INV-BZB915 Gäbiweg 12, 1829 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-BZB915
Signatur Archivplan:BZB915
Titel:Gäbiweg 12
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Giebelansicht von Osten (2018)
Bezirk:Brugg
Gemeinde:Bözberg
Ehem. Gemeinde:Unterbözberg (bis 31.12.2012)
Adresse:Gäbiweg 12
Versicherungs-Nr.:1
Parzellen-Nr.:553
Koordinate E:2655886
Koordinate N:1259441

Chronologie

Entstehungszeitraum:1829
Grundlage Datierung:Inschrift (Tenntor)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Schutz / Status

Status Bauinventar:Neuaufnahme Bauinventar 2019

Dokumentation

Würdigung:Im Volksmund als "Wasenmeisterhaus" bekannte Liegenschaft, die an der Ostgrenze der Gemeinde auf freiem Feld steht. Das im Kern wohl wesentlich ältere Gebäude erhielt seine bestehende Form 1829 anlässlich eines grösseren Umbaus, welcher mit einer Inschrift am Schlussstein des korbbogigen Tenntors bezeugt ist. Der breitgelagerte gemauerte Baukörper tritt heute als bäuerlicher Vielzweckbau mit giebelbetontem Wohnteil und eher klein dimensioniertem Scheunentrakt in der Konstellation eines Mitterstallhauses in Erscheinung. Es handelt sich um einen baugeschichtlich wie auch typologisch interessanten Solitärbau, der mit dem kürzlich erfolgten Einbau eines Pferdestalles in die ehemalige Ökonomie seinen angestammten Nutzungscharakter bewahren konnte.
Bau- und Nutzungsgeschichte:In früheren Zeiten kam dem Wasenmeister die Aufgabe zu, kranke Tiere zu töten und die Kadaver zu entsorgen. Auch war er für die Bestattung hingerichteter Verbrecher zuständig. Aus diesem Grund befand sich seine Behausung meist ausserhalb des Dorfes, in der Nähe der Richtstätte [1]. So war der für die Landvogteien Schenkenberg, Kasteln und Königsfelden sowie für die Stadt Brugg zuständige Wasenmeister von alters her in Gäbi wohnhaft.
Im 18. Jh. waren es die Familien Hiltbrunner und Säuberle, welche die Tätigkeit des Wasenmeisters ausübten und die Liegenschaft im Gäbi bewohnten. Der letzte Amtsinhaber, Gabriel Säuberle, übte seine Tätigkeit bis ungefähr in die Mitte des 19. Jh. aus.
Am bestehenden Gebäude weisen die breitgelagerte Form, der auffällig massiv gemauerte Sockelbereich mitsamt dem Gewölbekeller, die teils sehr kräftigen Deckenbalkenlagen und Reste einer rauchgeschwärzten Dachkonstruktion auf ein höheres Alter hin. Im ersten Brandkataster von 1805 wird das Gebäude als "Wohnhaus, 2 Stöck, Stein und Ziegel", je zur Hälfte im Eigentum von Gabriel Säuberle und Hans Jakob Säuberle aufgeführt [2].
Eine Inschrift "1829 G.D" am Schlussstein des korbbogigen Tenntors weist auf einen grösseren Umbau hin, welcher vom damaligen Eigentümer Gabriel Dürr (offenbar identisch mit der Gabriel Säuberle genannten Person) vorgenommen wurde. Spätestens zu diesem Zeitpunkt erhielt das Gebäude seine heutige Gestalt als bäuerlicher Vielzweckbau. Der Brandkatastereintrag von 1829 lautet entsprechend auf "zweistöckiges Wohnhaus samt Scheune und Stall, von Stein mit Ziegeldach nebst einem gewölbten Keller" [3].
Als jüngere bauliche Massnahme fand 2014/15 ein Einbau von Pferdeboxen in den ehemaligen Ökonomieteil statt. Dabei wurde das alte Tenntor durch teilverglaste Torflügel ersetzt, und die vormals geschlossene Stirnmauer erhielt grössere Durchbrüche für den Auslauf der Tiere.
Beschreibung:Das "Wasenmeisterhaus" ist an der östlichen Gemeindegrenze gegen Riniken und Brugg hin aufs freie Feld gestellt. Es handelt sich um einen breitgelagerten gemauerten Baukörper unter steilem, geknicktem Satteldach, dessen unterschiedlich ausgebildete Dachflächen als Hinweis für eine vielschichtige, bislang nicht abschliessend geklärte Baugeschichte dienen können. Aufgrund der stark abfallenden Geländesituation tritt die Südfassade, welche heute die Rückfront bildet, mit freiliegendem Sockel und zwei darüber liegenden Wohnebenen sozusagen dreigeschossig in Erscheinung. Die kräftig ausgebildete Sockelzone erfährt durch geböschte Strebepfeiler eine zusätzliche Stabilisierung. Ein ebenerdiger Aussenzugang mit Rechteckportal führt hier in den quer zum First verlaufenden, tonnengewölbten Kellerraum.
Im Unterschied zur hochragenden Talfront gibt sich die nördliche, auf die Strasse ausgerichtete Hangseite mit dem ebenerdigen Zugang ins Wohngeschoss und dem niedrigen, unter der vorstehenden Dachtraufe geborgenen Kammergeschoss eher kleinformatig und unauffällig. Unter durchlaufender Dachfläche schliessen gegen Westen ein Stall und ein aussenseitig gelegenes Tenn an, an dessen Korbbogenportal im Scheitel die Inschrift "1829 G.D" zu lesen ist (Tenn heute zu Pferdestall umfunktioniert).
Als eigentliche Schaufront aber präsentiert sich die nach Osten gerichtete, breite Stirnfassade. Unregelmässig gruppierte Fenster mit teils unterschiedlichen Niveaus und Formaten lassen auch hier eine komplexe Entstehungsgeschichte vermuten. Jedoch sind sämtliche Fenstergewände der Stirnfront gleich wie die traufseitigen Gewände im Hauptgeschoss und das Tennportal aus gelblichem Muschelkalk gehauen und jeweils mit einem Ladenfalz versehen. In deutlichem Gegensatz hierzu sind die traufseitigen Lichtöffnungen im Obergeschoss mit hölzernen Rahmungen versehen. Besonders kräftige Holzgewände weist eine mit Brettläden verschliessbare, breitformatige Öffnung auf, welche womöglich einer älteren Bauphase (vor 1829) zuzuordnen ist.
Der breitgelagerte Wohnteil weist einen dreiraumtiefen Grundriss mit zentraler Küche und einem nach Süden gerichteten grosszügiger Wohnraum auf. Hier hat sich ein grüner Kachelofen mit bemaltem Zierfries erhalten, dessen Vasen- und Girlandenmotive die Handschrift des in Aarau tätigen Ofenmalers Johann Heinrich Egli (1776-1852) zeigen [4]. Den nördlichen, strassenseitigen Bereich des Hauses nimmt in den heutigen Verhältnissen eine Erschliessungszone mit Aufgang ins Obergeschoss ein. Die Schlafkammern sind über der Stube angeordnet, während der restliche Teil des Obergeschosses als weitgehend offener Raum ausgebildet ist. Auffallend sind hier die ausgesprochen kräftigen Deckenbalkenlagen, welche wohl älter als das am Tenntor überlieferte Baudatum 1829 sind. Den gesamten Gebäudegrundriss überspannt ein Sparrendach mit kräftigen liegenden Stuhljochen, welches zwar mehrfach ausgebessert ist, jedoch noch rauchgeschwärzte Teile einer alten Konstruktion aufweist.
Anmerkungen:[1] Zur Funktion des Wasenmeisters und zur Nutzungsgeschichte der Liegenschaft vgl. Baumann 1998, S. 467-468, 555-557,
[2] Staatsarchiv Aargau, Brandkataster Gemeinde Bözberg 1805.
[3] Staatsarchiv Aargau, Brandkataster Gemeinde Bözberg 1829.
[4] Zum Ofenmaler Egli vgl. Räber 2002, S. 200-202.
Literatur:- Max Baumann, Leben auf dem Bözberg, Die Geschichte der Gemeinden Gallenkirch, Linn, Ober- und Unterbözberg, Stilli 1998.
- Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 2, Baden 2002.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, Bezirksamt Brugg Zw 1942.0001 (4468/69, 4481): Brandkataster Gemeinden Bezirk Brugg 1805, Gemeinde Bözberg 1829; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0121: Brandkataster Gemeinde Bözberg 1850; CA.0001/0198-0200: Brandkataster Gemeinde Unterbözberg 1875-1938 (alte Vers.-Nrn.: 1809: 114; 1829: 135; 1850: 164; 1875: 85; 1899: 1).
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar Unterbözberg, IV-28/4.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=134780
 

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