Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1748 |
Grundlage Datierung: | Inschrift (Kellereingang Mühlenraum) |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Teil einer Baugruppe |
Weitere Teile der Baugruppe: | Scheune (LAU934), Ökonomiegebäude (LAU935) |
Nutzung (Stufe 1): | Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Mühle |
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Dokumentation |
Inschriften: | 1748 (Kellereingang Mühlenraum) 1919 (Türsturz Vordereingang) |
Würdigung: | In seiner baulichen Geschlossenheit eindrückliches Mühlenensemble, das aus einem Wohnhaus mit Mühle, einer zugehörigen grossen Stallscheune und einem Ökonomiegebäude mit tonnengewölbtem Kellerraum besteht. Das Hauptgebäude mit Mühlenraum und Trämkeller sowie über zwei Stockwerke verteilten Wohnräumen weist eine vielschichtige, bis in die Spätgotik zurückreichende Baugeschichte auf. In seiner heutigen Erscheinung ist das Gebäude sprechendes Beispiel eines mittelgrossen Mühlenbetriebs aus dem 18. Jahrhundert. Von der Mühleneinrichtung nur noch der sorgfältig gearbeitete Mahltisch vorhanden. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Bei der Mühle Leidikon handelt es sich um ein altes Lehen des Frauenklosters Säckingen, welches im Sulztal einst über einen ausgedehnten Güterbesitz verfügte. In einer urkundlichen Erwähnung von 1535 wird ein Barthli Stäublin als Betreiber der Fronmühle in Sulz/Leidikon genannt. Stifter der 1753 eingeweihten St. Nikolaus-Kapelle (Denkmalschutzobjekt SUL001) war Müller Bernhard Stäublin, welcher sich mit seinem Wappen am Chorbogenscheitel verewigt hat [1] . Angesichts der kostbaren Ausstattung des Kapellenraums darf auf gute materielle Verhältnisse des damaligen Mühlenbesitzers geschlossen werden. 1823 hat sich ein Joseph Stäuble seine Initialen am Kellereingang des zur Mühle gehörenden Ökonomiegebäudes Vers.-Nr. 214 (Bauinventar LAU935) angebracht. Die Familie Stäubli betrieb die Leidiker Mühle bis weit ins 20. Jh. Von Niklaus Stäuble, dem letzten männlichen Nachkommen des Familienzweiges, ging der Betrieb 1931 an Schwiegersohn Ernst Rüede über. Um 1975 wurde das Mühlengewerbe samt Landwirtschaft aufgegeben [2]. In seiner bestehenden Form und Volumetrie dürft das Mühlengebäude aus der Mitte des 18. Jh. stammen. Die eingemeisselte Jahreszahl 1748 am Kellereingang im Mühlenraum verweist auf den damaligen Neubau. Beim kürzlich erfolgten Abbruch des nördlichen Laubenanbaus aber sind im ersten Obergeschoss Reste spätgotisch gekehlter Fenster zutage getreten, welche auf einen Vorgängerbau aus dem 16./17. Jh. schliessen lassen. 1893 hat ein Brand zur Zerstörung von Teilen der Anlage geführt. Beim Wiederaufbau 1894 wurde anstelle des früheren Wasserradantriebs eine Turbine eingebaut und der Mühleweiher oberhalb der Kapelle angelegt. Die Jahreszahl 1919 am Zementgewände des Hauseingangs dokumentiert bauliche Veränderungen, welche vornehmlich die östliche Giebelfassade und den Küchenbereich betrafen. Die heutige Eigentümerschaft plant eine umfassende Sanierung der Mühle wie auch der zugehörigen Ökonomiegebäude. |
Beschreibung: | Die unterhalb der Hauptstrasse ins abfallende Gelände gegen den Sulzerbach gestellte Mühle ist ein schmaler, hoch aufragender Mauer- und Fachwerkbau unter geknicktem Satteldach. Während die östliche, strassenzugewandte Giebelfront mit dem 1919 datierten Hauseingang, den Eckquadern und den gekoppelten Rundbogenfenstern stilistisch ins 19. und frühe 20. Jh. weist, belegen die übrigen Wandteile mit uneinheitlich ausgebildeten Fensteröffnungen eine wesentlich ältere, vielschichtige Entstehungsgeschichte. So finden sich an der nördlichen Trauffassade wie auch an der westlichen, bachzugewandten Giebelseite Reste spätgotisch gekehlter Zwillingsfenster aus grauem Sandstein, welche vermutlich ins 16. Jh. datieren. Die ältesten Lichtöffnungen wurden später vermauert und durch axial gesetzte Einzellichter - teils aus rötlichem Oberhofer Sandstein, teils mit Holzgewänden - ersetzt. Das südseitig unter Schleppdach angefügte Radhaus ist mit den deutlich sichtbaren Baufugen als spätere Zutat wohl aus der Mitte des 18. Jh. zu interpretieren (Jahreszahl 1748 im Mühlenraum). Aus derselben Zeit dürfte die homogen erhaltene Dachkonstruktion mit liegendem Stuhl, gezapften Kopfhölzern und strebengestützter Firstpfette stammen. Nordseitig führt ein ebenerdiger Eingang in den Mühlenraum. Die rechteckige Öffnung aus rötlichem Oberhofer Sandstein bewahrt eine zweiflüglige Brettertür mit rautenförmiger Aufdoppelung. Mächtige Eichenbalkenlagen mit eingeschobenen Schrägböden sind im Mühlenraum und im hangseitig angrenzenden Keller auf einem Unterzog mit Eichenpfeilern abgestützt. Der rundbogige Durchgang zum Keller weist am Scheitel die eingemeisselte Jahreszahl 1748 auf, das Türblatt zeigt eine waagrechte Aufdoppelung. Von der alten Mühleneinrichtung sind noch der U-förmige Mahlstuhl aus Eichenholz und Reste der Transformation erhalten. Das darüber liegende erste Wohngeschoss weist einen breiten, quer zum First durchlaufenden Mittelgang mit Treppenläufen in den Mühlenraum und die oberen Geschosse auf. Der Hauptzugang lag früher ebenfalls auf der Nordseite. Ein zweiter, heute benutzter Zugang an der östlichen, strassenseitigen Giebelwand führt direkt in die Küche und weiter in die Stube. Über dem Mühlenraum befinden sich zwei grossem Kammern, wobei die südliche früher ebenfalls für den Mahlbetrieb benötigt wurde (Standort der "Sechter"). Das Obergeschoss ist gleichfalls mit einem durchlaufenden Mittelgang erschlossen. Über der Stube liegt ein grosses Schlafzimmer, über der Küche eine Rauchkammer mit Fachwerkwänden und Tonplattenboden sowie einem östlich anschliessenden kleinen Raum. Zwei weitere Zimmer nehmen die Westseite des Hauses ein. An historischer Ausstattung sind Balkendecken, einfache Brusttäfer, ein Tannenriemenboden mit Eichenfriesen sowie Türen und Beschläge aus dem 18. und 19. Jh. erhalten. Der blaugrüne Kachelofen mit Sitzkunst in der Stube ist hingegen abgebrochen worden (vgl. Kurzinventar von 1993). Auch in den oberen Räumen dürften hinter der modernen Vertäferung noch Sichtbalkendecken und altes Täfer vorhanden sein. An einer Fachwerkwand im südlichen Eckzimmer sind Reste einer schwarz-grauen Begleitmalerei sichtbar. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung. - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), Einzelelement, Erhaltungsziel A. |
Anmerkungen: | [1] Hunziker/Haupt 2011, S. 26. [2] Unterwegs in Sulz, 1999, S. 92; Heiz 1984, S. 78. |
Literatur: | - Arthur Heiz/Ursi Schild/Beat Zimmermann, Fricktal, Bezirk Laufenburg, Aarau 1984, S.78-9 (Abb.). - Unterwegs in Sulz von 1900 bis 1999, Sulz 1999, S. 92. - Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 153. - Edith Hunziker/Isabel Haupt, Kirche und Kapelle im Sulztal/Laufenburg, Bern 2011 (Schweizerischer Kunstführer). |
Quellen: | - Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv. - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Sulz VI-18/4. |
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Related units of description |
Related units of description: | siehe auch: DOK-SUL839.003 Mühle (= SUL906) (Dossier (Dokumentationsobjekte))
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=13548 |
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