INV-OBL906 Berikonerstrasse 21, 18. Jh. (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-OBL906
Signatur Archivplan:OBL906
Titel:Berikonerstrasse 21
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Südosten (2018)
Bezirk:Bremgarten
Gemeinde:Oberwil-Lieli
Ortsteil / Weiler / Flurname:Oberwil
Adresse:Berikonerstrasse 21
Versicherungs-Nr.:8
Parzellen-Nr.:202
Koordinate E:2671557
Koordinate N:1243350

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 18th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Würdigung:Stattliches Mittertennhaus wohl noch aus dem 17. oder 18. Jh., das mit der von zwei dreiteiligen Fenstergruppen ausgezeichneten Stubenfront und regionaltypischen Klebdächern eine giebelbetonte Fassadengestaltung zeigt. Das traufständige Gebäude mit gepflegtem Nutzgarten auf der dorfeinwärts gelegenen Stirnseite gibt am nördlichen Dorfeingang den Auftakt der historischen Strassenbebauung. Es bewahrt im äusserlich nahezu unveränderten Wohnteil die bauzeitliche Raumstruktur und im Dachgeschoss auf der ganzen Länge die seltene rauchgeschwärzte Sparrenkonstruktion auf stehendem Stuhl.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das längs zur Strasse ausgerichtete Gebäude muss aufgrund der russgeschwärzten Dachkonstruktion mindestens ins 18. Jh. zurückreichen. Laut dem vorgängigen Hauseigentümer Josef Koller existierte von einem älteren Ofen des Hauses eine in das Jahr 1662 datierte Kachel (nicht mehr vorhanden), welche ein mögliches Baujahr liefert. Ein anderer denkbarer Zusammenhang könnte zu einem spätbarocken Bildstock aus dem Jahr 1776 bestehen, der bis in die 1970er Jahre in der Nähe des Hauses stand und beim Ausbau des Kirchwegs verloren ging (gemäss Kurzinventar 1998).
Unter dem neuen Eigentümer des Hauses erfolgte 2011-12 der Ersatz der Fenster sowie eine teilweise Erneuerung des Ausbaus (Täfer, Böden, Herd und Ofen Küche).
Beschreibung:Der traufständige Vielzweckbau markiert den Beginn der historischen Bebauung am nördlichen Dorfeingang von Oberwil. Der längliche Baukörper ist unter einem durchlaufenden, leicht geschweiften Satteldach geborgen. Er gliedert sich in einen südwärts gerichteten, zweigeschossigen Wohnteil mit stirnseitiger Stubenfront und einen sich nördlich anschliessenden, bereits stärker veränderten Ökonomieteil. Mit Ausnahme des Fachwerkgiebels sind die Umfassungsmauern aus verputzten Bruchsteinmauern aufgeführt. Die dem Dorf zugewandte Giebelseite weist eine sich noch an vorklassizistische Bautraditionen anlehnende, unregelmässige Fensteranordnung auf. Am Erdgeschoss zeigen je drei locker gruppierte Rechtecklichter die Lage der Stube und der Nebenstube an. Spärlicher sind mit je einem Rechteckfenster die darüber liegenden Kammern ausgestattet, und ein einziges Fenster besetzt das Giebeldreieck. Die regionaltypischen Vordächer, die hier übereinander angeordnet das Giebelfeld prägen, ruhen auf Balkenvorstössen, die von beschnitzten Bügen gestützt werden. Etwas kürzere, ansonsten aber gleichartige Büge tragen die traufseitigen Vorstösse. Vermutlich waren die strassenseitige und die rückwärtige Trauffassade ehemals gleich behandelt, mit drei weit auseinander liegenden Fenstern je Geschoss und einem ungefähr mittig angelegten Hauseingang mit flankierendem Fensterchen (südlichstes EG-Fenster auf der Ostseite wohl nachträglich zugemauert). Die mit einem Ladenfalz versehenen und mit profilierten Leisten gerahmten Fenstergewände und die Türgerichte sind aus Holz gefertigt.
Durch den vorderen Hauseingang, der wie der hintere noch ein Türblatt aus dem 19. Jh. besitzt, gelangt man ebenerdig in die quer durchlaufende Küche, die gleichzeitig als Korridor dient. Stube und Nebenstube nehmen das Vorderhaus ein, während tennseitig zwei Kammern angeordnet sind, getrennt durch einen Stichgang, der die Küche mit dem Tenn verbindet. Eine eingewandete Treppe dient als Aufstieg ins Obergeschoss, wo eine analoge Raumaufteilung mit breiter, haustiefer Erschliessungszone besteht. An historischer Ausstattung haben sich neben einer noch aus dem 18. Jh. stammenden Brettertür mit Einschubleisten zur vorderen tennseitigen Kammer im Obergaden mehrere Biedermeiertüren aus dem mittleren 19. Jh. erhalten (1). Die Stube weist noch Reste eines dazugehörenden Feldertäfers und Wandschranks auf, während die übrigen Oberflächen aus neuen Belägen und Verkleidungen bestehen.
Das Dachwerk, das sich über dem ganzen Gebäude intakt erhalten hat, besteht aus einer Sparrenkonstruktion auf stehendem Stuhl mit hoch ansetzenden Aufschieblingen. Die gleichmässig ausgeprägte Russschwärzung am Gebälk ist ein Hinweis auf das hohe Alter des Gebäudes, stammt sie doch aus der Zeit vor dem Einbau eines durchgehenden Kamins, als der Rauch des Herdfeuers noch über eine Hurd in oder bis über den Obergaden geleitet wurde und durch Ritzen aus dem Dachraum ins Freie entwich. Die aussteifenden Kopfhölzer und Streben der Dachkonstruktion sind sorgfältig mit Holznägeln angeblattet und – wo sie zusammentreffen – auffallend genau aneinandergefügt, so dass sie wie ein Steigband aus einem Stück gearbeitet erscheinen. Die Dachhaut besteht heute aus Faserzementschindeln. Einzig die giebelseitigen Klebdächer sind noch mit einer schmucken Einfachdeckung aus alten, teils handgeformten Biberschwanzziegeln versehen.
Unter dem gesamten Vorderhaus sowie dem strassenseitigen Teil des Hinterhauses erstreckt sich ein Balkenkeller, der ehemals über einen aus Steinen gemauerten Aufgang mit der Küche verbunden war (Treppe noch vorhanden, Öffnung in der Balkendecke zur Küche verschlossen). Unter dem Stubenofen (bestehender Ofen aus den 1980er Jahren) ist die Balkenlage mit einem Unterzug und einer hölzernen Stütze unterfangen, welche heute durch jüngere Untermauerungen ergänzt werden.
Südlich des Hauses erstreckt sich – wie bereits auf der Siegfriedkarte von 1880 eingezeichnet - ein eingefriedeter Nutzgarten, der wesentlich zur stimmigen Gesamtsituation beiträgt.
Anmerkungen:(1) Eine weitere Brettertür des 18. Jh. befindet sich auf dem Dachboden.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0099: Brandkataster Gemeinde Oberwil-Lieli 1899-1938.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=134007
 

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