DSI-BRG059 Marktgasse 23, 1520 (ca.) (Dossier (Denkmalschutzinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:DSI-BRG059
Signatur Archivplan:BRG059
Titel:Marktgasse 23
Ansichtsbild:
1/1
Bezirk:Bremgarten
Gemeinde:Bremgarten (AG)
Adresse:Marktgasse 23
Versicherungs-Nr.:86
Parzellen-Nr.:563
Koordinate E:2668289
Koordinate N:1244871
Situationsplan (AGIS):https://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2668289&y=1244871

Schutz / Status

Kantonale Unterschutzstellung (DSI):5/2/2019
Kantonaler Schutzumfang:Integral

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 1520
Grundlage Datierung:Schriftliche Quelle

Typologie

Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Wohn- und Geschäftshaus
Epoche / Baustil (Stufe 3):Spätklassizismus

Dokumentation

Bau- und Nutzungsgeschichte:Als Wirtshaus "zum Löwen" ist die Liegenschaft 1520 erstmals urkundlich erwähnt. Als solches blieb es – mit verschiedenen Um- und Ausbauten – bis um die Mitte des 19. Jhs. am selben Standort bestehen. Die älteren Bau- und Nutzungsphasen des Gebäudes manifestieren sich insbesondere in der Grundstruktur inkl. Kellerräumen und im Dachtragwerk. Verschiedene Befunde deuten darauf hin, dass es in seiner heutigen Form aus einem älteren Kernbau und einer späteren Erweiterung zur Marktgasse hervorging. Die im Frühjahr 2019 erfolgten bauarchäologischen und dendrochronologischen Untersuchungen (Dachstuhl inkl. Dachbundbalken dd 1590/92) ermöglichen tiefere Einblicke in die Baugeschichte. Da der Dachstuhl das Gebäude in seiner gesamten Ausdehnung überspannt, ist davon auszugehen, dass die Vergrösserung im ausgehenden 16. Jh. erfolgte. Von Erneuerungsmassnahmen zeugt die Befensterung des 18. Jh., die sich an der Fassade zur Bärengasse erhalten hat. Weitere Bauteile wie Deckenbalken und Riegelwände datieren dendrochronolgisch zwischen 1818 und 1821. Um diese Zeit erfolgte damit ein grösserer Umbau mit neuer Raumeinteilung.
Mitte des 19. Jh. erwarb die Familie Dosenbach das Altstadthaus und richtete in ihm das Gründerhaus ihrer bedeutenden Schuhgeschäft-Dynastie ein. Unter den Dosenbachs erfuhr das Gebäude um 1870 eine tiefgreifende Modernisierung. Diese betraf sowohl den Aussenbau mit der spätklassizistischen Fassadengestaltung zur Marktgasse als auch den Innenausbau v. a. mit dem Einbau eines grosszügigen Treppenhauses sowie der repräsentativen Ausstattung der Räume mit Parkett- und Zementplattenböden, Tapeten, Wandtäfer etc. Um 1950 verlegte die Familie Dosenbach ihr Schuhgeschäft in das neu umgebaute Nachbarhaus, den ehemaligen Gasthof zum Hirschen. Die alten Geschäftsräume im Erdgeschoss wurden vom Merkur-Kaffeegeschäft übernommen. Mit seinem Einzug ging der letzte grössere Eingriff in die Bausubstanz in Form eines Ladenumbaus und der Erneuerung der Ladenfront einher.
Das 1590/92 (dd) Dachtragwerk ist als mächtiger liegender Dachstuhl mit doppeltem Kehlbalken und ohne Firstpfette konzipiert. Holzverbindungen mehrheitlich verzäpft. Einfacheindeckung aus Biberschwanzziegeln. Rauchgeschwärzte Wandzone im Dachraum.
Beschreibung:Der traufständig zur Marktgasse orientierte, viergeschossige Eckbau ist von einem Sparrendach mit tief heruntergezogenem Gerschild bedeckt. Die spätklassizistische Fassadengestaltung und die gestemmten Dachuntersichten verweisen auf den prägenden Umbau unter der Familie Dosenbach um 1870. Die schmale Fassade zur Marktgasse wird als eigentliche Hauptfront von Ecklisenen gesäumt und durch drei Fensterachsen gegliedert. Die Ladenfront geht auf den Ladenumbau um 1950 zurück. Die Rechteckfenster im 1. und 2. Obergeschoss verfügen über Sandsteingewände mit giebelförmigen und palmettenbekrönten geraden Verdachungen. Das hohe Alter und die komplexe Baugeschichte widerspiegelt die Giebelseite zur Bärengasse mit den sechs unregelmässigen Fensterachsen (bis zum 3. OG schlichte klassizistische Sandsteingewände, im 2. und 3. OG historische Befensterung mit Vorfenstern des 18. Jh. erhalten; profilierte Rahmen, Sprossen, Spätbarockbeschläge). Das Innere zeigt die historisch gewachsene Grundrissstruktur des wohl aus einem älteren Kernbau und einer jüngeren Erweiterung zur Marktgasse bestehenden Gebäudes. Im Untergeschoss sind zwei Gewölbekeller erhalten. Das Rundbogenportal zwischen den Kellern zeigt eine aufwendige Profilierung mit spätgotischer Kehlung und spiralförmig behauenem Profilstab und weist stilistisch in die Zeit um 1600. Der heutige Zugang zum Wohnhaus erfolgt auf Erdgeschoss-Ebene über den annähernd mittig gelegenen Eingang von der Bärengasse und führt in ein stattliches, zentrales Foyer mit dekorativem Zementplattenboden (um 1870) und einem Windfang mit verglasten Flügeltüren (um 1930). Das zentrale, grosszügige Treppenhaus um 1870 erschliesst alle Geschosse. Dem Voreigentümer und Urenkel der Familie Dosenbach zufolge ist für den Entwurf ein Pariser Architekt beauftragt worden. Es verfügt über eine zweiläufige Treppe mit einem Geländer mit über Eck gestellten, quadratischen Staketen und Vorplätze mit grossen Sandsteinplatten. Die Tür im Erdgeschoss und die Trennwände des Treppenhauses sind mit dekorativen Musselingläsern und Buntglasecken versehen. Aktuelle Sondagen zeigen, dass sich selbst im ehemaligen Ladenlokal trotz der Eingriffe des 20. Jhs. wertvolle ältere Oberflächen erhalten haben (Fischgratparkett, Wandtäfer, grösseres Fragment einer bedruckten Tapete des späten 19. Jh. mit vierblättrigen Blüten und Rautennetz). Im 1. Obergeschoss haben sich in der grossen gassenseitigen Stube wertvolle Oberflächen und Ausstattungselemente des 19. Jh. erhalten (Kreuzriemenboden, kassettiertes Weichholztäfer, Nussbaumtüren, Wandschrank, biedermeierlicher Kachelofen, stuckierte Deckenspiegel, Durchreiche, Sitzofen). In der Küche ist bis auf den Terrazzo-Fliesenboden an historischer Substanz nichts überliefert. Im 2. Obergeschoss sind aus dem 19. Jh. Knietäfer, Türen, ein grosser Einbauschrank aus Nussbaumholz und die aufwändigste Stuckdecke des Hauses erhalten.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=135273
 

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