INV-AUW932 Käsereistrasse 3/5, 16. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-AUW932
Signatur Archivplan:AUW932
Titel:Käsereistrasse 3/5
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Osten (2018)
Bezirk:Muri
Gemeinde:Auw
Adresse:Käsereistrasse 3/5
Versicherungs-Nr.:107B, A
Parzellen-Nr.:396, 395
Koordinate E:2670218
Koordinate N:1229246

Chronologie

Entstehungszeitraum:16th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Schutz / Status

Status Bauinventar:Neuaufnahme Bauinventar 2019

Dokumentation

Würdigung:Vielleicht noch auf das 16. oder 17. Jahrhundert zurückgehendes Tätschhaus, dessen flach geneigtes Dach ehemals mit Holzschindeln gedeckt war und bei der Umdeckung im 19. Jahrhundert leicht aufgesteilt wurde. Das Gebäude, dessen Bautypus in der Hauslandschaft des südlichen Freiamts die älteste Generation vertritt, dürfte unter den teilweise stark erneuerten Oberflächen noch wesentliche Teile des ursprünglichen Ständergerüsts samt der baugeschichtlich wertvollen, stark russgeschwärzten Dachkonstruktion bewahren. Dabei handelt es sich um eine Firstständerkonstruktion mit durchlaufenden Zwischenständern, die über dem Bundbalken zu einem stehenden Stuhl ausgebildet sind. Eine ebenfalls stark russgeschwärzte Bohlenwand zwischen Wohnteil und Tenn zeigt noch eine alte Holznagelung.
Im Falle grösserer baulicher Massnahmen sollte vorgängig die Kantonsarchäologie für eine bauarchäologische Untersuchung zugezogen werden.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das Gebäude könnte als ehemals schindelgedecktes Tätschdachhaus noch ins 16. oder 17. Jh. datieren. Schon früh, vielleicht im Zusammenhang einer Hausteilung, erhielt der Wohnteil an der nördlichen Traufseite einen Vorbau, dessen charakteristische Form bereits auf der Dorfansicht von Friedrich Wilhelm Delkeskamp von 1819 erscheint (vgl. Bilddokumentation) [1]. Ebenfalls schon vor 1850 wurde das Dach auf Ziegel umgedeckt und dabei leicht aufgesteilt. So erscheint das Gebäude im damals verfassten, ersten verfügbaren Brandkatastereintrag als «2stöckiges Wohnhaus mit Tremkeller & Scheune von Holz unter Ziegeldach» [2]. Die Abmessungen von rund 17 auf 15 Meter (56 x 60 Fuss) entsprechen den heutigen samt dem traufseitigen Anbau. Eigentümer des damals bereits zweigeteilten Hauses waren für Hausteil A Caspar Rebsamen, dem später Melchior Rebsamen folgte, für den zweiten Hausteil Balthasar Rebsamen, wobei beide Parteien je eine Wohnung und einen Scheunenanteil besassen. 1869 ging Hausteil B an Johann Brunner, 1878 Hausteil A an Philipp Meier über. 1895 ist für Hausteil B eine «Bauverbesserung» verzeichnet. Gemäss dem Eintrag von 1900 umfasste Hausteil B bereits damals keinen Scheunenanteil mehr. In den darauffolgenden Jahrzehnten erlebten beide Hausteile etliche Eigentümerwechsel.
Hausteil B (Nord) wurde im Lauf der letzten Jahrzehnte im Inneren modernisiert.
Beschreibung:Das Gebäude, das mit der flachen Dachneigung als ehemals mit Holzschindeln gedecktes Tätschdachhaus zu erkennen ist, steht unweit der Kirche leicht erhöht über dem Dorfbach. In der unmittelbaren Nachbarschaft befindet sich auch das dendrochronologisch auf 1469/70 datierte Haus Käsereistrasse 13 (Kantonales Denkmalschutzobjekt AUW012), welches den gleichen Bautypus vertritt und ebenfalls zum ältesten Baubestand des Dorfs gehört. Wie das sog. Sigristenpfrundhaus (Bauinventarobjekt AUW907) war das Gebäude vielleicht von Anfang an als bäuerlicher Vielzweckbau disponiert, der aus einem zweigeschossigen, nach Südosten gerichteten Wohnteil und einer nordwestlich unter durchgehendem Satteldach daran anschliessenden Ökonomie besteht. Der Wohnteil ist mindestens seit dem mittleren 19. Jh. zweigeteilt, wobei die Trennlinie gegenüber dem First leicht schiefwinklig verläuft. Der nördliche Hausteil (Vers.-Nr. 107B), der innerhalb des Kernbaus eine kleinere Grundfläche einnimmt, ist zudem um einen L-förmigen Vorbau entlang Trauf- und Stirnseite erweitert. Die Ökonomie gehört mindestens seit der Zeit um 1900 ganz zum südlichen Hausteil (Vers.-Nr. 104A).
Das Grundgerüst des Hauses und die baugeschichtlich wertvolle Tätschdachkonstruktion dürften sich unter den jüngeren Oberflächen zu wesentlichen Teilen erhalten haben (nördlicher Wohnteil sowie Ökonomie nicht gesehen; Beschreibung gemäss Bauernhausforschung 1989). Es handelt sich um einen Firstständerbau, bei dem in der Art eines Mehrreihenständerbaus auch die Zwischenständer durchlaufend ausgebildet sind (vgl. Schnittzeichnung in der Bilddokumentation). Über dem Bundbalken sind sie zu einem stehenden Stuhl zusammengefasst, der mit Steigbändern verstrebt ist und die Zwischenpfette trägt. Im Zug der Umdeckung auf Ziegel im 19. Jh. wurde das Dach durch Aufsetzen einer jüngeren Pfetten-Rafenkonstruktion leicht aufgesteilt. Die gesamte originale Konstruktion zeigt über dem Wohn- und teilweise auch über dem Ökonomieteil starke Russschwärzung. Dies gilt auch für die Rafenlage des nordostseitigen Vorbaus, der folglich vor dem Bau eines Kaminzugs entstanden sein muss. Zwischen Wohnteil und Tenn hat sich gemäss Angaben der Bauernhausforschung von 1989 eine bauzeitliche Trennwand aus stehenden Bohlen mit Holznagelung erhalten.
Äusserlich ist der Wohnteil heute stark durch jüngere Bauphasen geprägt. Die Fassaden zeigen eine unregelmässige, wohl im Lauf des 19. Jh. entstandenen Einzelbefensterung. Am südlichen Hausteil sind sie mit einer Eternitverschalung, am nördlichen mit einer Stulpschalung versehen, beides wohl aus dem frühen oder mittleren 20. Jh. Noch aus einer früheren Bauphase stammt das stirnseitige Klebdach, das von beschnitzten Bügen gestützt wird. Der Ökonomieteil besitzt nordseitig noch ein altes Tenntor mit aussen aufgesetzten Quertraversen. Der Stallbereich wurde um 1900 modernisiert. Heubühne und Giebelwand zeigen eine einfache vertikale Verbretterung. Der westlichen Stirnseite ist eine offene Remise vorgelagert.
Die Räume des nördlichen Hausteils sind mit Ausnahme einer Bohlenständerwand im Bereich des Eingangs vollständig modernisiert. Im weniger veränderten südlichen Hausteil hat sich ein beschnitztes Einbaubuffet erhalten, das an der einen Schranktür die Jahrzahl 1806 und den Initialen «C R M H» (wohl für Caspar Rebsamen und seine Ehefrau), an der anderen ein hübsch geschnitztes Christusmonogramm zeigt (gemäss Bauernhausforschung 1989).
Anmerkungen:[1] StAAG, GS/00328-2. Zu Friedrich Wilhelm Delkeskamp (1794-1872) vgl. den Art. in: AKL. Allgemeines Künstlerlexikon, Bd. XXV (2000), S. 478. Der aus dem Rheinland stammende Künstler ist hierzulande vor allem für sein «Relief des klassischen Bodens der Schweiz» (1830-35) bekannt, an seinem Wirkungsort Frankfurt für die Veduten aus dem Mittelrheintal. Die Zeichnung von Auw ist 1819 datiert und dürfte auf eine erste Schweizerreise Delkeskamps verweisen, die früher zu datieren wäre als die in AKL angegebene von 1825. Vgl. auch Germann Kdm AG V 1967, S. 24, Bilddokument Nr. 5.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Literatur:- Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 1, Basel 1996, S. 209 (Abb. 374).
Quellen:- Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0470-0472, Brandkataster Gemeinde Auw, 1850-1938 (alte Vers.-Nrn.: vor 1850: 94, 1850: 124A/B, 1875: 144A/B).
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Auw VIII-3/12.
- Staatsarchiv Aargau: Grafische Sammlung, GS/00328-2 (historische Ansicht).
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=134543
 

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