von Alexander Hünerwadel von Lenzburg und Julius Bürkli aus Rapperswil befindliche Bad Schinznach wurde 1872 in eine gleichnamige Aktiengesellschaft unter dem Vorsitz von J. Bürkli-Hürlimann umgewandelt. Umgehend wurden in dieser neuen Situation notwendige Ausbauten und Veränderungen an die Hand genommen [1]. Unter anderem strebte man eine wirksamere Ausnutzung der Wasserkräfte sowie eine modernere Erwärmung des Thermalwassers an, wozu 1872/73 über dem Kanal von 1826 ein Maschinenhaus errichtet wurde [2]. Das bis dahin bestehende Wasserrad im alten Kanal, welches in früherer Zeit auch eine Getreidemühle angetrieben hatte, ersetzte man durch eine Turbine, welche Pumpen, Ventilatoren und die Transmission der Reparaturwerkstätte in Betrieb setzte. Im ersten Obergeschoss des Kopfbaus wurden Glätterei und Trockenraum untergebracht, im zweiten Obergeschoss grosse Reservoirs, in denen man das Mineralwasser durch Dampf aus zwei Kesseln erwärmte.
Sicherlich von Anfang an umfasste der Gebäudekomplex neben dem Kopfbau die vier heute noch bestehenden Nebentrakte, die im ersten verfügbaren Brandkataster von 1876 erwähnt werden. Der Kopfbau mit dem „Rauch- und Ventilationskamin“ umfasste gemäss diesem Eintrag „mech. Vorrichtungen & Transmission, Schmiede & mech. Werkstätte“. Im nördlichen Gebäudeflügel waren erdgeschossig „Abtritte, Dampfküche mit Kochaparaten, Waschküche mit 2 Bauchkesseln, Wasch- & Auswindmaschine, 13 Waschtröge & Dampfaufzug“ eingerichtet, im Obergeschoss „Trökneraum & Waschschenke“ (sic, wohl „Henke“). Der östliche Flügel besass im Erdgeschoss „Heizraum, Luftofen, Transmissionen, Dampf- und Wasserpumpe, Warmwasseraparate, Turbinenlokal & Turbinen, Mineralwasserversorgungen“; im Obergeschoss einen „Schnelltrökneaparat“ und im Dachgeschoss ein „Mineralwasserreservoir“. Nördlich angebaut waren ein Kesselhaus mit zwei Dampfkesseln sowie in einem weiteren Gebäude „Süsswasserbäder […] mit 6 Badzimmern & Bädern“ [3].
Im späten 19. oder frühen 20. Jh. wurde der Hochkamin erneuert. 1895 errichtete man zwischen dem Maschinenhaus und dem Rundbau (Kantonales Denkmalschutzobjekt SCB001) ein Inhalatorium (auch „Atmiatrie“). Schon 1935 wurde das „für den heutigen Geschmack hässliche und überdies baufällige“ Gebäude, wie man nun fand, allerdings wieder abgebrochen. Gleichzeitig erfolgte eine Umgestaltung dieses Parkbereichs nach Entwurf des Gartenarchitekten Oskar Mertens in Zürich [4]. Um das Jahr 2000 wurde der Hochkamin mit Stahlbändern verstärkt, mit einem Anstrich versehen und wohl auch etwas eingekürzt.
Beschreibung:Das Maschinenhaus erhebt sich mit seinen Nebenbauten westlich des 1827 von Hans Konrad Stadler errichteten klassizistischen Rundbaus und ist mit seiner Achse genau auf dessen Scheitel bezogen. Der dreigeschossige, annähernd würfelförmige Hauptbaukörper ist aus verputztem Bruchsteinmauerwerk aufgeführt und trägt ein flachgeneigtes Pyramidendach. Die Fassaden werden durch drei auf drei Fensterachsen streng regelmässig gegliedert. Die erdgeschossig deutlich überhöhten Rechtecklichter zeigen gefalzte und mit Blockbänken versehene Hausteingewände. Im rückwärtigen Gebäudeteil wird das Dach des Hauptbaus von dem die Baugruppe überragenden Hochkamin durchstossen. Dieser hatte ursprünglich abgeflachte, vierkantige Form und wurde von einem markantem Aufsatz abgeschlossen. Der heutige runde Kamin stammt aus dem ausgehenden 19. oder frühen 20. Jh. und zeigte sich bis vor einigen Jahren noch Sichtbacksteinmauerwerk; heute ist er dunkelrot überstrichen und etwas eingekürzt. Im Kopfbau hat sich das ursprüngliche Tragsystem mit Gusseisenstützen und -kapitellen erhalten.
Der ostseitige, zweigeschossige Anbau wird quer zum Hauptbau von einem flach geneigten Satteldach abgeschlossen. Die erdgeschossigen Fensteröffnungen wurden nachträglich umgestaltet. Bei der nördlich angegliederten ehemaligen Wäscherei handelt es sich um einen langgestreckten Baukörper mit gemauertem Erdgeschoss, vertikal verbrettertem Obergeschoss und axial bezogener Einzelbefensterung. Im Obergeschoss sind noch die bauzeitlichen, hölzernen Jalousieläden erhalten. Über ein Treppenhaus im nördlichen Gebäudeflügel erfolgt auch die Erschliessung des Kopfbaus.
Im rückwärtigen, einspringenden Winkel zwischen den beiden Gebäudeflügeln sind das ehemalige Kesselhaus sowie ein ehemals für Süsswasserbäder genutztes Gebäude angefügt. An der Nordseite des Nordflügels schliessen spätere Anbauten an (nicht Bestandteil des Schutzumfangs).
Dem Maschinenhaus gegenüber liegt aarewärts die ehemalige Pension Habsburg (Bauinventarobjekt SCB905). Schräg vor beiden Gebäuden erhebt sich auf dem gemeinsamen Vorplatz der ursprünglich im Hof des Rundbaus aufgestellte Donatorenstein von 1847 (Bauinventarobjekt SCB913).
Anmerkungen:[1] Glarner / Zschokke-Glarner 1943, S. 109-115.
[2] Ebd., S. 114.
[3] Staatsarchiv Aargau, ZwA Bezirksamt Brugg, Brandkataster Gemeinde Birrenlauf (Schinznach-Bad), 1876-1898; CA.0001/0184, Brandkataster Gemeinde Birrenlauf, 1899-1938.
[4] Glarner / Zschokke-Glarner 1943, S. 116 u. 121 (Zitat).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Literatur:- Paul Glarner / Lili Zschokke-Glarner, Aus Bad Schinznachs Vergangenheit, Aarau 1943, S. 114.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, ZwA Bezirksamt Brugg, Brandkataster Gemeinde Birrenlauf (Schinznach-Bad), 1876-1898; CA.0001/0184, Brandkataster Gemeinde Birrenlauf, 1899-1938.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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