INV-NIL922B Geschäftshaus Wildeggerstrasse 5, 1876 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-NIL922B
Signatur Archivplan:NIL922B
Titel:Geschäftshaus Wildeggerstrasse 5
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Osten (2018)
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Niederlenz
Adresse:Wildeggerstrasse 5
Versicherungs-Nr.:147
Parzellen-Nr.:216
Koordinate E:2655453
Koordinate N:1250770

Chronologie

Entstehungszeitraum:1876
Grundlage Datierung:Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:NIL922A, C
Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Fabrikgebäude, Manufakturgebäude

Dokumentation

Würdigung:Geschäftshaus der ehemaligen Stoffweberei Brunner und späteren Bandweberei, welches 1876 im Zuge eines grösseren Fabrikausbaus errichtet wurde. Der langgezogene, biedermeierlich geprägte Mauerbau mit schmuckem Mittelrisalit nimmt eine beherrschende Stellung am nördlichen Ortseingang von Niederlenz ein. Er ist wesentlicher Bestandteil eines 1839 am Aabach angesiedelten und im Laufe des 19. Jahrhunderts sukzessive erweiterten Industriekomplexes, zu dem noch das westlich gelegene alte Fabrikationsgebäude) (Bauinventarobjekt NIL922A mit diversen nordseitigen Erweiterungen sowie die Kanalanlage samt Bogenbrücke (Bauinventarobjekt NIL922C) gehören.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Michaeliskarte um 1840 verzeichnet an der Stelle der späteren Bandfabrik noch eine Ölmühle nebst Brücke und Kanal (vgl. Bilddokumentation) [1]. Bereits 1838 aber war eine Wasserrechtskonzession an die Gebrüder Kaspar und Rudolf Kull erteilt worden, welche offenbar schon bald an den Fabrikanten Johann Caspar Brunner überging. Dieser gründete 1839 eine kleine Stoffweberei mit vorerst nur zwei Beschäftigten. In der Folge aber konnte der Betrieb deutlich ausgebaut werden, so dass er zeitweise mehr als hundert Angestellten Arbeit bot [2].
Nach dem Tod von Johann Caspar Brunner ging die Fabrikkonzession 1876 an seine Söhne über (Firma Brunner & Co.), welche in der Folge wesentliche Ausbauten vornahmen. In diesem Zusammenhang entstand auch das als Wohlfahrtsgebäude vorgesehene Haus an der Wildeggerstrasse. Im Brandkataster wird es 1876 neu als "Wohnhaus mit Magazin, von Stein, mit 2 gewölbten Kellern" eingetragen [3].
In den 1890er Jahren ging das Unternehmen wegen schlechtem Geschäftsgang in Konkurs. Der Fabrikkomplex wurde in der Folge durch die Firma R. Theiler übernommen, welche 1899 eine Bandweberei einrichtete. 1926 nahm man in einem Neubau die vom Zweigbetrieb in Emmenbrücke hierher verlegte Flechtereiabteilung in Betrieb. Eine letzte Erweiterung erfolgte 1946 durch Sheddachbauten. Nach der Stilllegung des Fabrikbetriebes ging die Liegenschaft 1991 an die Elektroinstallations- und Haushaltgerätefirma Würgler AG über.
Beschreibung:Das auffallend langgestreckte Gebäude ist mit Firstrichtung Südost-Nordwest traufständig hart an die Wildeggerstrasse gestellt. Der zweigeschossige Mauerbau mit nur knapp vorspringendem Giebeldach zeigt über dem Erdgeschoss ein umlaufendes kantiges Gurtgesims. 13 Fensterachsen in streng regelmässiger Anordnung gliedern die strassenseitige Längsfassade. Die zentrale Partie akzentuiert ein von gezahnten Ecklisenen aus Sandstein gefasster Mittelrisalit mit bekrönendem Flachgiebel, in dem ein dreiteiliges, als Serliana gestaltetes Fenster sitzt. Der Gebäudesockel besitzt eine Verkleidung mit Platten aus Muschelkalk, die Fenster- und Türeinfassungen hingegen bestehen aus Sandstein. Die gefalzten Fenstergewände des Mittelrisalits wie auch der zentrale Haupteingang sind durch profilierte Verdachungen ausgezeichnet. Die beiden Stirnseiten des schmalen Gebäudes weisen jeweils zwei Fensterachsen und ein Zwillingsfenster im Giebelfeld auf. An der südlichen Stirnseite ist ein zweiter Zugang mit gewalmtem Schutzdach in die westliche Fensterachse integriert. Auf der Hausrückseite führt ein gedeckter hölzerner Laubengang über den Aabach zum westlich gelegenen Fabrikkomplex (Bauinventarobjekt NIL922A). Gebäudeinneres nicht gesehen.
Anmerkungen:[1] Die auf der Karte dargestellten Verhältnisse dürften auf Feldaufnahmen in den 1830er Jahren basieren.
[2] Badertscher 1997, S. 61; Schenkel 1945, S. 27; Badertscher 1997, S. 61; Dorfchronik Niederlenz 1961, S. 152-153; Chronik Gemeinde Niederlenz 1989, S. 130; www.vamus.ch. – Zu Johann Caspar Brunner als "Vorkämpfer für das Wohl der Fabrikarbeiter" siehe Schenkel 1945, S.31f.
[3] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0427-0429: Brandkataster Gemeinde Niederlenz 1850-1938.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), Einzelelement, Erhaltungsziel A.
Literatur:- Karl Schenkel, Niederlenz vom Werden und Wachsen einer aargauischen Industriegemeinde, Aarau 1945.
- Niederlenz Dorfchronik, Niederlenz 1961.
- Chronik der Gemeinde Niederlenz, Niederlenz 1989.
- Kurt Badetscher, Mühlen am Aabach, In: Lenzburger Neujahrsblätter 1997, S. 24-66.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0427-0429: Brandkataster Gemeinde Niederlenz 1850-1938.
- Staatsarchiv Aargau, DB.W01/0016/04: Wasserwerkspläne von 1857, 1875 und 1935.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=135033
 

Social Media

Share
 
Home|Login|de en fr it
Online queries in archival fonds