INV-BED916 Klosterstrasse 3/5, 17. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-BED916
Signatur Archivplan:BED916
Titel:Klosterstrasse 3/5
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Südosten (2019)
Bezirk:Baden
Gemeinde:Bergdietikon
Ortsteil / Weiler / Flurname:Kindhausen
Adresse:Klosterstrasse 3/5
Versicherungs-Nr.:106B, 106A
Parzellen-Nr.:1601, 1602
Koordinate E:2670651
Koordinate N:1249807

Chronologie

Entstehungszeitraum:17th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerliches Wohnhaus

Schutz / Status

Status Bauinventar:Neuaufnahme Bauinventar 2019

Dokumentation

Würdigung:Stattlich dimensioniertes bäuerliches Wohnhaus, das nach seinen Bauformen wohl noch ins 17. Jahrhundert zu datieren ist. Der mehrheitlich gemauerte Baukörper besitzt an der zum Hang gerichteten westlichen Stirnseite noch mehrere spätgotisch gekehlte Sandsteingewände. Das hochragende Satteldach fällt durch die sorgfältig ausgebildete südseitige Flugpfettenkonstruktion auf. Von grosser baugeschichtlicher Bedeutung ist die stark russgeschwärzte, typologisch spezielle Dachkonstruktion. Diese zeigt im unteren Bereich sowohl liegende wie stehende Stuhljoche; darüber erhebt sich ein Gefüge, das mit säulengestützter Firstpfette, Unterfirst und Steigbändern zur Queraussteifung Anklänge an eine Hochstudkonstruktion zeigt. Als prägendem Bestandteil des alten Dorfkerns von Kindhausen kommt dem Gebäude zudem siedlungsgeschichtliche Bedeutung zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das Gebäude dürfte nach den spätgotischen Fenstergewänden an der Westfassade und der Konstruktion des Dachgerüsts noch in das 17. Jh. datieren. Bauweise und Abmessungen weisen auf wohlhabende Verhältnisse. Ob ein Zusammenhang zum ehemaligen Besitz des Klosters Wettingen in Kindhausen besteht, ist nicht bekannt [1]. Die durchgehende Rauchschwärzung am alten Dachgebälk über den Wohnräumen lässt eine ursprüngliche Eindeckung mit Stroh vermuten. Allerdings besass das Gebäude gemäss dem ersten verfügbaren Brandkatastereintrag von 1899 damals bereits ein Ziegeldach [2]. Im übrigen wurde es als «Wohnhaus & Schopf» von Stein und Holz beschrieben und war vielleicht schon seit langem in zwei Haushälften aufgeteilt, wobei der nördliche Hausteil (A) Johann Conrad Widmer und ab 1909 Arnold Widmer gehörte, der südliche (B) Johann Schuepp. Von 1910 bis 1920 waren beide Hausteile in den Händen von Arnold Widmer vereinigt, bevor sie 1920 abermals getrennt wurden.
Ein grösserer Umbau erfolgte nach dem Kauf durch die heutigen Eigentümer 1978 [3].
Beschreibung:Das stattliche Wohnhaus ist im alten Kern des Weilers Kindhausen nördlich der Abzweigung der Egelseestrasse mit dem First quer an die Klosterstrasse gestellt. Der ausgesprochen stattlich dimensionierte zweigeschossige Baukörper ist mehrheitlich aus Bruch- und Lesesteinen aufgemauert und trägt ein hochragendes, heute ungleichmässig geknicktes Satteldach. An der südlichen Traufseite besteht noch eine altertümliche Flugpfettenkonstruktion mit zierbeschnitzten Zugbändern und verstrebenden Kopfhölzern, wie sie vor allem im Zürichbiet bis zum 17. Jh. verbreitet war [4]. Nordseitig wurde das Dach im Bereich der Aufschieblinge nachträglich erhöht. Seit längerem ist das Haus unter dem First in zwei annähernd gleich grosse Teile getrennt.
Die südliche Traufseite besitzt mehrheitlich noch eine regelmässige Einzelbefensterung aus dem 19. Jh. mit hölzernen Einfassungen und Jalousieläden. An der zur Strasse gerichteten östlichen Stirnseite lag bis zum Umbau um 1978 der gemeinsam von beiden Hausteilen genutzte Eingang [5]. Der strassenseitige Giebel ist lediglich mit einer einfachen vertikalen Verbrettung versehen. Die unregelmässige Befensterung dieser Fassade wie auch der nördlichen Traufseite zeigt neben einigen einfachen, älteren Holzeinfassungen Ergänzungen vom Umbau um 1978. Die westliche Giebelseite ist im Unterschied zur Strassenfront bis zum Giebel gemauert. Sie ist in unregelmässiger Anordnung mit mehreren spätgotisch gekehlten Fenstergewänden versehen, was angesichts der wenig prominenten Ausrichtung zum ansteigenden Hang erstaunt. Auch befanden sich auf dieser Seite des Gebäudes kaum je Wohnräume. Am hier ebenerdig gelegenen Obergeschoss handelt es sich um ein Einzel- sowie ein Doppelfenster. Im Giebel sind ein weiteres gekehltes Einzelfenster sowie darüber ein einfaches gefalztes Rechteckgewände, sämtlich aus Sandstein, vorhanden. Möglicherweise wurden die Gewände bei der Umgestaltung der Vorderfronten mit Einzelfenstern in Zweitverwendung an die Gebäuderückseite verlegt. Das Dach bewahrt vollständig geschlossene Dachflächen und ist heute mit Falzziegeln eingedeckt. Nordwestseitig schliesst ein eingeschossiger Anbau von 1978 an der Stelle eines früheren Stalls an (nicht Bestandteil des Schutzumfangs).
Die beiden Hausteile werden heute von den jeweiligen Traufseiten her betreten. Sie sind unter dem First durch zwei Gänge erschlossen, die früher von der Stirnseite her gemeinsam zugänglich waren. In der südlichen Haushälfte besteht noch die alte Raumstruktur, während die Oberflächen modernisiert sind. In der Trennwand zum nördlichen Hausteil ist obergeschossig ein Ständer mit gezahntem Kopfholz zu sehen. Der nördliche Hausteil ist etwas stärker modernisiert. In der Stube steht noch ein Heimatstil-Kachelofen mit Kunst aus der Zeit um 1930/40. Der vom Vorgängerofen übernommene Fuss zeigt die Initialen «HW», flankiert von der Jahrzahl 1880.
Weitgehend im Originalzustand erhalten ist das aufgrund seines vermutlich hohen Alters und seiner typologischen Besonderheiten bemerkenswerte Dachgerüst, das über den strassenseitigen Wohnräumen vollständig russgeschwärzt ist und damit auf eine früher offene Rauchküche hinweist; russfrei zeigt sich hingegen der hangseitige westliche Bereich. Es handelt sich um eine Sparrenkonstruktion, die über den Wohnräumen auf einem liegenden, an beiden Stirnseiten hingegen auf einem stehenden Stuhl ruht. Darüber setzt eine Reihe von Firstsäulen auf, die mit verblatteten Fussstreben im Kehlbalken verankert sind und einen Firstpfette tragen. Kopfstreben, Unterfirst sowie Steigbänder sorgen in einer an Hochstuddächer erinnernden Weise für die Aussteifung der Konstruktion. Vergleichbare Dachkonstruktionen finden sich im zürcherischen Teil des Limmattals, am Zürichsee sowie im Knonauer Amt [6]. Zwei Dachbalken wurden bei der Anlage der heutigen Treppenaufgänge in den Dachraum durchtrennt.
Anmerkungen:[1] Zu den vormodernen Herrschaftsverhältnissen in Bergdietikon vgl. Verena Ungricht, Unter klösterlicher Grundherrschaft vom 12. bis zum 17. Jahrhundert, in: Patrick Zehnder, Grenzen überschreiten. Die Aargauer Gemeinde Bergdietikon seit dem Mittelalter, Zürich 2003, S. 11-26, insbes. S. 23.
[2] StAAG, Brandkataster Bergdietikon.
[3] Freundl. Hinweis der Eigentümerin (2019).
[4] Vgl. Isabell Hermann, Die Bauernhäuser des Kantons Zürich, Bd. 3, Basel 1997, S. 115f.
[5] Freundl. Hinweis der Eigentümerin (2019).
[6] Vgl. etwa Christian Renfer, Die Bauernhäuser des Kantons Zürich, Bd. 1, Basel 1982, S. 343, 346f.; Hermann 1997, S. 107.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0037, Brandkataster Gemeinde Bergdietikon, 1899-1937.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotosammlung.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

Related units of description

Related units of description:siehe auch:
DOK-BED839.001 Bauernhaus, Keine Angabe (Dossier (Dokumentationsobjekte))
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=135852
 

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