INV-RUA908 Hauptstrasse 21, 1818-1819 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-RUA908
Signatur Archivplan:RUA908
Titel:Hauptstrasse 21
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Südosten (2018)
Bezirk:Brugg
Gemeinde:Rüfenach
Ortsteil / Weiler / Flurname:Rüfenach
Hist. Name Objekt:"Rägihus"
Adresse:Hauptstrasse 21
Versicherungs-Nr.:33
Parzellen-Nr.:198
Koordinate E:2657725
Koordinate N:1262347

Chronologie

Entstehungszeitraum:1818 - 1819
Grundlage Datierung:Brandkataster; Inschrift (Kellerportal, früher am Dachhimmel)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Ländlicher Oberschichtbau

Dokumentation

Inschriften:"1646" (Scheitel Kellerportal)
Würdigung:Stattliches steinernes Wohnhaus, das 1818-19 über dem Gewölbekeller eines hölzernen Vorgängerbaus von 1646 in spätbarocken Formen neu errichtet und 1825 um ein drittes Wohngeschoss erhöht wurde. Das hinter einem grosszügigen Vorgarten aufragende Gebäude ist mit steingefassten Stichbogenfenstern in traufseitig vier und stirnseitig zwei Achsen rhythmisch gegliedert. Kleine Giebellichter sowie Konsolsteine eines ehemaligen Klebdachs ergänzen das weitgehend intakte äussere Erscheinungsbild, das von der retardierend steilen, geknickten Form des Satteldachs geprägt ist. Von der Hauptstrasse zurückversetzt, bildet das Haus zusammen mit der Speisewirtschaft Vogt (Kantonales Denkmalschutzobjekt RUA002) auf der gegenüber liegenden Strassenseite eine platzartige Erweiterung des Strassenraums mitten im Ortskern von Rüfenach.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Laut Brandkataster ersetzte das gemauerte Wohnhaus 1818 den Wohntrakt eines hölzernen, mit Stroh gedeckten Bauernhauses [1]. Es kam, gegenüber dem Vorgängerbau nur leicht verschoben, über dem Gewölbekeller von 1646 (Jahrzahl am Rundbogengewände des Aussenzugangs) zu stehen, wobei es sich weiter nach Süden erstreckte. Der nördliche, unmittelbar an das Tenn angrenzende Teil des alten Wohntraktes wurde währenddessen in einen zusätzlichen Stall umgestaltet und blieb in dieser Form mitsamt der alten Ökonomie bestehen. Veranlasst wurde die umfassende bauliche Erneuerung durch den wohlhabenden Bauern Hans Heinrich Märki, einem Sohn von Johannes Märki aus dem Haus gegenüber (Bauinventarobjekt RUA914) [2]. Der gemauerte Neubau von 1818 besass ursprünglich nur zwei Wohngeschosse. Schon 1825 deutet jedoch eine Zunahme des Schätzwertes im Brandkataster auf eine Aufstockung hin [3]. Fassbar wird diese im Brandkataster von 1829 mit dem Eintrag: "Ein steinernes Wohnhaus, 3 Stok hoch, mit Ziegeldach, samt Scheuer und Stall, auch 1 Schopf, von Stein und Holz, mit Strohdach, nebst 1 gewölbtem Keller" [4]. 1840 wurde rückwärtig an das Wohnhaus unter Pultdach ein grosszügiger Schopf zur Aufbewahrung von Holz und Unterbringung der Schweineställe angeschleppt, während der an die Scheune anschliessende Schopf als Wagenremise genutzt wurde. 1846 ging die Liegenschaft an den Sohn Johannes Märki über, der als Gemeinderat amtete. Ab 1872 war das Haus stockwerkweise unter ihm und seinem Sohn Hans Jakob aufgeteilt. Dabei wurden das zweite Obergeschoss, der Estrich, der Keller und der Schopfanbau mit den Schweineställen jeweils hälftig von beiden Eigentümern genutzt. Gleich verhielt es sich mit der angebauten Scheune mit mittigem Tenn, wobei Hans Jakob der neue, an das Wohnhaus anstossende Stall zugeteilt war und Johannes der alte aussenliegende. 1881 gehörte der Anteil mit der unteren Wohnung für kurze Zeit dem Müller Samuel Tanner und seiner Frau Sophie Zimmerli. Schon 1898 ist er aber wieder in Familienhand. Die untere Wohnung übernahm Hans Jakobs Sohn Gottlieb Märki und die obere zwei Jahre später dessen Bruder Samuel.
Später befand sich im Erdgeschoss der Laden der Landwirtschaftlichen Genossenschaft. 1981-82 erfuhr das Wohnhaus eine durchgreifende Renovation, bei der im Innern lediglich die Balkenlagen beibehalten wurden (Dachkonstruktion erneuert). Neu eingebaut wurde in der unteren Stube eine als Doppelvolute gearbeitete Fenstersäule mit der Jahrzahl "1596" und Steinmetzzeichen, die aus dem 1963 abgebrochene Gebäude Vers.nr. 40 stammt [5]. Mit Ausnahme des Hauseingangs, den man auf die Rückseite des Hauses verlegte (ehemaliger Hintereingang), blieb das äussere Erscheinungsbild des Wohnhauses von 1819 weitgehend erhalten. Die angebaute Scheune, die noch bis 1937 ihr charakteristisches, weit herabgezogenes Strohdach besessen hatte, wurde im selben Zug in eine Postfiliale umgewandelt (heute Garagen). Bei den Umgebungsarbeiten stiess man auf einen Sodbrunnen, den man wieder instand stellte. Die beim Abtiefen des nicht unterkellerten südlichen Hausteils entdeckten Skelettreste, die vermutlich zu einer mittelalterlichen Bestattung gehören, wurden ins Vindonissa-Museum in Brugg überführt [6].
Beschreibung:Der dreigeschossige Mauerbau bildet mit seinen hochragenden Proportionen einen markanten Blickfang im Ortskern von Rüfenach. Im Zusammenspiel mit der Speisewirtschaft Vogt von 1604 (Kantonales Denkmalschutzobjekt RUA002) und der zugehörigen Zufahrt auf der gegenüber liegenden Strassenseite ergibt sich aufgrund der zurückversetzten Stellung und dem grosszügigen Vorgarten eine platzartige Erweiterung des Strassenraums. Beide Trauffassaden, sowohl die Haupt- als auch die Rückseite, sind für die Bauzeit retardierend mit vier Fensterachsen in unregelmässigen Abständen rhythmisiert, wobei die Fenster zur Scheune und früheren Eingangsachse hin eine Dreiergruppe bilden. Die Stirnfront besetzen je Geschoss zwei Stichbogenlichter und im Giebelfeld drei kleinere Rechteckfenster. Vier aus der Mauer kragende Konsolsteine verweisen auf die frühere Existenz eines Klebdachs, das der Fassade einst einen Witterungsschutz bot. Die aus Muschelkalk gehauenen Gewände sind mit Stichbogen und Falz gearbeitet. Geborgen ist das Gebäude unter einem geknickten Satteldach mit hoch ansetzenden Aufschieblingen und einer Eindeckung aus alten Biberschwanzziegeln (Dachkonstruktion erneuert).
Ursprünglich konnte man das Gebäude auf beiden Traufseiten betreten. Ältere Fotografien zeigen noch den strassenseitigen Hauseingang, der unmittelbar neben der Ökonomie angelegt war (1981-82 in ein Fenster umgewandelt). Zur Tür führte eine hohe Freitreppe mit Steinstufen. Daneben befindet sich noch heute der Treppenabgang zu einem quer zum First verlaufenden Gewölbekeller, der noch über einen zweiten, rückwärtigen Aussenzugang verfügt. Das breite, gefaste Türgewände schliesst in einem Rundbogen, in dessen Scheitelstein die Jahrzahl "1646" eingemeisselt ist. Die alte, zweiflüglige Brettertür zeigt aussenseitig eine dekorative Aufdoppelung mit diagonal verlaufenden Friesbrettern
Wenige Meter vor dem Haus befinden sich ein alter Sodbrunnen mit neu aufgemauerter Brüstung. Weiter vorn steht in der Rasenfläche des Vorgartens der schlichte Längstrog eines Laufbrunnens, der ebenfalls zur Hofanlage gehört.
Anmerkungen:[1] Auskunft zu den Brandkatastereinträgen von 1809, 1818 und 1825: Max Baumann. Der bäuerliche Vielzweckbau war 1809 unter der Versicherungsnummer 9 erfasst, der neu erstellte Wohntrakt von 1818 unter der Versicherungsnummer 33.
[2] Baumann 1998, S. 200.
[3] Vgl. Anm. 1.
[4] Zitat sowie die folgenden Angaben gemäss Brandkataster: Staatsarchiv Aargau, 4519: Brandkataster Gemeinde Rüfenach 1829-1849; CA.0001/0178-0180: Brandkataster Gemeinde Rüfenach 1850-1938.
[5] Vgl. Baumann 1998, S. 200 sowie Kurzinventar 1996.
[6] Gemäss Kurzinventar 1996. Grabungsbericht in Besitz des damaligen Posthalters Walter Märki.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
- ICOMOS Liste historischer Gärten und Anlagen der Schweiz, Kanton Aargau, Rüfenach, 4112-02.
Literatur:- Max Baumann, Rein und Rüfenach. Die Geschichte zweier Gemeinden und ihrer unfreiwilligen Vereinigung, Baden 1998, S. 200, 301, 336.
- Michael Stettler, Emil Maurer, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. 2, Basel 1953, S. 391.
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar IV-21/4.
- Staatsarchiv Aargau, 4519: Brandkataster Gemeinde Rüfenach 1829-1849; CA.0001/0178-0180: Brandkataster Gemeinde Rüfenach 1850-1938.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=134353
 

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