INV-THA915 "Kirchenstock", 1856 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-THA915
Signatur Archivplan:THA915
Titel:"Kirchenstock"
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Nordwesten (2019)
Bezirk:Aarau
Gemeinde:Thalheim (AG)
Ortsteil / Weiler / Flurname:Oberdorf
Adresse:Kirchgasse, bei der Kirche
Versicherungs-Nr.:20
Parzellen-Nr.:217
Koordinate E:2649894
Koordinate N:1253938

Chronologie

Entstehungszeitraum:1856
Grundlage Datierung:Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:THA002
Nutzung (Stufe 1):Öffentliche Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Schulhaus
Epoche / Baustil (Stufe 3):Biedermeier

Schutz / Status

Status Bauinventar:Neuaufnahme Bauinventar 2020

Dokumentation

Würdigung:An die Kirchhofmauer angelehnter Kleinbau, der gemäss Brandkataster 1856 durch die Gemeinde als Schullokal mit «Gefangenschaft» (Arrestzelle) und Archiv erbaut wurde. Der eingeschossige Mauerbau, der sich über einem talseitig freiliegenden Gewölbekeller erhebt, diente vermutlich als notdürftige Erweiterung für ein zu klein gewordenes Schulhaus. Er verlor seine Hauptfunktion bereits 1877 mit dem Bau eines zeitgemässen, grossen Schulhauses beim Oberdorfbrunnen (abgebr. um 1985) und gibt damit ein Zeugnis von der Entwicklung der Volksschule im 19. Jahrhundert ab. In wirkungsvoller Situierung bildet das Gebäude trotz seiner bescheidenen Dimensionen einen wichtigen ortsbaulichen Akzent vor dem Hintergrund der Pfarrkirche (Kantonales Denkmalschutzobjekt THA002).
Bau- und Nutzungsgeschichte:Der als «Kirchenstock» bekannte Kleinbau wurde gemäss Angabe im Brandkataster 1856 für die Gemeinde erbaut. Die Beschreibung lautete auf ein «einstökiges Schulhaus, Gefangenschaft & Archiv von Stein, mit Ziegeldach, mit gewölbtem Keller» [1]. Gemäss dem nachfolgenden Eintrag von 1876 wurde das Gebäude immer noch als Schulhaus genutzt; der Begriff «Gefangenschaft» erschien aber als Hausname mit Anführungszeichen, was darauf hinweisen könnte, dass die Funktion einer Arrestzelle bereits aufgegeben worden war. Das Gebäude beherbergte wohl kaum je die gesamte Gemeindeschule, zumal bereits für das frühe 19. Jh. von einem grösseren, wenn auch nicht näher identifizierten Schulhaus berichtet wird [2]. Eher könnte es als notdürftige Erweiterung gedient haben. Nachdem man 1877 ein zeitgemässes neues Schulhaus errichtet hatte – einen charakteristischen, dreigeschossigen Mauerbau in spätklassizistischen Formen (abgebr. um 1985) –, verlor der Kleinbau seine Hauptfunktion. Nach 1900 ging die Liegenschaft an die Kirchgemeinde über und wurde nur noch als «Gebäude mit Archiv» bezeichnet [3].
Um 1980 erfolgte eine Renovation [4].
Beschreibung:Der «Kirchenstock» erhebt sich in einem einspringenden Winkel der talabwärts etwa geschosshohen Terrassenmauer des Friedhofs und erscheint damit vom Oberdorf her in wirkungsvoller Situierung vor dem Hintergrund der Pfarrkirche, einem langgestreckten Saalbau mit eingezogenem Längschor, der im Kern auf das 14. Jh. zurückgeht, seit dem 16. Jh. mehrfach überprägt und 1956/57 stark restauriert wurde (Kantonales Denkmalschutzobjekt THA002) [5]. Beim kleinformatigen Nebengebäude handelt es sich um einen eingeschossigen, verputzten Mauerbau, der über einem talwärts vollständig freiliegenden Kellersockel aufragt und von einem ungebrochenen Satteldach abgeschlossen wird. Die auf dem Niveau des Friedhofs gelegene ehemalige Schulstube wird an der talseitigen Giebelfront von zwei Rechteckfenstern mit Muschelkalkgewänden sowie einem weiteren Fenster an der westlichen Längsseite belichtet. Die Eingänge liegen an beiden Längsseiten, wobei nicht mehr klar ist, welcher Eingang welcher Funktion zugeordnet war. In der südlichen Stirnseite zur Kirche öffnet sich ein vergittertes Fensterchen, das zur Arrestzelle oder auch zum Archiv gehört haben könnte. Vielleicht lag das Archiv auch im Dachgeschoss, das im Giebel über eine grosse Rechtecköffnung zugänglich ist. Zu beiden Seiten des Gitterfensterchens sind zwei steinerne Gedenktafeln angebracht: links für den 1872-74 in Thalheim tätigen Pfarrer G. J. Hunzigker [sic], rechts für Ursula v. Sprecher-Bernegg und deren mit Pfarrer Hunzigker verheiratete Schwester Maria Magdalena. Zwischen dem Kleinbau und der Freitreppe zum Friedhof erhebt sich eine Terrasse mit talseitigem Rundbogeneingang, über den auch der Zugang zum Gewölbekeller erfolgt.
Anmerkungen:[1] StAAG, Brandkataster Thalheim.
[2] Samuel Heuberger, Geschichte der Schulhäuser im Bezirk Brugg, in: Brugger Neujahrsblätter 1904, S. 3-50, hier S. 40f.
[3] StAAG, Brandkataster Thalheim.
[4] Gemäss Fotosammlung Denkmalpflege.
[5] Zur Pfarrkirche vgl. Michael Stettler / Emil Maurer, Die Bezirke Lenzburg und Brugg (Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. II), Basel 1953, S. 413f.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung, Erhaltungsziel A.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau (StAAG): Bezirksamt Brugg, ZwA 1942.0001, Brandkataster Gemeinde Thalheim, 1809-1849; CA.0001/0192-0194, Brandkataster Gemeinde Thalheim, 1850-1938 (alte Vers.-Nrn.: 1856: 166, 1876: 19).
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotosammlung.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=136072
 

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