INV-AUS909 Rütigasse 11, 17. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-AUS909
Signatur Archivplan:AUS909
Titel:Rütigasse 11
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Nordosten (Fotoarchiv Denkmalpflege 1994)
Bezirk:Brugg
Gemeinde:Auenstein
Adresse:Rütigasse 11
Versicherungs-Nr.:75
Parzellen-Nr.:199
Koordinate E:2652403
Koordinate N:1251964

Chronologie

Entstehungszeitraum:17th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau
Epoche / Baustil (Stufe 3):Spätgotik

Schutz / Status

Status Bauinventar:Neuaufnahme Bauinventar 2018

Dokumentation

Inschriften:"1783" (Inschriftkachel auf der Deckplatte des Kachelofens)
Würdigung:Steilgiebliger spätgotischer Steinbau, der nach seinen Bauformen vielleicht noch auf das 17. Jh. zurückgeht. Das Gebäude, das durch seine charakteristische, hochragende Giebelwand mit dem bündig anschliessender Dachfläche auffällt, hat sein äusseres Erscheinungsbild weitgehend im ursprünglichen Zustand bewahrt und besitzt auch noch Teile der historischen Ausstattung. Besonders erwähnenswert ist die altertümliche Dachkonstruktion, die auf auffallend mächtigen Dreiecksbindern ruht. Als Teil der zeilenartigen Strassenbebauung im Dorfkern von Auenstein, die ehemals durchgehend aus zusammengebauten, traufständigen Vielzweckbauten bestand, kommt dem Gebäude erheblicher Situationswert zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Nach seinen Bauformen als steilgiebliger, sicherlich von Beginn weg auf Ziegeldeckung ausgelegter Steinbau könnte das Gebäude noch auf das 17. Jh. zurückgehen. Eine Inschriftkachel, die vom Vorgänger des heutigen Kachelofens stammt, nennt nebst einem Sinnspruch die Jahrzahl 1783, die vielleicht auf eine Umbauphase des Hauses bezogen werden kann. Ob das Haus nachträglich stockwerkweise unterteilt wurde oder ob es von Anfang an zwei Wohnungen enthielt, muss offen bleiben. Gemäss dem ersten verfügbaren Brandkatastereintrag von 1899 gehörte damals die Hälfte des Wohnhauses und der Scheune Gottlieb Frey, Schreiner, die andere Jac. Frey, Jacobs [1].
2011 wurden sukzessive Umbauarbeiten an dem Haus aufgenommen, bei denen im Wohnteil einige Zimmer zusammengelegt, der Kachelofen und die Feuerwand jedoch erhalten und der Ökonomieteil zurückhaltend ausgebaut werden sollen. Zur Zeit (2018) sind die Arbeiten noch im Gang [2].
Beschreibung:Der bäuerliche Vielzweckbau ist in gleicher Flucht mit seinem bergseitigen, im 19. Jh. entstandenen Nachbarhaus zu einer traufständigen Zeile an der Südseite der Rütistrasse zusammengefasst, die früher noch ein drittes Haus bergwärts umfasste (vgl. historische Ansicht in der Bilddokumentation). Er bildet damit einen Teil der alten Strassenbebauung im Dorfkern von Auenstein, die wohl schon in spätgotischer Zeit aus zwei parallelen Reihen teilweise zusammengebauter Steinhäuser bestand, heute aber nur noch in Teilen erhalten ist. Beim hier beschriebenen Gebäude handelt es sich um einen steilgiebligen, noch spätgotisch geprägten Steinbau, der aus einem in den Grundzügen gut erhaltenen zweigeschossigen Wohnteil und einer traufseitig in Ständerbauweise ausgeführten Ökonomie besteht. Er liegt unter einem durchgehenden, sicherlich von Anfang an auf Ziegeldeckung ausgelegten Satteldach, das seine geschlossenen Dachflächen bewahrt hat. Der Wohnteil fällt durch seine für den Bautypus charakteristische, hochragende Giebelwand mit bündig vermauertem Dachabschluss auf. Seitlich springt die mächtige Bruchsteinmauer geringfügig über die Trauffassaden vor. Die zur Strasse ausgerichtete nördliche Traufseite ist mit drei leicht unregelmässig verteilten Achsen kleiner Rechteckfenster besetzt, von denen das mittlere im Erdgeschoss ein gekehltes spätgotisches Sandsteingewände zeigt. Die übrigen Öffnungen werden von hölzernen Einfassungen aus dem 19. Jh. gerahmt. Der Hauseingang liegt in der dem Tenn benachbarten Achse und besitzt ein Rechteckgewände sowie eine verglaste Haustür aus der Zeit um 1900. Die talwärts gerichtete südliche Traufseite wurde wohl im frühen 20. Jh. mit drei Achsen grösserer Rechteckfenster mit Zementgewänden versehen. An die Stirnseite lehnt sich ein offener Pultdachanbau mit Schopf und Remise.
Der Ökonomieteil, der in der Nutzungsabfolge Tenn-Stall gegliedert ist (Mittertennhaus), stösst stirnseitig an die Giebelwand des Nachbarhauses. Die Traufwände sind als Ständerkonstruktion mit überblatteten Kopfhölzern ausgesteift. Das Dach ist hier über einer durch Büge in den Wandständern verankerten Flugpfettenkonstruktion zu einem Vorschermen ausgebildet. Erhalten ist das alte Tenntor samt Mannstür. Rückseitig wurde das Tenn schon vor längerer Zeit zu einem Wohnraum umgenutzt und der Bereich des Tenntors aufgemauert.
Der Wohnteil war ehemals auf beiden Geschossen durch einen Stichgang samt Geschosstreppe neben dem Tenn erschlossen und nach üblichem Schema vierteilig gegliedert, wobei der zur Strasse gerichtete nördliche Bereich Küche und Kammer, der südliche Bereich Stube und Nebenstube enthielt. Im Rahmen des laufenden Umbaus wurden Ausbrucharbeiten vorgenommen, um die Bereiche beidseits der Ofenwand zu je einem durchgehenden Raum zusammenzufassen. Der Boden wurde abgegraben, die Wände präsentieren sich aktuell im Rohbauzustand. Erhalten ist die mächtige Balkendecke samt Schiebeboden. Das Erdgeschoss bewahrt noch einen grünen Kachelofen aus dem 19. Jh. samt Sitzkunst wohl aus dem frühen 20. Jh. auf älteren Sandsteinfüssen. Auf der Deckplatte des Kachelofens ist liegend eine vom Vorgängerofen stammende Inschriftkachel vermauert, die einen schwer entzifferbaren Sinnspruch, die Jahrzahl 1783 sowie eine gekritzelte Randzeichnung mit zwei Figuren zeigt; diese lassen sich als Mann und Frau vielleicht auf das damalige Besitzerehepaar beziehen. Im Obergeschoss besteht noch die alte Aufkammerung. Erhalten sind auch hier stubenseitig die Balkendecken mit Schiebeboden; die Wände zeigen jüngeres Krallentäfer. In der Küche steht ein Eisenherd wohl aus dem 19. Jh. samt altem Rauchfang. Ein Gewölbekeller erstreckt sich quer zum First an der Ostseite des Wohnteils. Er verfügt über ein leicht spitzbogiges Segmentbogengewände und war ehemals über einen Aussenzugang an der nördlichen Traufseite zugänglich. Beim laufenden Umbau wurde der Zugang in den Keller einbezogen. Das über Wohn- und Ökonomieteil durchlaufende, weitgehend ungestört erhaltene Dachgerüst ist eine altertümliche Sparrenkonstruktion. Diese ruht auf ausgesprochen mächtigen Dreiecksbindern, die durch Querstreben in der Art eines liegenden Stuhls unterteilt und in Längsrichtung über Mittel- und Firstpfette mit den schlanker dimensionierten Sparrendreiecken verbunden sind.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau: CA.0001/0117, Brandkataster Gemeinde Auenstein, 1899-1938.
[2] Pläne im Baugesuchsarchiv; Projekt begleitet durch die kantonale Fachstelle Ortsbild, Siedlung Städtebau.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Literatur:- [Gerhard Ammann et al.], Auenstein, hrsg. v. d. Gemeinde Auenstein, Auenstein 1985, S. 69 (histor. Aufnahme).
Quellen:- Gemeinde Auenstein, Baugesuchsarchiv: Umbaupläne 2011.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=133894
 

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