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INV-SCB904 Restaurant "Badstübli", 1826 (Dossier (Bauinventar))
Identifikation |
Signatur: | INV-SCB904 |
Signatur Archivplan: | SCB904 |
Titel: | Restaurant "Badstübli" |
Ansichtsbild: |
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Bildlegende: | Ansicht von Südosten (2017) |
Bezirk: | Brugg |
Gemeinde: | Schinznach-Bad |
Ortsteil / Weiler / Flurname: | Bad Schinznach |
Hist. Name Objekt: | Waschhaus und Metzgerei |
Adresse: | Badstrasse 52 |
Versicherungs-Nr.: | 88 |
Parzellen-Nr.: | 3 |
Koordinate E: | 2654816 |
Koordinate N: | 1256535 |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1826 |
Grundlage Datierung: | Brandkataster |
Nutzungen: | urspr. Waschhaus und Metzgerei; 1935 Restaurant "Badstübli" |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Kleinbauten und -anlagen |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Nebengebäude |
Epoche / Baustil (Stufe 3): | Klassizismus |
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Dokumentation |
Autorschaft: | Hans Conrad Stadler (1788-1846), Architekt, Zürich (zugeschrieben) |
Würdigung: | Originell gestaltetes klassizistisches Nebengebäude, das zusammen mit dem Rundbau und wohl ebenfalls Plänen von Hans Conrad Stadler 1826 als Wäscherei samt Metzgerei für den grossen Gastbetrieb des Hotels errichtet wurde. Der langgestreckte eingeschossige Baukörper wird von einem knappen Walmdach mit obergadenartig ausgebildetem Obergeschoss abgeschlossen; an der Ostseite öffnet sich mittig eine hübsche fünfjöchige Laube mit kapitellbesetzten Holzpfeilern. Das Gebäude, welches 1935 zum Restaurant „Badstübli“ umgebaut wurde, ist etwas abgesetzt auf der Südseite des Stadlerschen Rundbaus (Kantonales Denkmalschutzobjekt SCB001) gelegen. Mit seiner Entstehungsgeschichte und seiner ursprünglichen Zweckbestimmung zeugt es zusammen mit dem Hauptbau von der zweiten Blütezeit des Bades im frühen 19. Jahrhundert und besitzt im Zusammenhang der Gesamtanlage einen erheblichen Zeugenwert. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Auf den grosszügigen Nebenbau bezieht sich wohl ein Eintrag im Brandkataster, der auf ein „ganz neues Gebäude von Stein mit Ziegeln, das Waschhaus und die Metzg“ lautet und 1826 gleichzeitig mit der Errichtung des Rundbaus vorgenommen wurde [1]. Man kann deshalb davon ausgehen, dass das Gebäude Bestandteil des grossen Neubauvorhabens war und nach seinen gepflegten klassizistischen Bauformen ebenfalls auf Plänen des bedeutenden Zürcher Architekten Hans Conrad Stadler (1788-1846) beruht [2]. Bestätigt wird die Annahme auch durch die Tatsache, dass das Gebäude erstmals auf einer Badansicht aus der Zeit kurz nach der Fertigstellung des Rundbaus auftaucht (vgl. Bilddokumentation) [3]. Es gehört damit ebenfalls in die Zeit, als das Bad unter der Leitung von Johann Rauschenbach und Gottlieb Rohr eine zweite Blütezeit erlebte [4]. In seiner Funktion als Waschhaus samt der für den Hotelbetrieb notwendigen Metzg ersetzte der Nebenbau zwei separate Vorgänger, die im Brandkataster als „die Mezg, ein steinernes mit Zieglen gedecktes Häuslin“ sowie als „Waschhaus, ein steinernes mit Zieglen gedecktes Haus“ verzeichnet waren und im selben Jahr 1826 abgebrochen wurden [5]. Die Angabe in der Badgeschichte von Paul Glarner und Lili Zschokke-Glarner aus dem Jahr 1943, wonach es sich bei dem Gebäude um das ehemalige Judenbad handle, dürfte falsch sein, zumal sich dafür in den Quellen keinerlei Anhaltspunkte finden [6]. Zu den ursprünglichen Nutzungen des Nebengebäudes kamen im Lauf des 19. Jh. weitere hinzu. Gemäss dem Brandkatastereintrag von 1876 handelte es sich nun um ein „Gebäude von Stein & Holz mit gew[ölbtem] Waschhaus, Metzg, Brauerei, Glättestube & Dörrofen“ [7]. 1935 wurde das Gebäude zum Restaurant „Badstübli“ umgebaut, wobei man im Inneren auch einen Liegeraum für Tagesgäste des Bads einrichtete [8]. Seither wurde namentlich das Innere mehrfachen Renovationen unterzogen. |
Beschreibung: | Das heutige Restaurant „Badstübli“ erhebt sich, parallel zu den Hauptgebäuden des Bads ausgerichtet, von diesen aber gleichzeitig etwas abgesetzt auf der Südseite des Stadlerschen Rundbaus (Kantonales Denkmalschutzobjekt SCB001). Es handelt sich um ein originell gestaltetes, klassizistisches Nebengebäude, das in zeittypischer Weise geometrisch durchkomponiert ist. Der langgestreckte eingeschossige Baukörper wird von einem knappen, flach geneigten Walmdach abgeschlossen, aus dem ein obergadenartig gestuftes Obergeschoss aufragt. Das ursprünglich sicherlich durchgehend verputzte Bauwerk ist im Erdgeschoss massiv gemauert, während der Oberbau aus nachträglich (wohl 1935) freigelegtem Fachwerk besteht. An der zu den Hauptbauten des Bads gerichteten östliche Längsseite springt zwischen zwei massiven Eckpavillons eine fünfjochige Laube ein, deren Holzpfeiler in klassizistischer Manier mit Kapitellen bestückt sind. Das Erdgeschoss ist in axialer Anordnung mit rechteckigen Tür- und Fensteröffnungen aus Muschelkalk besetzt; die Türen und teilweise die hölzernen Jalousieläden wurden in jüngerer Zeit ersetzt. Die eng gesetzten, breiten Fensteröffnungen des Oberbau besitzen Holzeinfassungen. Die Eckpavillons waren ursprünglich über direkte Eingänge in der Ostfassade zu betreten, von denen der südliche später zu einem Fenster reduziert wurde. Der Zugang zum Mitteltrakt erfolgt über die Laube. An der südlichen Schmalseite wurde wohl 1935 ein ursprünglich sicherlich vorhandenes drittes Fenster zugemauert; seither ist dort der Name des Restaurants aufgemalt. Einfacher gestaltet ist die durchgehend in einer Flucht gelegene, ursprünglich als Rückfront ausgebildete westliche Längsseite, über die heute der Hauptzugang zum Restaurant erfolgt. Das Innere des Mitteltrakts war früher über einen durchlaufenden Quergang erschlossen. Der kleine, 1935 im südlichen Gebäudeflügel untergebrachte Restaurationsbetrieb dehnte sich später auf das ganze Erdgeschoss aus. Heute zeigt sich das Innere stark modernisiert (Inneres gemäss Kurzinventar 1997). |
Anmerkungen: | [1] Die Zuordnung des Gebäudes zum Brandkatastereintrag ist aufgrund einer Lücke in der Überlieferung der Brandkatasterbände (1850-1876) nur vermutungsweise möglich, dürfte aber auch mit Blick auf die übereinstimmenden Funktionen des Gebäudes im Jahr 1826 und im ersten gesicherten Eintrag von 1876 zutreffen: Staatsarchiv Aargau, ZwA Bezirksamt Brugg, Brandkataster Gemeinde Birrenlauf (Schinznach-Bad), 1813-1849, 1876-1898; CA.0001/0184, Brandkataster Gemeinde Birrenlauf, 1899-1938 (Vers.-Nr. im Jahr 1826: 8). [2] Zum Rundbau (Kantonales Denkmalschutzobjekt SCB001) vgl. Michael Stettler / Emil Maurer, Die Bezirke Lenzburg und Brugg (Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. II), Basel 1953, S. 393-398; zu Stadler Isabelle Rucki / Dorothee Huber (Hrsg.), Architektenlexikon der Schweiz, 19./20. Jahrhundert, Basel 1998, S. 503. [3] Ansicht von Süden, vor 1840, von Rudolf Rey, Lenzburg (Staatsarchiv Aargau, GS/01195-2; vgl. Stettler / Maurer Kdm AG II 1953, S. 396, Bilddokument Nr. 27; Datierung: 1840 entstand das bergseitig an das alte Vorderhaus gefügte sog. Billardhaus). Auf zwei Ansichten von 1815, resp. 1820 ist das Gebäude noch nicht abgebildet (Staatsarchiv Aargau, GS/01187-2 sowie GS/01194-1). [4] Zur Geschichte des Bades vgl. Glarner / Zschokke-Glarner 1943. [5] Staatsarchiv Aargau, ZwA Bezirksamt Brugg, Brandkataster Gemeinde Birrenlauf (Schinznach-Bad), 1813-1849, 1876-1898; CA.0001/0184, Brandkataster Gemeinde Birrenlauf, 1899-1938 (damalige Vers.-Nrn. 8/9). [6] Glarner / Zschokke-Glarner 1943, S. 121. Abgesonderte Badeeinrichtungen für Juden bestanden in Schinznach wie auch etwa in Baden und anderen Kurbädern im ausgehenden 18. Jh.; vgl. die Beschreibung von Johann Rudolf Murer, 1787 (J. Rudolf Murer [Maurer], Beschreibung des Habspurgerbads [Sonderdruck aus: Archiv gemeinnütziger physischer und medizinischer Kenntnisse], [Zürich] 1787, S. 26 (Digitalisat Bayerische Staatsbibliothek: urn:nbn:de:bvb:12-bsb10287785-7), zit. bei Glarner / Zschokke-Glarner 1943, S.93) sowie die allgemeinen Hinweise bei Alfred Martin, Deutsches Badewesen in den vergangenen Tagen, Jena 1906, S. 143. [7] Staatsarchiv Aargau, ZwA Bezirksamt Brugg, Brandkataster Gemeinde Birrenlauf (Schinznach-Bad), 1813-1849, 1876-1898; CA.0001/0184, Brandkataster Gemeinde Birrenlauf, 1899-1938. [8] Glarner / Zschokke-Glarner 1943, S. 121. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung, Erhaltungsziel A. |
Literatur: | - Paul Glarner / Lili Zschokke-Glarner, Aus Bad Schinznachs Vergangenheit, Aarau 1943, S. 121. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, Grafische Sammlung; GS/01187-2. - Staatsarchiv Aargau, ZwA Bezirksamt Brugg, Brandkataster Gemeinde Birrenlauf (Schinznach-Bad), 1876-1898; CA.0001/0184, Brandkataster Gemeinde Birrenlauf, 1899-1938. - Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=133310 |
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